Engelssturz - Zahn, T: Engelssturz - Angelmass
dann sorgfältig in die Tasche. »Sie haben einen Roboter im Bug installiert, der die neue Elektronik strahlungshärtet, und noch einen im Maschinenraum, der das Gleiche macht. Sie können an beiden Orten nichts tun, bis diese Arbeiten abgeschlossen sind, aber der Vorarbeiter sagt, dass es nur noch ein paar Stunden dauern dürfte. Sie sind bis dahin in die Kantine gegangen.«
»Das wird dann aber eine schön lange Essenspause.« Chandris deutete nach oben auf die Löcher, die noch immer überall in der Gazelle klafften, wo vorher die beschädigten Platten gewesen waren. »Und was ist mit hier draußen? Ich hatte ihm doch gesagt, dass ich die Hülle bis heute Abend fertig haben wollte.«
»Das wird sie auch – so gut wie«, versicherte Kosta ihr. »Sie haben die alten Platten entfernt und fertigen die Ersatzteile in ihrer Werkstatt an. Er sagt, dass sie heute Abend damit fertig werden und sie dann morgen früh einbauen.«
»Sie können sie doch auch heute Nacht schon einbauen«, erwiderte Chandris unwirsch. »Ich kann dieses ›morgen‹ nicht mehr hören – sie haben doch Reserve-Arbeitstrupps. Wo ist überhaupt der Vorarbeiter – mit den anderen beim Essen?«
»Eigentlich …« Kosta zögerte. »Ich glaube, Ornina hatte ihnen gesagt, dass sie die restliche Arbeit an der Hülle bis morgen aufschieben könnten. Aber das geht schon in Ordnung«, fügte er hastig hinzu. »Ich könnte meinen ganzen Kram sowieso nicht vor morgen anschließen.«
»Und wenn du ihn erst nächste Woche anschließen würdest, wäre mir das auch egal«, sagte Chandris knurrend. »Ich hatte ihn instruiert, dass die Arbeit so schnell wie möglich erledigt werden sollte. Morgen ist nicht so schnell wie möglich.«
»Ich weiß«, sagte Kosta. »Aber …«
Er verstummte und richtete den Blick auf etwas hinter Chandris’ Schulter. »Kann ich Ihnen irgendwie helfen?«
Chandris drehte sich um und erwartete, einen der Arbeiter zu sehen.
Und erstarrte.
»Klar kannst du das«, sagte Trilling Vail freundlich und kam mit einem strahlenden Lächeln auf sie zu. »Mein Name ist Trilling. Ich will mein Mädchen holen.«
35
Im ersten Moment stand Kosta auf dem Schlauch. Der Name sagte ihm nichts, und das Lächeln des Manns war zumindest nicht ganz unsympathisch.
Und dann prallte Chandris mit einem seltsamen leisen Wimmern gegen ihn – und plötzlich dämmerte es ihm.
Chandris war schon auf der Flucht gewesen, als er sie vor einiger Zeit im Speisesaal der Xirrus gesehen hatte. Und der lächelnde Mann, der auf sie zu kam, war der Grund dafür.
Kosta legte Chandris die Hände auf die Schulter, hielt sie fest und ging rechts um sie herum, so dass er nun zwischen ihr und Trilling stand. »Ich glaube, Sie sind auf dem falschen Dampfer«, sagte er.
Das Lächeln war nach wie vor in Trillings Gesicht. Aber die Falten um die Augen hatten sich plötzlich zusammengezogen und vertieft.
Und in den Augen selbst erkannte Kosta einen Anflug von Wahnsinn.
»Dann bist du also der Neue, hä?«, bemerkte Trilling leise. Er kam noch immer näher, und die rechte Hand steckte beiläufig in der Manteltasche. Ob er eine Waffe dabei hatte? Wahrscheinlich. Messer oder Pistole – das spielte keine Rolle. Trilling sah aus wie jemand, der beide Instrumente handhaben konnte.
»Er ist nicht mein Neuer«, sagte Chandris schließlich. Ihre Stimme war angespannt und gepresst, aber den ersten Schock schien sie immerhin überwunden zu haben.
»Ist es dann der Geck in dem protzigen Gebäude?«
»Nein, der ist es auch nicht«, zischte Chandris. »Es gibt überhaupt keinen Neuen.«
»Erzähl mir nicht so einen Quatsch!«, sagte Trilling knurrend. »Du gehst einmal so angezogen in das Gebäude rein und kommst dann anders angezogen wieder raus, und dann willst du mir erzählen, er hätte dich nicht flachgelegt?«
»Nein, das hat er nicht«, sagte Chandris. »Das hat er wirklich nicht, Trilling. Es war nur eine Anmache. Eine Zielperson. Ich musste ihn ein bisschen weichklopfen. Aber das ist doch nichts Neues.«
Der Wahnsinn in Trillings Augen schien einer beinahe kindlichen Glückseligkeit zu weichen. »Da gibt es also wirklich niemanden?«, fragte er hoffnungsfroh. »Du meinst, es ist alles so wie früher? Wir sind wieder zusammen?«
Chandris hatte noch immer die Schulter an Kostas Rücken gepresst, und er spürte, wie sie sich wieder verspannte. »Was willst du überhaupt?«, fragte er, bevor sie noch etwas sagen konnte.
Trilling sah Kosta an, als ob er ihn zum ersten Mal
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