Engelssturz - Zahn, T: Engelssturz - Angelmass
Rettungssanitäter eine Bahre hereinrollten, auf der eine blutverschmierte Gestalt lag.
»Sieht wie Kosta aus«, sagte Pirbazari und ließ den Blick durch den Korridor schweifen. »Was zum Teufel ist mit ihm passiert?«
»Vielleicht ein Unfall«, sagte Forsythe und verspürte plötzlich ein seltsames Gefühl in der Magengegend. »Sehen wir mal nach.«
Sie trafen gleichzeitig mit der Gruppe beim Aufzug ein. Es war wirklich Kosta; er hatte zwar Zuckungen im Gesicht, aber ansonsten war sein Ausdruck geradezu stoisch. »Was ist denn passiert?«, fragte Forsythe.
»Oh, Hoher Senator«, begrüßte Ornina ihn. Ihr Gesichtsausdruck war angespannt, aber beherrscht. »Es gab einen – nun …«
»Ein alter Bekannter von mir hat uns in der Gazelle besucht«, meldete Chandris sich zu Wort. »Er hatte ein Messer dabei.«
»Und hat Mr. Kosta anscheinend gezeigt, wie man es benutzt«, sagte Forsythe. Wie eben schon bei Kosta und Ornina, sah er nun auch bei Chandris, dass sie ihren Gesichtsausdruck und die Stimme sorgfältig kontrollierte.
Doch als Forsythe sie musterte, bekam er den Eindruck, als ob sie um zehn Jahre gealtert wäre, seit er sie zuletzt gesehen hatte.
»Er wollte mich entführen«, sagte sie leise. Sie schloss kurz die Augen, und als sie sie wieder aufschlug, schien sie noch einmal um zehn Jahre gealtert zu sein. »Kosta hat mir das Leben gerettet.«
»Es war eigentlich andersrum«, murmelte Kosta.
»Spar dir deine Kräfte, Jereko«, ermahnte Ornina ihn sanft. »Wir haben mit unserem Erste-Hilfe-Verbandsmaterial die Blutung nicht stoppen können, Hoher Senator, und die Krankenstation der Gazelle war zusammen mit dem größten Teil der übrigen Ausrüstung des Schiffs ausgefallen.«
Die Aufzugtüren öffneten sich. »Sie müssen mir doch nichts erklären«, sagte Forsythe. »Sehen Sie lieber zu, dass er wieder gesund wird.«
»Ja, Sir.« Ornina sah zu, wie die Sanitäter die Bahre in den Fahrstuhl rollten. »Vielen Dank, Hoher Senator.«
Die beiden Frauen betraten ebenfalls den Fahrstuhl, und die Türen schlossen sich. »Der linke Arm und die Brust«, bemerkte Pirbazari. »Beide weisen Schnittwunden, aber keine Stichwunden auf. Er wird das wohl überleben, vorausgesetzt, er hat nicht zu viel Blut verloren.«
»Ich bin sicher, dass er es schaffen wird«, sagte Forsythe und blickte – ohne sich dessen bewusst zu sein – auf die geschlossenen Türen, während all die Fragen, die sich um Kosta rankten, wieder auf ihn einstürmten. Seine mysteriöse Geldquelle, sein fragwürdiger Hintergrund, die Anomalien im Auftritt und in der Diktion.
Wobei all diese Fragen nun vor dem Hintergrund einer Invasion der Pax auf Lorelei zu betrachten waren.
Und plötzlich machte es Klick bei ihm. »Er ist ein Spion«, sagte er atemlos. »Ein Spion der Pax.«
Aus dem Augenwinkel sah er, dass Pirbazari die Kinnlade herunterklappte. Doch als er sich noch zu ihm umdrehte, sah er, wie die Überraschung seines Adjutanten ebenfalls der Erkenntnis wich. »Ich will verdammt sein«, sagte er leise. »Sind Sie sicher?«
Forsythe zögerte. Ja, er war sich sicher. Allerdings hatte er keine konkreten Beweise.
Und genau das war auch Pirbazaris Frage gewesen. »Noch nicht«, sagte er dem anderen. »Aber ich werde mir schon Klarheit verschaffen.«
Er sah zu Ronyon auf, der das Gespräch stumm und mit einem verwirrten Gesichtsausdruck verfolgte. »Ich fahre mit Ronyon ins Büro zurück«, sagte er. »Sobald Kosta wieder zusammengeflickt wurde, bringen Sie ihn zu mir.«
»In Ordnung«, sagte Pirbazari. »Möchten Sie, dass ich die anderen auch mitbringe?«
»Nur Kosta«, sagte Forsythe. »Und passen Sie auf ihn auf, Zar. Passen Sie sehr gut auf ihn auf.«
»Keine Sorge«, sagte Pirbazari. »Das werde ich.«
Die Sterne tauchten wieder aus der Dunkelheit auf – die Harmonic war angekommen.
»EmDef-Kommando Seraph an Passagierschiff«, ertönte eine raue Stimme im Brücken-Lautsprecher. »Identifizieren Sie sich.«
Kapitän Djuabi richtete den Blick auf den Hauptbildschirm der Brücke, auf dem das Netz und die Katapult-Schiffe in einer taktischen Darstellung abgebildet wurden. Jedes der vier Katapult-Schiffe wurde von drei beziehungsweise vier Schiffen der empyrealen Verteidigungskräfte abgeschirmt. »Hier spricht Kapitän Djuabi vom Passagierschiff Harmonic «, sagte er mit hölzerner Stimme.
Viel zu hölzern für Lleshis Geschmack. Von seinem Standpunkt direkt vor dem Kapitän – wobei er sich mit Bedacht außerhalb des
Weitere Kostenlose Bücher