Engelssturz - Zahn, T: Engelssturz - Angelmass
zurück, wobei sie sich im trüben Licht der Notbeleuchtung vorantastete.
Als sie die Sektion mit der Katapult-Steuerungstechnik wieder erreichte, sah sie Kosta an einer der Stationen sitzen. Er sah auf ein Display und schien mit mindestens drei verschiedenen Bedienungsanleitungen gleichzeitig beschäftigt zu sein. »Das Netz ist abgeschaltet«, meldete sie. »Wie geht es hier voran?«
»Langsam«, sagte er, ohne aufzusehen. »Es scheint so, dass ich erst noch einen Schnellkurs in Katapult-Theorie absolvieren muss, um das Katapult für Angelmass neu zu kalibrieren.«
»Na toll«, sagte Chandris. »Wie lange wird das dauern?«
»Sagen wir eine Stunde. Vielleicht auch etwas weniger.«
»Und dann müssen wir noch immer die eigentliche Neuprogrammierung durchführen?«
Kosta nickte. »Ich schätze, dass noch einmal eine halbe bis eine ganze Stunde für die Programmierung und die Feindosierung der Ladung der Katapult-Kondensatoren erforderlich ist.«
»Dann sollten wir insgesamt zwei Stunden dafür veranschlagen.«
»Stimmt.« Kosta sah sich mit einem vielsagenden Blick im Raum um. »Ich hoffe nur, dass wir überhaupt noch so viel Zeit haben.«
Chandris folgte seiner Blickrichtung und sah auf ein ganz bestimmtes Display: Es zeigte den lodernden Fleck, bei dem es sich um Angelmass handelte, das unerbittlich auf sie zukam. Beim Blick auf den Bildschirm hätte sie schwören können, dass das schwarze Loch zusehends größer wurde. Das war natürlich eine optische Täuschung. »Was kann ich tun?«
Er rieb sich die Stirn. »Wie gut kennst du dich mit Elektronik aus?«
»Mit den Systemen der Gazelle habe ich mich in drei Tagen vertraut gemacht.«
»Das dürfte genügen.« Er deutete auf den Stuhl neben sich. »Zuerst musst du herausfinden, wie man das Seraph-Netz von hier aus abschaltet – das Letzte, was wir wollen, ist, dass Angelmass auf eine niedrige Umlaufbahn um den Planeten geht. Und dann arbeite dich in die Verfahren für die Neuprogrammierung ein. Wenn ich die physikalischen und mathematischen Parameter bestimmt habe, will ich mich nicht auch noch durch ein technisches Handbuch quälen müssen.«
»Verstanden«, sagte sie und setzte sich auf den Stuhl. Sie griff nach dem Verfahrenshandbuch und warf noch einen Blick auf Angelmass.
Es war natürlich eine optische Täuschung. Logisch.
42
»Der Augenblick ist gekommen, Kommodore«, sagte Telthorst. Er hatte den Blick unverwandt auf Lleshis Gesicht gerichtet, und die Stimme war nur ein paar kleine Nuancen zu laut. »Wenn Sie eine Jägerstaffel rausschicken wollen, um die Komitadji zu schützen, dann müssen Sie das jetzt tun.«
»Danke, Mr. Telthorst«, sagte Lleshi und versuchte, seine Abscheu nicht in die Stimme zu legen. Soweit es Lleshi betraf, war die Entscheidung schon vor ein paar Stunden gefallen. Telthorsts Frage war ganz offensichtlich eine bewusste Provokation – ein Versuch, sich bei der Besatzung der Brücke für den unmittelbar bevorstehenden Machtkampf zu positionieren. Wer konnte sich schließlich gegen eine Maßnahme aussprechen, die dazu beitragen würde, die Sicherheit der Komitadji zu gewährleisten?
Aber Lleshi würde Telthorsts Spiel nicht mitspielen. Noch nicht. Die zentrale militärische Dienstvorschrift sowie das elementare Kriegerethos verlangten, dass er Seraph zuerst die Option der Kapitulation anbot. »Öffnen Sie eine Breitband-Kommunikationsverbindung zum Planeten«, befahl er.
Der Nachrichtenoffizier nickte beflissen. »Der Kanal ist offen, Kommodore.«
»Hier spricht Kommodore Vars Lleshi vom Pax-Kriegsschiff Komitadji «, stellte er sich vor, als ob die Empyreaner das nicht schon längst gewusst hätten. »Ich erkläre hiermit, dass das Seraph-System wieder der Zuständigkeit der Erde und der Pax unterstellt wird. Ich fordere Sie auf, Ihre Streitkräfte an die Oberfläche zurückzuführen und Vorbereitungen zu treffen, die Zivilregierung und Infrastruktur meinem Kommando zu unterstellen.«
Er legte eine Pause ein, aber die einzige Reaktion war Schweigen. »Wenn Sie diesen Anordnungen nicht Folge leisten, habe ich den Befehl, dieses System mit allen zu Gebote stehenden Mitteln einzunehmen und dabei auch die erforderliche Gewalt anzuwenden«, fuhr er fort. Telthorst hob die Augenbrauen, als das Wort »Befehl« fiel, sagte aber nichts. »Sie haben zehn Minuten, um zu antworten. Danach werde ich alle Maßnahmen ergreifen, die mir angemessen erscheinen.«
Er schaltete das Mikrofon aus. »Lassen Sie zehn Minuten
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