Engelssturz - Zahn, T: Engelssturz - Angelmass
zu gewähren«, sagte die Frau schließlich. »Allerdings …« Ihr Blick ging über Chandris’ Schulter hinweg, und sie hob die Hand und winkte jemanden herbei.
Chandris verspannte sich und musste den Drang unterdrücken, sich umzudrehen und zurückzuschauen. Falls die Empfangsdame sie erkannt hatte – wenn das ein Wachtposten war, der näher kam –, hätte sie eine bessere Chance, wenn sie harmlos drein schaute und sich nichts anmerken ließ. Ein faustgroßer dekorativer Kristall zierte den Empfangstresen; Chandris bewegte sich unmerklich ein paar Zentimeter nach links, so dass er nun in ihrer Reichweite war.
»… Vielleicht kann einer von unseren Forschern Ihnen sagen, was Sie wissen müssen.«
»Das wäre wundervoll«, sagte Chandris mit fester Stimme und ohne den Blick vom Gesicht der Empfangsdame zu wenden. Es war immer noch möglich, dass es sich um eine Falle handelte – doch dann wäre die Frau eine verdammt gute Schauspielerin. Nun ertönten Schritte hinter ihr, und sie drehte sich langsam um …
Und erstarrte. Der Mann, der sich ihr näherte, war nicht der befürchtete Wachtposten.
Sondern etwas noch Schlimmeres!
Es war der junge Mann vom Raumhafen. Derjenige, den sie dazu überredet hatte, sie an den Wachen vorbeizuschleusen.
Mist!, sagte sie sich entsetzt, zog sich etwas zu schnell zum Tresen zurück und wandte das Gesicht ab. Mist, Mist, verdammter Mist! Wenn er sich an sie erinnerte …
Er erinnerte sich an sie. Die Schritte hinter ihr wurden plötzlich langsamer und verhallten schließlich ganz. Chandris hielt den Blick auf das Gesicht der Empfangsdame gerichtet und wartete darauf, dass sie Verdacht schöpfte.
»Mr. Kosta, das ist ein Besatzungsmitglied eines Jägerschiffs, das nach Informationen über Engel sucht«, sagte die Frau. »Ich habe Sie zur Treppe gehen sehen und sagte mir, dass Sie ihr vielleicht ein paar Minuten Ihrer Zeit widmen könnten.«
Es trat eine kaum wahrnehmbare Pause ein. »Ich verstehe«, sagte der Mann hinter ihr. »Nun – sicher, wieso nicht? Miss – äh …?«
Chandris knirschte mit den Zähnen. »Chandris«, sagte sie ihm und drehte sich um.
Seine Augen schienen sich in ihr Gesicht zu bohren. Sein Gesicht war wie versteinert, drückte aber auch eine eigentümliche unterschwellige Nervosität aus. Sie hielt dem Blick stand, und er blinzelte zuerst. »In Ordnung«, sagte er und drehte sich um. »Kommen Sie mit.«
Er führte sie durch den Eingangsbereich zu einer Räumlichkeit, die wie ein Separee aussah; sein Rücken glich dabei einer Mauer aus angespannter Muskulatur. Chandris folgte ihm und fragte sich, wieso sie ihm überhaupt folgte, anstatt ihm ein Ding zu verpassen und sich vom Acker zu machen.
Obwohl – wenn sie das versuchte, würde sie wohl nicht einmal aus dem Gebäude rauskommen.
Sie betraten die Lounge, und Kosta führte sie in eine freie Ecke. »Setz dich« sagte er grunzend und bedeutete ihr, auf einem Stuhl Platz zu nehmen, während er sich auf den gegenüber sinken ließ.
»Vielen Dank.« Chandris setzte sich und sondierte dabei schnell ihre Umgebung. Der Bogengang zum Eingangsfoyer und eine nicht gekennzeichnete Tür in der Nähe schienen – außer ein paar großen und wahrscheinlich unzerbrechlichen Fenstern – die einzigen Ausgänge zu sein.
»Dann bist du heute also einmal ein Besatzungsmitglied eines Jägerschiffs, nicht?«
Sie sah ihn an. »Das bin ich wirklich«, sagte sie verärgert wegen seines Tons. »Weshalb sollte ich denn die Unwahrheit sagen?«
Er schnaubte. »Das wäre schließlich nicht das erste Mal«, sagte er pointiert.
Chandris nahm das Fon vom Gürtel und zeigte es ihm. »Jägerschiff-Betriebshof Nummer S-33«, sagte sie ihm. »Der Name des Schiffs ist Gazelle , und die Betreiber sind Hanan und Ornina Daviee. Mach schon – ruf sie an. Ich warte so lange.«
Kosta richtete den Blick auf das Fon. »Vielleicht sollte ich stattdessen einfach den Sicherheitsdienst rufen.«
Sie konnte ihn überwältigen – sie wusste es. Wenn sie aufstand, würde er auch aufstehen, und dann ein schneller, ansatzloser Schlag in den Magen mit dem zulaufenden Ende des Fons … »Vielleicht solltest du das«, sagte sie. »Aber du wirst es nicht tun.«
»Was macht dich da so sicher?«
Sie sah ihm direkt ins Gesicht. »Nun, da du mich nicht schon am Raumhafen ausgeliefert hast, wirst du es hier auch nicht tun.«
Er sah sie finster an. Aber das Anschwellen seiner Halsmuskulatur sagte ihr, dass sie Recht hatte. »Ich werde deine
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