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Engelssturz - Zahn, T: Engelssturz - Angelmass

Engelssturz - Zahn, T: Engelssturz - Angelmass

Titel: Engelssturz - Zahn, T: Engelssturz - Angelmass Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Timothy Zahn
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ein schlichtes weißes Kleid getragen. Wo hattest du das denn her?«
    Sie musterte ihn und witterte instinktiv eine Falle. Sollte sie sich etwa selbst bezichtigen? Nein, er wusste doch schon, wer sie war. Und überhaupt hielt sie ihn nicht einmal für so clever, sich eine solche Raffinesse auszudenken. »Ich hatte es nirgendwo her«, sagte sie ihm. »Ich habe es selbst genäht. Extravagante Kleider wie dieses haben immer auch ein genauso extravagantes Futter. Ich musste eigentlich nur den Oberstoff des Kleids abtrennen und es dann noch ein wenig zuschneiden und kürzen. Das ist nicht schwer, wenn man weiß, wie es geht.«
    »Hm«, sagte er und nickte nachdenklich. »Aber sieht man dann nicht die Säume?«
    »Man kann sie umschlagen«, sagte sie. »Aber das ist manchmal gar nicht nötig. Denn die Leute sehen normalerweise nur das, was sie sehen wollen.« Sie zögerte; aber die Versuchung war einfach zu groß, als dass sie ihr hätte widerstehen können. »Wie wenn man eine Invasion von Aliens sehen will, zum Beispiel.«
    Doch im nächsten Moment bereute sie es, das gesagt zu haben. Er riss den Kopf zurück, als ob er eine Ohrfeige bekommen hätte, und für einen Sekundenbruchteil wirkte er wie ein Schuljunge, der von seinen Klassenkameraden ausgelacht wurde.
    Dann war es vorbei. »Es steht aber eine Invasion bevor«, sagte er leise, und seine Gesichtszüge versteinerten sich, als er aufstand. »Auf die eine oder andere Art.«
    Er schob sich an ihr vorbei und verließ die Lounge; dann stapfte er durchs Foyer zum breiten Treppenaufgang. Chandris folgte langsamer und erhaschte gerade noch ein Blick auf ihn, als er am oberen Treppenabsatz aus ihrem Blickfeld verschwand.
    Für einen Moment stand sie da, betrachtete die Stelle, wo er verschwunden war, und fragte sich, was zum Teufel das eben zu bedeuten hatte. Ein Wolkenkuckucksheimer, das stand fest. Und noch dazu total besessen von diesem Invasionskram. Darauf kannst du wetten, versprach sie ihm stumm, dass ich mich von dir fernhalten werde. Sie hatte schon im Barrio zur Genüge mit solchen Spinnern zu tun gehabt. Sie konnte also gut darauf verzichten, ihnen auch noch auf Seraph nachzulaufen.
    Chandris holte tief Luft und verdrängte ihn aus dem Bewusstsein. Apropos jagen – sie sollte wirklich wieder zur Gazelle zurückkehren.
    Sie durchquerte das Foyer und ging zum Ausgang.
    Toll, sagte Kosta sich verdrießlich, als er den Korridor entlang, stapfte. Wirklich toll. Es ist schon ein sehr seltener Vorgang, dass jemand die Möglichkeit bekommt, sich innerhalb von zehn Minuten auf sieben verschiedene Arten zum Narren zu machen. Und noch seltener ist es, in allen sieben Fällen eine so gute Figur dabei abzugeben. Es ist wirklich ein großes Vergnügen, Ihnen bei der Arbeit zuzusehen, Sir.
    Er erreichte sein Büro, riss die Tür auf und stürmte hinein. Gyasis Anwesenheit in diesem Augenblick – seine Anwesenheit und seine unvermeidlichen Fragen – hätten dem Ganzen noch die Krone aufgesetzt. Aber das launische Schicksal hatte es versäumt, diesen ultimativen Akzent auch noch zu setzen: Das Büro war leer.
    Er ließ sich auf den Stuhl fallen und sprang im nächsten Moment schon wieder auf. Er war noch viel zu aufgewühlt, um still zu sitzen. Er ging zum Fenster hinüber, sah mit finsterem Blick hinaus und schlug mit dem Rücken der rechten Faust sachte auf die linke Handfläche.
    Sie war es. Sie musste es sein. Die Frau war seine Nemesis. Eine Nemesis mit der Begabung, ihm jedes Mal den Boden unter den Füßen wegzuziehen, wenn er sich ihr auf zehn Meter näherte. Ach was, Frau – wahrscheinlich war sie noch nicht einmal zwanzig Jahre alt.
    Unten, auf dem Gehweg, nahm er eine Bewegung wahr. Eine dunkelhaarige Gestalt in einem Overall, wie er auf Jägerschiffen getragen wurde.
    Ja, du solltest besser von hier verschwinden, rief er ihr stumm und bitter nach. Wenn du mir jemals wieder unter die Augen kommen solltest, werde ich die Polizei auf dich ansetzen. Ein Besatzungsmitglied eines Jägerschiffs – von wegen. Sie war doch nicht mehr als eine durchtriebene kleine Taschendiebin; sogar er sah das. Ein raffiniertes diebisches Luder, das es verstand, ihn um den kleinen Finger zu wickeln …
    Er holte tief Luft und stieß sie mit einem Schnauben wieder aus. Das war eine schöne Illusion. Doch im tiefsten Innern wusste er, dass nicht sie das eigentliche Problem war.
    Er war das Problem. In den letzten paar Jahren war er so tief in das akademische Leben eingetaucht und hatte

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