Engelssturz - Zahn, T: Engelssturz - Angelmass
von Zeit und Geld.«
»Verstehe«, sagte Chandris. »Ich werde auch nicht lange wegbleiben.«
»Mach dir deswegen keine Gedanken. Aber du solltest vielleicht trotzdem ein Fon mitnehmen – könnte nämlich sein, dass wir Kontakt mit dir aufnehmen müssen.« Ornina runzelte nachdenklich die Stirn. »Nicht, dass ich dich davon abhalten wollte – aber solltest du dich wirklich in aller Öffentlichkeit blicken lassen, so kurz nach deinem … äh … Ärger an Bord der Xirrus ?«
Das hatte Chandris sich auch schon gefragt. Aber diese ganze Engel-Sache hing nun schon seit über einer Woche wie ein Damoklesschwert über ihr, und sie musste unbedingt herausfinden, welche Bewandtnis es damit hatte. Sie brauchte mehr Informationen, als in der Bibliothek der Gazelle enthalten waren; und um sie zu erhalten, musste sie eben das Schiff verlassen. »Ich kann mich schließlich nicht für immer verstecken«, sagte sie zu Ornina und ging eilig zur Tür, um die Diskussion abzuwürgen. »Keine Sorge, ich bin eine Meisterin im Tarnen und Täuschen. Ich werde in ein paar Stunden zurück sein.«
»In Ordnung«, rief Ornina ihr nach. »Bis dann. Und vergiss das Fon nicht.«
Es war ein strammer viertelstündiger Spaziergang von der Gazelle zum Stadtrand von Shikari City, und dann noch einmal zehn Minuten bis zu dem monströsen Komplex aus Glas und Stein, bei dem es sich ausweislich des Kartenmaterials der Gazelle um das Angelmass-Forschungsinstitut handelte. Sie schritt den Umfang des Geländes ab, bis sie den Eingang fand, und schlüpfte hinein.
»Öffentliche Informations-Terminals? Gleich dort drüben.« Die Empfangsdame deutete an einem breiten Treppenaufgang vorbei auf einen langen Raum mit mehreren Reihen von Kabinen mit niedrigen Trennwänden, von denen etwa die Hälfte besetzt waren. »Ich nehme an, Sie haben eine Schiffs-Signatur?«, fragte die Frau und musterte Chandris’ Overall.
»Natürlich«, antwortete Chandris automatisch. Sie ging zwei Schritte auf den Raum zu – bis ihr verspätet dämmerte, dass sie wegen der fehlenden Privatsphäre nicht die Techniken anzuwenden vermochte, mit denen sie sich normalerweise in einen Computer hackte.
Nach zwei weiteren Schritten dämmerte ihr dann, dass sie sich zur Abwechslung gar nicht in einen Computer hacken musste. Ein kurzer Fon-Ruf bei Ornina, um die Anmelde-Signatur der Gazelle zu erfragen, und dann konnte es losgehen.
Nur um vierzig Minuten später festzustellen, dass der ganze Ausflug für die Katz gewesen war.
»Kann ich Ihnen helfen?«, fragte die Empfangsdame lächelnd.
»Das will ich hoffen«, sagte Chandris und erwiderte das Lächeln mit dem besten armen/verlorenen/verletzlichen Ausdruck in ihrem Repertoire. »Ich bin auf der Suche nach bestimmten Information über Engel, aber ich scheine sie in diesen Dateien nicht zu finden. Brauche ich vielleicht einen speziellen Zugangscode oder eine Anmeldung oder etwas in der Art?«
»Das bezweifle ich«, sagte Frau. »Es sind nämlich gar nicht so viele Informationen über Engel verfügbar, die die meisten Leute nicht schon aus den Nachrichten und den Bildungskanälen kennen würden.«
»Wohl nicht«, pflichtete Chandris ihr bei. »Aber es muss doch irgendwo noch ein paar andere Dateien geben. Ich meine, ihr Leute studiert doch den ganzen Tag die Engel, nicht wahr?«
»Manchmal sogar bis tief in die Nacht hinein«, sagte die andere Frau mit trockenem Humor. »Das Problem ist nur, dass die meisten Forschungsprojekte hier noch immer in der Anfangsphase sind. Die Forscher warten lieber ab, bis sie konkrete Ergebnisse haben, ehe sie damit an eine breite Öffentlichkeit gehen. Sonst werden widersprüchliche Theorien verlautbart, die man dann wieder zurückziehen muss, und das würde nur für unnötige Verwirrung sorgen.«
»Verstehe«, hauchte Chandris ihr mit einem fein dosierten bittenden Unterton. »Aber ich bin auch nicht die breite Öffentlichkeit. Ich bin ein Besatzungsmitglied eines Jägerschiffs. Gibt es denn nicht – ach, ich weiß nicht; so ein spezielles Verfahren, damit wir die erforderlichen Information erlangen, um unsere Arbeit sicher erledigen zu können?«
Die Empfangsdame runzelte nachdenklich die Stirn. Sie war nun auf Chandris’ Seite – ihre Körpersprache zeigte das eindeutig. Jetzt stellte sich nur noch die Frage, ob sie ihr auch zu helfen vermochte. Chandris wartete geduldig und stumm, während die andere überlegte.
»Es besteht nicht die Möglichkeit, Ihnen Zugang zu den Daten im Hauptrechner
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