Engelssturz - Zahn, T: Engelssturz - Angelmass
zu positionieren; offenbar befand er sich aber auch zu nah bei den Stühlen an den Ecken des Schreibtischs, auf denen Pirbazari die anderen platzierte, wenn sie sich zu vertraulichen Unterredungen trafen.
Also würde er das Ding nur woanders deponieren müssen, wenn seine Mitarbeiter sich hier einfanden.
Er beugte sich nach unten und öffnete die linke untere Schreibtischschublade. Sie ließ sich leicht herausziehen; der kompakte Safe, den er dort installiert hatte, war zwar schwer, aber durch die motorisch betriebene Auszugsschiene wurde das Gewicht mehr als ausgeglichen. Entschlossen betätigte er das Zahlenschloss und öffnete die Kassette. Er wartete, bis der Deckel aufgeklappt war und von der Schreibtischkante gestoppt wurde; und dann öffnete er das geschnitzte hölzerne Schmuckkästchen, das sich zwischen den Unterlagen und Datenzylindern befand. Er nahm den Fon-Stick und ging zur Tür, wobei er den Kronleuchter weiträumig umging. Er programmierte den Stick auf Code-Übertragung und drückte vier Tasten.
Die Motoren für den Safe waren von Leuten installiert worden, die ihr Handwerk verstanden: Sie arbeiteten völlig geräuschlos. Das motorisch betriebene Schienensystem über der abgehängten Decke, das er selbst installiert hatte, war indes nicht ganz so gut. Aber gut genug. An der Tür – in einer Entfernung von fünf Metern – vermochte er das Summen gerade noch zu hören; und auch nur deshalb, weil er wusste, worauf er zu achten hatte. Mit dem geistigen Auge verfolgte er den Verlauf des Schienensystems: vom hohlen Inneren des Kronleuchters hinauf in den Spalt über der dekorativen Deckenverblendung, diagonal durch die Lücke über dem Schreibtisch zur beweglichen Paneele direkt über dem offenen Safe …
Die Paneele klappte auf, und in einem Gleißen von Gold und Kristall erschien der Engel-Anhänger. Er fiel an einer elastischen Schnur aus Memory-Kunststoff gemächlich dem offenen Safe entgegen und verschwand schließlich mit einem leisen metallischen Geräusch darin. Ein zweites codiertes Signal veranlasste die Schnur, sich in ihr Versteck zurückzuziehen; und ein drittes schloss den Safe und die Schublade.
Forsythe steckte den Fon-Stick wieder ein, ging zum Besucherstuhl hinüber und stieg darauf. Dann balancierte er unbeholfen mit einem Fuß auf dem Sitzpolster und mit dem anderen auf einer Armlehne. Die Platten waren nicht an der Decke verdübelt, sondern nur auf den Rahmen aufgelegt; er drückte eine Platte nach oben, steckte den Kopf durch die Lücke und sah sich um.
Mit gezielten Blicken verschaffte er sich einen Überblick. Für die Einrichtung des Systems hatte sich eine gerade Linie zwischen Kronleuchter und Schreibtisch angeboten, aber es gab hier oben noch reichlich Platz, um eine zweite Schiene zu verlegen. Damit vermochte er den Engel-Anhänger an die Seite des Raums und in eine sichere Entfernung von seinen Mitarbeitern abzuschieben, sobald sie sich wieder einmal hier im Büro aufhielten.
Aber er würde das später tun müssen, nachdem alle anderen nach Hause gegangen waren. Jetzt musste er zunächst einmal an einer Besprechung teilnehmen und vorher noch eine Kleinigkeit erledigen. Er bückte sich und setzte die Platte wieder an ihrem ursprünglichen Ort ein. Dann stieg er vom Stuhl herunter und stellte ihn zurück an seinen Platz unter dem Kronleuchter. Per Stick rief er Ronyon zu sich. Dann ging er durch den Raum zum Hauptrechner-Zugangssystem, das er in der Ecke eingerichtet hatte, und rief einen Abschnitt des Tagesberichts auf.
Er saß da und tat so, als sei er in eine Analyse von Handelsprognosen für das nördliche Sadhai vertieft, als Ronyon eintraf. Sie wollten mich sehen, Mr. Forsythe?, signalisierte der große Mann.
Ja, Ronyon, signalisierte Forsythe zurück. Ich muss gleich an einer Besprechung teilnehmen. Würde es dir etwas ausmachen, mit mir zu kommen?
Ronyons Gesicht hellte sich auf, als ob er das nicht schon unzählige Male in den letzten sechs Wochen getan hätte. Sicher, Mr. Forsythe, signalisierte er beflissen. Wollen Sie, dass ich den Engel hole?
Ja, bitte.
Er sah, wie Ronyon zum Schreibtisch hinüberging und verspürte dabei ein leichtes Unbehagen in der Magengrube. Es war eine Sache, Pirbazari mit seinem neu entstandenen, wenn auch noch immer nebulösen Gewissen zu manipulieren. Aber es war etwas ganz anderes, diese Scharade mit Ronyon abzuziehen.
Und das eigentliche Problem war, dass er nicht einmal wusste, warum ihm das so zu schaffen machte.
Er
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