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Engelstanz: Dunkle Verlockung Teil 3 (German Edition)

Engelstanz: Dunkle Verlockung Teil 3 (German Edition)

Titel: Engelstanz: Dunkle Verlockung Teil 3 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nalini Singh
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isoliert war.
    Jessamy verlagerte leicht ihr Gewicht, wobei ihre Flügelmuskeln über seinen Arm strichen. Er hatte sie an diesem Morgen nicht geküsst und daraufhin die Enttäuschung gesehen, die sich in ihre Stirn gegraben hatte. Sie konnte nicht ahnen, was ihm diese Zurückhaltung abverlangt hatte, aber wenn er von Jessamy eines niemals annehmen würde, dann war es Dankbarkeit. Denn das wäre ein langsamer Tod für ihr Verhältnis zueinander.
    »Stur.« Jessamys Atem strich luftig über seinen Hals. »Mit furchtbarem Temperament ausgestattet, und noch dazu arrogant mit einem Hang zum Schmollen. Deine Schwächen häufen sich.«
    Er drückte sie an sich und neigte die Flügel abwärts, woraufhin sie aufschrie und die Arme fester um seinen Hals schlang. »Hör auf damit.« Ein lachender Tadel, bei dem ihm ihr weicher Mund auf seiner Haut süße Qualen bereitete.
    Vor ihnen stieß Raphael in die Tiefe und tauchte in ein frisches, grünes Tal ein, um die Umgebung auszukundschaften. Die Flügel des Erzengels glitzerten in der aufgehenden Sonne, und sein Flug war so mühelos und elegant, dass er keine einzige Luftverwirbelung zu verursachen schien. Dann war er verschwunden, und Galen und Jessamy waren sich selbst und dem Himmel überlassen. Wolken hingen wie weiße Wattebäuschchen in der Luft und Galen flog absichtlich mitten hinein.
    Jessamy strich mit den Fingern durch die substanzlosen Fasern. »Oh Galen. Ich berühre die Wolken.« Ihr Staunen war all das wert, sogar den Schmerz, der ihm vielleicht bevorstand … wenn Jessamy die Flügel ihres Herzens entdecken und ihm davonfliegen würde.
    Er hätte vorausdenken sollen, hätte erkennen müssen, welche Konsequenzen es haben konnte, wenn sie erst mal echte Freiheit kostete. Natürlich würde sie dem Mann dankbar sein, der sie zum ersten Mal mit an den Himmel genommen hatte. Aber selbst wenn er es von Anfang an gewusst hätte, er hätte doch nicht anders gehandelt, sich sogar gegen einen Erzengel durchgesetzt, damit Jessamy die Wolken berühren konnte. Darin lag nur wenig Eigennutz – sie sollte ihn um seinetwillen brauchen und wollen. In seinem ganzen Leben war er noch niemandem einfach nur deshalb wichtig gewesen, weil er Galen war.
    »Hast du vor, mich die ganze Reise über zu ignorieren, du störrisches Biest?«, raunte Jessamy, als sie wieder in das makellose Blau des Himmels eintauchten und unter ihnen eine frische, grüne Landschaft sichtbar wurde, durch die sich funkelndes Wasser schlängelte.
    Da ihm klar wurde, dass er ihr nicht widerstehen konnte, wenn sie ihn mit so unerwarteter Zuneigung neckte, erwiderte er: »Es ist ein langer Flug.« Es war der Versuch, sie ebenfalls ein wenig zu necken, obwohl er so etwas noch nie zuvor getan hatte. »Wenn wir unseren Gesprächsstoff jetzt schon aufbrauchen, wird der Rest unserer Reise von tödlicher Stille beherrscht sein.«
    Ihr Lachen umhüllte ihn auf eine Art und Weise, die sich gleichzeitig zärtlich und bedrohlich anfühlte. »Mir werden niemals die Worte ausgehen, Galen.«
    »Dann erzähl mir etwas.« Er wollte diese Zeit mit ihr voll auskosten. Was auch geschehen mochte, wenn sie erst einmal Raphaels Territorium erreicht hatten – während dieser Reise gehörte sie nur ihm. Und er war nicht zu stolz, um sich der Vorstellung hinzugeben, dass er ihr tatsächlich so viel bedeuten könnte, wie er es sich wünschte. »Erzähl mir von Alexander. Ich habe mich mit ihm beschäftigt, bin ihm aber nie begegnet.«
    »Alexander«, sagte sie nachdenklich, »ist der älteste aller Erzengel. Nur Caliane war älter als er, und sie verschwand, als Raphael noch ein Jüngling war.«
    Nie würde Jessamy den tief bewegenden Klang von Calianes Lied vergessen, zu dem die Erzengelsfrau ihren geliebten kleinen Jungen gewiegt hatte. Sie hatte die reinste aller Stimmen gehabt … so wunderschön, dass sie mit ihren Liedern die Einwohner zweier blühender Städte ins Meer gelockt hatte, um einen Krieg zu verhindern – was ihr auf diese Weise auch gelungen war. Aber gleichzeitig hatte es für jeden Bürger dieser Städte den Tod bedeutet und später auch den ihrer Kinder.
    Es war, als hätten Schock und Trauer die Kleinen ausgehöhlt und sie in stumme, atmende Hüllen verwandelt – bis sie sich eines Tages zusammenrollten und starben. Niemals würde Jessamy vergessen, welch finstere Geschichte sie in jenem Jahr hatte niederschreiben müssen. Man hatte ihr Zeichnungen geschickt, die sie zwischen die Buchseiten gelegt hatte – als

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