Engelstanz: Dunkle Verlockung Teil 3 (German Edition)
direkt ins Herz zur Wehr setzen können.«
Die Fähigkeit, himmlisches Feuer zu erzeugen, war eine seltene Gabe, wie Jessamy wusste. Caliane hatte sie besessen, ihr Sohn jedoch nicht … noch nicht zumindest. Seine Macht entwickelte sich zu schnell, als dass man irgendetwas hätte voraussehen können. »Meines Wissens können vier Mitglieder des Kaders das himmlische Feuer herbeirufen.«
»Hätte derjenige nach seinem Sieg nicht Alexanders Territorium für sich beansprucht?«, fragte Galen.
»Vielleicht ging es nicht um Territorien.« Raphael atmete tief aus. »Es gibt im Kader leider einige, die ein solches Spiel, das Töten und den anschließenden Zerfall erheiternd und unterhaltsam finden würden.«
Ein schreckliches Gefühl entfaltete sich in Jessamys Magengrube. Sie mochte Alexander, auch wenn er ein Uralter war und seinen Dünkel besaß. Er war intelligent und konnte – auf die geistesabwesende Art eines derart mächtigen Wesens – freundlich sein. Er hatte sein Volk gut geführt. Die Vorstellung, er könnte mit solch hinterhältiger Bosheit getötet worden sein, bereitete ihr Übelkeit. Aber das war noch nicht das Schlimmste: Wenn ein Erzengel tot oder verschollen war und niemand den gesamten Kader darüber informiert hatte, befand sich sein Territorium zurzeit unter der Herrschaft eines Engels, der nicht das Recht hatte, darüber zu herrschen.
Das war nicht nur eine politische Frage – es war eine furchtbare Tatsache. Die Herrschaft der Erzengel lag in ihrer grausamen Macht begründet, ihre Sklaven, die Vampire, unter Kontrolle zu halten. Ohne einen Erzengel am Steuer waren die Aussichten katastrophal, wenn die Gewalttätigeren unter den Verwandelten in ihrem gedankenlosen Blutrausch zu rasenden Wilden wurden. »Binnen weniger Tage könnte die gesamte sterbliche Bevölkerung seines Gebiets ausgelöscht sein.« Entsetzen hinterließ den dunklen Geschmack von Eisen auf ihrer Zunge.
»Das würde auch erklären, warum ein Vampir gekommen ist, um dich zu töten.« Der beherrschte Klang von Galens Worten verriet ihr, dass er gegen seinen Zorn ankämpfte. »Zumindest einige der Verwandelten müssten den wahren Grund für Alexanders Abwesenheit erkannt haben.«
Abermals sprangen Jessamys Gedanken zu der Erinnerung an dieses überraschende Gespräch mit Alexander zurück. »Bei seinem Besuch kam er in Begleitung einer Vampirin – sie blieb an der Tür stehen, während wir sprachen, war also in Hörweite. Eine große, blauäugige Frau mit ebenholzfarbener Haut.« Der überraschende Kontrast der eisblauen Augen zu ihrer dunklen Haut war der Grund gewesen, aus dem sie sich so fest in Jessamys Erinnerung verankert hatte.
»Sie war eine ranghohe Angehörige seines Hofes.« Und vielleicht gerade zu einer Verräterin geworden. »Wenn sie dahintersteckt, sieht sie es vielleicht als Rebellion gegen die Sklaverei an, die als Gegenleistung für die Verwandlung zum Vampir verlangt wird. Aber wenn sie diese Tür erst aufgestoßen hat … «
Raphael setzte ihren Gedanken fort: »Dann wird sie erfahren, warum die Erzengel mit einigen ihrer Brüder und Schwestern so erbarmungslos sind.«
Galen und Raphael sprachen nun über die Möglichkeiten, Alexanders mutmaßlichen Tod zu bestätigen. Doch während Jessamy auf und ab lief, hatte sie noch immer das Gefühl, dass etwas nicht stimmte. Raphael hatte recht gehabt, die verstrichene Zeit machte ihr Szenario, dass Alexander vergraben worden sein könnte, unwahrscheinlich. Aber selbst wenn man ihn hinterrücks angegriffen hätte, wäre sein Tod nicht still vonstattengegangen. Er war ein Uralter .
Dennoch hatte niemand von Verwüstungen berichtet, und Jason hätten solche Zerstörungen in den Ländereien des Erzengels auffallen müssen. Ob Alexander nun schlief oder wachte … »Er könnte beschlossen haben, sich schlafen zu legen.« Die Worte purzelten über ihre Lippen, noch bevor sie den Gedanken bewusst zu Ende gebracht hatte.
Die Männer hielten mitten im Wort inne und runzelten die Stirn, dann schüttelte Raphael den Kopf. »Er muss gewusst haben, dass es ein Chaos auslösen würde, wenn er so etwas ohne Vorwarnung täte, und zwar nicht nur in seinem Territorium, sondern auf der ganzen Welt.«
»Nicht, wenn er seinen Kommandanten vertraute, insbesondere Rohan.« Galen blickte finster zu Boden, in Gedanken war er eindeutig woanders. »Es ist gut möglich, dass er sich f ür den Schlaf a n einen geheimen Ort zurückgezogen hat. Er könnte die Anweisung hinterlassen
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