Engelstanz: Dunkle Verlockung Teil 3 (German Edition)
aus und formten ihre Welt auf drastische Weise neu. Es war eine Sache, es für möglich zu halten, dass sie vielleicht selbst der Grund für ihre Isolation gewesen war, aber eine ganz andere, es zu wissen. »Sie haben bemerkt, dass mein Flügel nicht so ist, wie er sein sollte«, sagte sie; in ihrer Aussage lag eine Frage.
Seine Antwort war ein geschmeidiges, elegantes Schulterzucken. »Sie werden bemerkt haben, dass auch ich nicht fliegen kann.« Er trank die restliche Flüssigkeit aus seinem Glas – eine Flüssigkeit, die für das Leben und den Tod gleichermaßen stand – und sagte: »Verraten Sie mir: Gehören Sie zu ihm?«
Sie brauchte nicht zu fragen, wen er meinte. »Was wäre denn, wenn?«, gab sie anstelle einer Antwort zurück, denn das zwischen ihr und Galen war etwas Kostbares, Intimes.
»Man kann mir vieles nachsagen«, raunte er, »aber ich werbe niemandem die Frau ab … jedenfalls nicht, wenn sie sich nicht abwerben lassen will.«
»Ich sollte jetzt gehen.« Die Nacht und dieser Morgen hatten alles durcheinandergebracht, was sie zu wissen geglaubt hatte – jetzt war nicht der richtige Zeitpunkt, um sich auf ein Wortgefecht mit einem Vampir einzulassen, der ganz offensichtlich ein Meister in der Kunst des Flirtens war.
»Bis zum nächsten Mal, Mylady.« Die dunklen Versprechungen verfolgten sie, als sie die Bibliothek verließ und aufs Dach hinaufstieg, hinaus in die frische Morgenluft. Wenn Trace die Wahrheit sagte – und zum Lügen hatte er sicher keinen Grund – , dann würden sich ihr wahrscheinlich bald auch andere Männer nähern, da sie nun wussten, dass sie offen für Werbungen und eine Beziehung war.
Wenn das alles ist, was du empfindest, wird es mich zerreißen, aber es wird mich nicht davon abhalten, dir der beste Freund zu sein, den du je haben wirst … Du bist frei.
Bei dem Gedanken, nie wieder Galens Kuss zu spüren, zog sich ihr das Herz zusammen. Doch obwohl es ihr innerliche Schmerzen bereitete, seinen Entscheid zu akzeptieren, hatte er in diesem Punkt recht. Wenn sie ihrem tief sitzenden, unstillbaren Verlangen nach Galen nachgab und jetzt zu ihm ging, würde das Gespenst der Dankbarkeit für immer zwischen ihnen stehen. Es würde schmerzen und zersetzen, und es würde zerstören. Nein, dachte sie und grub die Fingernägel in ihre Haut, das würde sie ihnen nicht antun, weder Galen noch sich selbst.
Genau in diesem Moment berührten die ersten Sonnenstrahlen den Horizont und erweckten mit ihren goldenen Fingern die Welt zum Leben.
Zwei Tage später erhielten sie Nachricht.
»Alexander schläft«, sagte Dmitri, als er sich auf einem der hoch gelegenen Balkone des Turms zu Jessamy und Galen gesellte. »Der Ort ist nur ihm selbst bekannt.«
»Was ist mit dem Vampir, der Jessamy angegriffen hat?«, fragte Galen mit grimmiger Miene.
»Ein Gefolgsmann von Emira, der Vampirin, die laut deiner Beschreibung, Jessamy, an dem bewussten Tag bei Alexander war. Emira gehörte zu seiner Elitegarde.«
»Das überrascht mich«, sagte sie und strich sich geistesabwesend eine Haarsträhne hinters Ohr. »Alexanders Leute sind ihm treu ergeben.«
»Das traf auch auf Emira zu, aber ihre Treue galt nur Alexander, und als sie ihn am Ort seines Schlafes in Sicherheit wusste, betrachtete sie ihre Verpflichtung als erfüllt.« Dmitri sah Jessamy in die Augen, undurchdringliche Dunkelheit lag in seinem Blick. »Trotzdem glaube ich, sie hätte nichts unternommen, wenn sie sicher gewesen wäre, dass Rohan sein Versprechen Alexander gegenüber einhalten würde. Als sie erkannte, dass er den Kader nicht über die Entscheidung seines Vaters informieren würde, bestärkte sie das in ihrem Entschluss, Rohan nicht zu dienen.«
Galens Haare leuchteten im Sonnenlicht, das auf sie herabschien. »Es ist also sicher? Rohan hat versucht, das Territorium an sich zu reißen?«
Dmitri nickte. »Dabei hat er nichts davon bemerkt, dass die Vampire unter seinem Kommando einen Aufstand planten. Emiras einzige Befürchtung war, dass jemand wegen Alexanders dauerhafter Abwesenheit Verdacht schöpfen könnte.«
»Eine grundlose Sorge.« Jessamy schüttelte den Kopf. »Wer weiß, ob ich mich ohne das versuchte Attentat jemals an mein Gespräch mit ihm erinnert hätte.«
»Wie es auch dazu gekommen ist«, sagte Dmitri, »das Endergebnis ist dasselbe. Ohne Alexander ist das Gebiet nicht mehr stabil. Der Kader ist gerade dabei, eine Interimsregierung aufzustellen, bis ein anderer Engel seine volle Macht
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