Engelstanz: Dunkle Verlockung Teil 3 (German Edition)
Wachen und Botschafter, die erfahren genug waren, um die Grenzen zu kontrollieren. Dmitri hatte für diese Aufgabe bereits eine provisorische Mannschaft eingeteilt, den Großteil jedoch noch zurückgehalten, damit Galen persönlich die Kampfbereitschaft von Raphaels Männern und Frauen beurteilen konnte.
Unter dem Nachtschatten der Flügel, die in schnellem, gleichmäßigem Rhythmus schlugen, marschierte eine Armee von Vampiren. Der Bodentrupp bewegte sich in flottem Tempo zu den Verteidigungspositionen, die Dmitris und Galens Berechnungen zufolge den optimalen Schutz bieten würden, ohne die Sicherheit des Turms zu gefährden.
Trotz der Hunderte von Flügelpaaren, die durch die Luft sausten, und der Masse von Vampiren am Boden war die Nacht unheimlich still. Es war eine flüsternde Dunkelheit, dachte Jessamy, wie ein Omen, das über ihren Köpfen hing. Entweder würde Alexander schon sehr bald Vergeltung dafür üben, dass der Kader in seine Ländereien einmarschiert war, oder er tat es nicht … und dann würden sie Bescheid wissen.
Jessamy hoffte, dass Alexander schlief, denn die Welt war noch nicht bereit, die tiefe Weisheit eines Uralten für immer zu verlieren.
Du bist die Einzige, die mich als weise bezeichnet. Alexander sah sie aus silbernen Augen an, sein Blick so unmenschlich, dass es sogar für einen Angehörigen ihrer langlebigen Art auffällig war. Alle anderen halten mich für ein Geschöpf der Gewalt und des Krieges.
Du bist beides, Alexander, und das warst du schon immer. Sie hatte die Geschichten gelesen und wusste, was so viele andere vergessen hatten. In vergangenen Zeiten hatte Alexander Friedensverhandlungen geführt und die Welt dadurch vor unvorstellbaren Schrecken bewahrt. Wenn es wieder zu einer solchen Prüfung käme – nicht die unbedeutenden Streits oder Kämpfe, die aus Stolz und Macht entstanden, sondern eine wirkliche Frage von Gut und Böse –, glaube ich, würdest du auf der richtigen Seite stehen.
Er lächelte matt . Du bist so jung, Jessamy. Manche würden dich sogar als töricht bezeichnen.
Hat man das Gleiche nicht von dir behauptet, als du dich zwischen zwei Uralte gestellt hast, die Krieg gegeneinander führten?
Sein Lachen klang tief und echt, wie flüssiges Silber. Komm, mein junges Mädchen. Geh ein Stück mit mir und erzähle mir Geschichten aus der Zeit, als ich ein heißblütiger Jüngling war.
Die bittersüße Erinnerung brachte sie zum Lächeln, als sie sich an Galen schmiegte. Wenn dieser Mann je beschließen sollte, sich schlafen zu legen, würde er ihr Herz in unzählige Scherben zerbrechen. Als die Engel aus ihrem Blickfeld verschwanden und die Vampire schon längst von den dunkelgrünen Wäldern verschluckt worden waren, die den Turm umgaben, sagte sie: »So hast du dir den Anfang deines Lebens in Raphaels Diensten wohl nicht vorgestellt.«
Er schlang den Arm um ihre Taille und hielt damit ihre Flügel auf ihrem Rücken gefangen. »Ich bin, wie ich bin, Jessamy.« Ruhige Worte. »Krieg und Waffen werden immer ein Teil meines Lebens sein.«
»Ich weiß – ich fühle mich nicht zu einem Fantasiemann hingezogen, Galen.« Sie versuchte sich an die unwirkliche Hoffnung zu klammern, dass vielleicht das der Grund für die unterschwellige Distanz war, die er zwischen ihnen aufrechterhielt, eine schmerzhafte Distanz. Denn wenn es so war, konnte sie etwas dagegen tun. »Ich habe von Anfang an gesehen, wer du bist, und ich will niemand anderen als dich.«
In einer beschützenden Geste, die ihr schon so vertraut war, breitete er seine Flügel hinter ihr aus und vergrub seine Hand in ihrem Haar. Die besitzergreifende Aussage daran war unmissverständlich, aber er küsste sie nicht, wie er es schon während der ganzen Reise nicht getan hatte. Und doch bezeugten die schläfrige Hitze in seinen Augen und die unverhohlene Härte seines Körpers, als sie sich an ihn drängte, dass er sie noch genauso sehr wollte wie zuvor. »Sprich mit mir, du sturer Mann.«
Die Wimpern senkten sich über seine Augen, die so wunderschön waren, dass sie sich fragte, warum sie nicht direkt bei ihrer ersten Begegnung in ihnen versunken war. »Ich will dich mit jedem meiner Atemzüge.« Schnörkellos und schonungslos aufrichtig. So war Galen. »Aber es ist nicht Dankbarkeit, die ich von dir brauche.« Unerwartet zärtlich umfasste er ihre Wange, als er sagte: »Wenn das alles ist, was du empfindest, wird es mich zerreißen, aber es wird mich nicht davon abhalten, dir der beste Freund zu
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