Engelstanz: Dunkle Verlockung Teil 3 (German Edition)
Land?«
»Fürs Erste stabil.«
»Und wie steht es um dich?« Ihr Blick ruhte auf seinem Profil, dessen wilde Schönheit sich immer stärker ausprägte. Schon bald würde sich niemand mehr an den Jungen erinnern, der er einmal gewesen war.
»Ich muss mein Herrschaftsgebiet festigen.« Er trat auf sie zu und ergriff ihre Hände. »Du bist in diesem Territorium immer willkommen, Jessamy. Die Zimmer, die du bewohnst, gehören dir.«
Er sah zu viel, dachte sie, aber andererseits war das einer der Gründe, warum er ein Erzengel war. »Die Zufluchtsstätte ist der Ort, an den ich gehöre.«
»Bist du sicher?« Er deutete mit dem Kopf auf ein Geschwader von Engeln, die gerade durch die dünne Luft zwischen den Wolken tauchten und kreuzten.
Sie folgte seinem Blick, beobachtete jedoch nicht das Geschwader, sondern dessen Kommandanten. In ihrem Herzen brannte ein schmerzliches Verlangen, aber sie wusste, dass die Zeit noch nicht reif war. »Das Herz«, flüsterte sie, »kann etwas sehr Zerbrechliches sein.« Und diese Liebe, die selbst in dem Schweigen zwischen ihr und Galen heranwuchs, war es umso mehr.
13
Galen beobachtete Trace, der den Turm in der schmutzig grün-braunen Kleidung eines Kundschafters verließ. Der Vampir war gut – Galen konnte keine Spur mehr von ihm entdecken, sobald er eins mit dem Wald geworden war. Aber Trace war nicht der Einzige, dem Jessamy aufgefallen war, nachdem sie von ihrem einsamen Posten in der Zufluchtsstätte hierhergeflogen war.
Galen beobachtete, griff jedoch nicht ein … Stattdessen rammte er Dmitri regelmäßig in den Boden.
Nach ihrer letzten Runde wischte sich der Vampir das Blut von seiner aufgeplatzten Lippe und schüttelte den Kopf. »Ich muss ja richtig gierig nach Bestrafungen sein, dass ich mir das immer wieder abhole.«
»Nein, du bist nur entschlossen, besser zu werden.« In Wahrheit war der Vampir ein echter Gegner für ihn. In der Mehrzahl der Fälle trug Galen Schnitte und Quetschungen davon, und ein- oder zweimal hatte Dmitri es sogar geschafft, seine Flügel zu verletzen. Sie lernten gegenseitig voneinander und entwickelten sich zu noch tödlicheren Kämpfern.
Galen schöpfte einen Krug Wasser aus einem Kübel, goss sich die kühle, klare Flüssigkeit über den Kopf und strich sich das nasse Haar aus der Stirn. »Ich muss für einen Tag weg, vielleicht auch für zwei«, sagte er. Inzwischen vertraute er Dmitri und wusste, dass der Vampir – ebenso wie Raphael persönlich – über Jessamy wachen würde. Kein Mann würde es wagen, ihr etwas zuleide zu tun.
»Ein anderer Engel möchte mit ihr fliegen«, Dmitris Gesichtsausdruck war wachsam, »aber er hat Angst, dass du ihn umbringst.«
Der Krug zerbrach unter seinem gewaltsamen Griff. Ohne auf das Blut zu achten, breitete er die Flügel aus und machte sich abflugbereit. »Ich würde sie niemals einsperren.«
Er schwang sich in den Himmel hinauf und flog mit harten, schnellen Flügelschlägen ohne innezuhalten in die einsetzende Dämmerung. Einige Geschwader flogen an ihm vorbei, doch niemand versuchte, ihn abzufangen, so als könnten sie alle die tiefdüstere Laune spüren, die er förmlich ausströmte. Er flog, als ginge es um sein Leben, raste auf den Luftströmen dahin, bis der Himmel zu allen Seiten öd und leer war und unter ihm nur dunkles, bewaldetes Land lag. Allein.
Nach den Lebensumständen in seiner Kindheit und Jugend hatte er geglaubt, sich einen Schutzwall gegen solche Schmerz en aufgebaut zu haben und unverwundbar gegen diese unsichtbaren Wunden zu sein, die einen innerlich vernichten konnten. Doch der nach Liebe hungernde Junge von einst war noch immer ei n Teil von ihm, und beide Teile bluteten unaufhörlich, weil sie spürten, dass Jessamy ihn in tausend winzi gen Schritten ve rließ. Er stieß zur Erde hinab, landete am Ufer eines kleinen Flusses und gönnte sich eine Pause, um durchzuatmen und nachzudenken. Doch seine Gedanken kreis ten immer wieder u m eines: Jessamy in den Armen eines anderen.
In einem wilden, nicht enden wollenden Schrei brach der Zorn aus ihm hervor, den er schon viel zu lange in sich aufgestaut hatte. Selbst die herbstliche Kälte konnte nicht in seine Glieder dringen, um das Fieber in seinem Blut zu kühlen, als er seiner Wut eine Stimme verlieh. Und als er wieder in die Luft emporstieg, wusste er, dass er nun zurückfliegen konnte. Wenn er Jessamy mit einem anderen Mann fliegen sähe, würde er nicht morden und nicht wüten, und wenn es ihn umbrächte.
Aber
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