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Engelstanz: Dunkle Verlockung Teil 3 (German Edition)

Engelstanz: Dunkle Verlockung Teil 3 (German Edition)

Titel: Engelstanz: Dunkle Verlockung Teil 3 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nalini Singh
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lachend, drückte Rhoswen ihre Hände. »Du leidest, weil du deinen Krieger so sehr vermisst.«
    Jessamy lachte, und auch ihr kamen ein paar Tränen, denn bis zu diesem Moment war ihr nicht bewusst gewesen, wie sehr es ihr fehlte, mit ihrer Mutter über Galen zu sprechen. Es nicht zu tun, war keine bewusste Entscheidung gewesen, eher eine Ausdehnung des schmerzlichen Schweigens, das im Laufe der Jahre zwischen ihnen gewachsen war. »Kommst du mit mir nach Hause?«, fragte sie und griff nach Rhoswens Hand. »Ich möchte gern mit dir reden.«
    »Das möchte ich auch gern.« Schlanke, lange Finger strichen über ihre Wange. »Es freut mich so, zu sehen, dass die Traurigkeit aus deinem Herzen gewichen ist.« In diesem Moment erkannte Jessamy, dass die Distanz zwischen ihnen ebenso viel mit ihr selbst zu tun gehabt hatte wie mit ihrer Mutter. Sie hatte ihren Kummer gut getarnt geglaubt, als sie heranwuchs und zu einer respektierten Persönlichkeit in der Zufluchtsstätte wurde, aber welche Mutter, die ihre Tochter liebt, könnte nicht das Salz der verborgenen Tränen ihres Kindes schmecken?
    Als sie sich bei Rhoswen unterhakte und sich ihre Flügel in einer warmen Vertrautheit zwischen Mutter und Kind berührten, traf sie eine Entscheidung: Was die Zukunft auch bringen mochte, Rhoswen sollte nie wieder solchen Schmerz bei ihrer Tochter spüren müssen. Galen hatte Jessamy geholfen, ihre Flügel zu finden, aber es war ihre Aufgabe, die sprudelnde Lebensfreude in sich selbst zu nähren. Sie würde darum kämpfen, sich dieses Gefühl zu bewahren.
    »Was schreibt er denn, der große Grobian, der dich vor den Augen der gesamten Zufluchtsstätte geküsst hat?«, fragte Rhoswen mit spöttischem Lächeln. »Zeig mal her.«
    »Nur wenn du mir die kleinen Liebesbriefchen zeigst, von denen ich weiß, dass Vater sie dir noch immer schreibt.«
    Die Wangen ihrer Mutter färbten sich so rosa wie die Spitzen ihrer Handschwingen, derselbe Farbton wie an den Innenkanten von Jessamys Flügeln. »Du schreckliches Mädchen!«
    Kichernd drückte Jessamy das Buch und Galens Brief fest an ihr Herz. Während die Jahreszeiten vergingen, wurden viele dieser Briefe durch die Welt geflogen. Seite um Seite beschrieb sie mit Geschichten über das Leben in der Zufluchtsstätte – einschließlich der von den drei kleinen Engeln, die ebenso wie Jessamy auf Galen warteten.
    Sie versichern mir, dass sich ihre Flugtechnik deutlich verbessert hat – sie haben die Übungen, die du ihnen aufgegeben hast, sehr gewissenhaft ausgeführt und unterrichten inzwischen auch ihre Mitschüler.
    Illium, Jason und Aodhan, sie alle nahmen Jessamys Briefe entgegen und kehrten mit Galens Antworten zurück.
    »Ist dir klar, dass ich zuerst zu dir gekommen bin, noch bevor ich meine eigene Mutter begrüßt habe?«, sagte ein müder Illium an einem Spätsommertag, als er ihr einen Brief übergab. »Galen hat mir angedroht, mir alle Federn einzeln auszureißen, wenn ich es nicht tue.«
    Sie liebte diesen blaugeflügelten Engel, der stets ihr Herz erfreute. Herzlich küsste sie ihn auf die Wange. »Flieg nur zum Kolibri«, sagte sie; seine Mutter, die diesen Beinamen trug, war eine begabte Künstlerin. »Sie hat schon den Himmel nach dir abgesucht.«
    Vor dem Orange und Gold des Sonnenuntergangs bot der Engel einen spektakulären Anblick, aber Jessamy hatte sich bereits abgewandt und brach mit zitternden Fingern das Siegel. Wie immer war der Brief kurz und ohne Ausschmückungen. Kein Wort der Liebe. Einfach nur Galen.
    Sag meinen kleinen Schülern, dass ich vorhabe, sie bei meiner Rückkehr einer strengen Prüfung zu unterziehen. Es ist nie zu früh, mit der Ausbildung eines Geschwaders zu beginnen.
    »Oh, wunderbarer Mann«, flüsterte sie, denn diese Worte würden den Kleinen, die ihn wie einen Helden verehrten, alles bedeuten.
    Dieses Mal lag kein Gänseblümchen darin. Nur eine unausgesprochene Bitte.
    Die Feder, die ich dir bei meinem Aufbruch entwendet habe, verliert ihren Duft nach dir.
    Sie schickte ihm eine Feder aus der Innenseite ihres Flügels, wo die Rötung sich zu Magenta vertiefte. Sie schrieb ihm von den Sommerblumen in den Bergen und von den politischen Spielchen, die sie nun beobachten konnte, da Michaela sich auf dem haarfeinen Grat zwischen Engel und Erzengel bewegte. Und sie schrieb auch, dass sie sich um Illium sorgte.
    Vor seiner Abreise aus der Zufluchtsstätte hatte sich der junge Engel in eine Sterbliche verliebt, und seit seiner Rückkehr wurde diese

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