Engelstation
konnte er Sterne sehen, die Lichter auf der Nachtseite der Bezel-Station, und wenn er nach unten blickte, sah er die schwarzen, schalldämpfenden Prachtstraßen, ferne Holo-Werbung und grüne Flecken, die vor dem Hintergrund der strukturierten Metallgeometrie der Gebäude und Straßen unnatürlich aussahen. Eine dieser Stellen, dachte er, wo sie Erdreich anlegen, irgendwas wachsen lassen und so tun, als ob sie auf einem Planeten seien.
Mahadaji rief die Speisekarte auf. Ubu kannte nur wenige der Speisen, und Maria und er überließen es Mahadaji, die Bestellung aufzugeben. Als erstes gab es Snacks und eine Flasche Wein, dann Haschisch in einer reich verzierten Wasserpfeife aus Messing. Ubu hatte Rauchen immer für ein Mudville-Laster gehalten, aber aus Höflichkeit nahm er ein paar vorsichtige Züge, dankbar, daß es nicht etwas so absolut Widerwärtiges wie Tabak war. Auf die Pfeife folgte ein Sorbet, um den Gaumen zu reinigen. Dann irgendeine gut gewürzte Suppe. Das Geschirr war aus feinem weißen Porzellan, das mit den PDK-Insignien in Gold geschmückt war. Eine neue Flasche Wein kam, zusammen mit einem kleinen, auf Bezel heimischen Tier, das in seiner Schale gekocht war; man mußte sie mit einem Spezialwerkzeug aufbrechen. Danach wieder Haschisch und Sorbet. Mahadaji erklärte jeden Gang und seine Zubereitung mit Worten, die unter Ubus Bewußtsein durchglitten, ohne daß Licht auf sie fiel. Ubu sah bunte Vögel über die Kuppel hinwegschweben und erinnerte sich daran, daß die Bezel-Station sie als Touristenattraktion frei fliegen lassen hatte.
Der Hauptgang war eine dicke Scheibe rosarotes Fleisch, das in seinem eigenen Saft lag, mit gedünstetem Gemüse an der Seite. Das gebratene Was-auch-immer schien ungewürzt zu sein. Ubu wartete darauf, daß der Kellner die Soße brachte; er sah, wie Mahadaji und Maria zu essen begannen, und beschloß, ein Stück abzuschneiden. Er aß es aufmerksam und wartete auf den Geschmack.
»Ziemlich fade«, sagte er.
Maria sah ihn an. »Soll ja auch fein schmecken«, sagte sie.
Ubu lachte. »Zu fein für mich.« Er sah Mahadaji an. Der Wein sang eine fröhliche Melodie in seinem Kopf. »Kann ich Chilisoße bekommen? Und Senf vielleicht?« »Ist nicht in der Retorte gezüchtet, weißt du«, sagte Maria. »Es hat einen Eigengeschmack. Braucht eigentlich keine Soße.«
»Das ist völlig in Ordnung, Shooterin Maria«, sagte Mahadaji. »Ich hätte es voraussehen müssen. Es ist meine Schuld.« Seine kleinen, dunklen Hände tanzten in der Luft, als er dem Kellner winkte.
»Ich mag’s so«, beharrte Maria. Sie schnitt sich ein weiteres Stück Fleisch ab.
Der Kellner brachte eine Flasche mit Chili-und-Knoblauch-Paste und bot an, sie in einem kleinen Chromwärmer zu erhitzen. Ubu lehnte ab und schüttete das rote Zeug auf das Fleisch und das Gemüse. Danach schmeckte es besser.
»Bei mir sind bereits Nachfragen über die Herkunft Ihrer Fracht eingegangen«, sagte Mahadaji, während sein Messer zarte, mundgerechte Bissen des gebratenen Fleisches abschnitt.
Ubu sah ihn an. Wein strudelte durch seine Adern. »Was haben Sie denen gesagt?«
»Daß ich es nicht wüßte, und daß alle Fragen an Sie gerichtet werden sollten.« Er strich sich mit einem kleinen Finger über den Schnurrbart. »Einige Nachfragen kamen von der Marine«, sagte er. »Vom Special Investigations Department.«
»Was hat das SID denn für ein Interesse daran?«
»Sie wollen sich vergewissern, daß die Fracht nicht gestohlen ist.«
Ubu lachte. »Wenn sie eine so große Fracht finden können, die gestohlen wurde, dann können sie gerne versuchen, mir die Sache anzuhängen.«
Mahadaji sah Ubu an. Seine Augen waren wie Kieselsteine. Plötzlich schien die Luft eiskalt zu sein. »Dürfte ich wissen, woher die Fracht stammt, Schiffsführer? Könnten Sie es mir gefahrlos sagen?«
Energie durchloderte Ubu und brannte den Weindunst weg. So blau bin ich nun doch nicht, dachte er.
»Es ist alles rechtmäßig. Wir haben Verträge; die Präparate stammen von einer exklusiven Quelle. Es wird weitere Frachten geben, vielleicht noch wertvollere als diese.«
Mahadaji nickte langsam vor sich hin. »Sie haben außerordentliches Glück, Schiffsführer.«
»Ich möchte nicht, daß jemand von den zukünftigen Frachten erfährt. Nicht bevor wir diese hier zum höchstmöglichen Preis verkauft haben.«
»Es wird eine Menge Nachfragen geben. Die Leute werden wissen wollen, in wessen Auftrag Sie arbeiten. Kann sein, daß man es auch
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