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Engelstation

Engelstation

Titel: Engelstation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Jon Williams
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nicht jetzt gleich.
    »Mr. Mahadaji hat davon gesprochen, Wachmänner auf der Runaway zu postieren«, sagte Maria. »Er kennt da ein paar Leute.«
    Ubu setzte sich hin und griff nach der Weinflasche. »Gut«, sagte er.
    Mahadaji lächelte. »Ich kann heute nachmittag alles arrangieren. Gegen sechzehn Uhr kann ein Wachtposten an Ihrer Personenschleuse stehen, und ein paar Leute können Alarmanlagen an Ihren Außenschleusen installieren.«
    Ubu trank ein Glas und schenkte sich dann ein zweites ein. »Klingt gut«, sagte er. Er war sich bewußt, daß Maria ihn ansah.
    »Ich denke, ich sollte einen Termin mit unserem Finanzexperten anberaumen. Besonders, wenn weitere Frachten kommen. Da gibt es eine Mehrgewinnsteuer. Gehört zur Konsolidierung.«
    »Mehrgewinn«, wiederholte Maria. »Mit sowas hatten wir noch nie was zu tun.« Auf ihren Lippen lag ein schwaches Lächeln, aber ihre großen, dunklen Augen waren immer noch auf Ubu gerichtet.
    »Die Kapitalisierungsvorschriften sind kompliziert. Aber es gibt Mittel und Wege, sie zu umgehen.«
    »Ja«, sagte Ubu. »Das machen wir. Sollen die Multi-Pollies sich ihr Geld doch woanders holen.«
    Mahadaji strich sich mit dem kleinen Finger der rechten Hand über den Schnurrbart. »Sie wollen nur, daß alles berechenbar bleibt.«
    Ubu machte ein finsteres Gesicht. »Das ist deren Problem.«

    Es gab zwei Dessertgänge, jeweils mit einem anderen Likör, gefolgt von der Wasserpfeife und einem letzten Klecks Sorbet. Am Ende des Essens war Ubu wieder angeheitert. Auf dem Weg zum Fahrstuhl sah er sich in der Bar nach Magda um, aber sie war weg. Mahadaji führte sie zur Zweigstelle von Portfire, einem Bürogebäude mit Schaumwänden in der Nähe der Hafenstadt, einem einzigen riesigen, beigen Raum voller Schreibtische und Terminals, der von hängenden Neonröhren erleuchtet wurde – alles, was hier geschah, war, daß Daten von einem Schreibtisch zum nächsten weitergeschoben wurden; die realen Waren, die Portfire umschlug, befanden sich in einer Reihe von Lagerhäusern unten auf dem Planeten und in der Hafenstadt.
    Ubu unterschrieb, setzte seinen Daumenabdruck auf den Vertrag und bekam ein elektronisches Vermögen ausgehändigt, von dem die Multi-Pollies verwegene vierzig Prozent als eine Art Sicherheit für weitere Regierungsraubzüge einsackten. Die OttoBanque wurde ausbezahlt, und Ubu warf einen zufriedenen Blick auf die verbliebenen Nullen.
    Nach der Unterzeichnung verabschiedeten sie sich von Mahadaji und machten sich dann auf den Weg zu einem Laufband in die Hafenstadt. Ubu schaute auf seine Taschenuhr und sah, daß es zehn nach drei war. »Ich mach jetzt einen drauf«, sagte er.
    »Da kommen Leute zu uns. Wachen. Erinnerst du dich?«
    »Scheiße. Hab ich ganz vergessen.«
    »Wenn die Grundläuse wirklich ihre Nasen in unsere Angelegenheiten stecken wollen, müssen wir Zwölf schützen.«
    »Ja. Mist.« Er legte ihr die Hand auf den Arm. »Hör mal, erledige du das, ja? Ich geh feiern.«
    »Wir könnten heute abend feiern.«
    Wut brannte in Ubu wie ein Peitschenhieb. »Kümmere dich drum, ja?« sagte er. »Tu mir den kleinen Gefallen, okay?«
    Die schöne Maria sah ihn mit ihren dunklen, unergründlichen Augen an. Eine weiße Hand fuhr nervös an ihre Kehle. »Okay«, sagte sie. »Wenn es das ist …«
    »Was ich will, ja.«
    Sie fuhren schweigend zur Hafenstadt. Das Laufbahn mündete auf eine Metallstraße. Hier gab es keinen weichen schwarzen Bodenbelag. Aus Bars drang lärmige Musik heraus. Shooter, Syster und Dockarbeiter schwankten in der kaum wahrnehmbaren Schwerkraft auf Zehenspitzen vorbei. Bis auf die Lagerhäuser waren die Gebäude alle aus Tempaschaum. Hier gab es noch ein Shooterleben, und es pulsierte um Ubu und Maria herum, während das Laufband sie zu den Docks brachte.
    »Tschüs«, sagte Ubu, winkte Maria zu und ignorierte ihren kalten Blick, der ihm folgte, als er sich aufs Geratewohl eine Bar aussuchte und hineintauchte. Die Schaumwände waren in einem gräßlichen Blau gestrichen. Über der Bar hing ein Autogrammfoto von Evel Krupp. Auf der Bühne saßen ein Dutzend Syster und hackten auf ihren Instrumenten herum, während sie sich mühselig durch ein Dross-Lied quälten. Die Sänger kannten nicht einmal den Refrain; der Sitarspieler war praktisch eingeschlafen. Der mißtönende Lärm ließ grelle, messerscharfe Farben vor Ubus geistigem Auge erstehen, eine perfekte Begleitung für die brutale Energie, die brüllend wie die Flamme eines Reaktionstriebwerks

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