Engelstation
Wink mit dem Zauberstab, dachte Ubu, und das hypothetische Bankkonto würde Wirklichkeit werden.
»Das Mittagessen ist hier eine große Mahlzeit. Es dauert zwei bis drei Stunden. Danach gibt’s Tee und ein leichtes Abendessen.«
Ubu interessierte das alles nicht, aber er lächelte Mahadaji trotzdem an. Er wußte aus den Unterlagen, die er aufgerufen hatte, daß Mahadaji bei seiner Arbeit viel mit Shootern zu tun gehabt hatte. Der Anwalt kannte sich aus und würde sich hüten, dumme Fragen über Shooternamen zu stellen. Er würde später noch nützlich sein.
»Wir haben vor ungefähr fünf Stunden gegessen«, sagte Ubu, »aber wir sind daran gewöhnt, flexibel zu sein.«
»Gut. Dann wäre das geregelt. Entschuldigen Sie mich einen Augenblick. Ich muß mein Büro anrufen.«
Cody prüfte nur vier Behälter, dann hatte er es satt, daß Maria ihn von einem Frachtstapel zum anderen schleppte. Sie nahm ihn mit zum Shuttle, das sie zur Hafenstadt auf der Station brachte. Auf dem Shuttle unterschrieben Mahadaji und Maria als Zeugen die Vereinbarung zwischen der Runaway und der OttoBanque. Den Rest des Fluges legten sie schweigend zurück.
Das letzte, was sie von Cody sahen, war, wie er an seiner Jacke zerrte und seine Greifer fest auf den Klettboden des Laufbands preßte, das ihn zum planetaren Shuttle brachte. Ubu winkte ihm nach und lachte. Unbesiegbar, dachte er. Ich bin verdammt noch mal unbesiegbar. Er rollte die Schultern und schaute zum metallenen Himmelszelt hinauf. Sein Körper fühlte sich wie ein Stromleiter an.
Mahadaji führte sie durch die Docks mit niedriger Schwerkraft zu einem geschoßförmigen Gauss-Shuttle, das sie quer durch die Station transportieren würde. Sie nahmen auf Kontursitzen aus Metall Platz. Der Geruch von Elektrizität knurrte in Ubus Nebenhöhle. Das Shuttle setzte sich völlig lautlos in Bewegung und beschleunigte. Bunte Hologramme glitten über ihnen dahin und kündigten die nächste Haltestelle in mehreren verschiedenen Schriften an. Anscheinend sprach man auf Bezel viele Sprachen.
An der dritten Haltestelle stiegen sie aus. Gut gekleidete Leute bewegten sich über weiche schwarze Straßen, die bei jedem Schritt leicht nachgaben. Manche von ihnen starrten Ubu an. Ubu erwiderte den Blick, und die anderen schauten abrupt weg. Er grinste. Das machte Spaß.
Die Decke war gewölbt; jeder strahlenförmige Balken war mit einem verschnörkelten barocken Muster verziert. Mahadaji führte sie zu einem Gebäude mit einer strengen Bronzefassade. Der Boden war mit einem grauen Stein ausgelegt, der von dem Planeten unten heraufgebracht worden sein mußte. Ubu merkte, wie ihm das Grinsen verging. Er war noch nie so tief in die Bezel-Station vorgedrungen, und er hatte auch noch nie ein solches Bauwerk gesehen.
Die Innenwände des Fahrstuhls waren vergoldet und so stark poliert, daß sie wie Spiegel glänzten. Mahadaji drückte seinen Daumen auf einen Rezeptor mit der Aufschrift »Pan-Development-Klub«, und der Fahrstuhl begann nach oben zu steigen.
PDK, erinnerte sich Ubu. Die Kompagnie. Sie hatte die ersten Siedlungen hier gesponsert und die Bezel-Station gebaut, und sie hatte immer noch eine Menge zu sagen.
»Mein Club«, sagte Mahadaji. »Ich finde, hier gibt es das beste Essen auf der Station. Und den besten Blick.« Im perfekten Spiegel der Fahrstuhltüren glänzte Ubus Haut wie Gold. Seine Energie begann zurückzukehren. Er grinste, und der goldene Gott im Spiegel grinste zurück.
Der vergoldete Raum fuhr vierzig Stockwerke hoch. Die Schwerkraft wurde merklich geringer. Als sich die Spiegel öffneten, trat Ubu in einen hellen, großen Raum mit Glasfenstern und weichen, weißen Teppichen hinaus. Ein Streichertrio spielte Dolores – Musik mit einem raffinierten, in die Struktur eingewobenen Ladino-Kontrapunkt {*} . Maria lächelte, als sie ihre bloßen Zehen in den zottigen Teppich grub. Im Hintergrund war das Gemurmel von Unterhaltungen zu hören.
»Mr. Mahadaji.« Ein ernster Mann mit kupferfarbener Haut in einer kurzen Jacke mit leuchtend gelben Knöpfen, hohem Kragen und einer Halsbinde. »Ihr Tisch ist hier drüben.«
Aufgedonnerte Leute musterten Ubu und Maria, als er an der Bar vorbei zu Mahadajis Tisch ging. Der Tisch stand in einer kleeblattförmigen Ausstülpung der Seitenwand des Gebäudes mit einem Kuppeldach. Die Dolores-Musik folgte ihnen; tolle Akustik, dachte Ubu, oder geschickte Beschallung. Er konnte es nicht genau sagen.
Wenn er senkrecht nach oben schaute,
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