Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Engelstation

Engelstation

Titel: Engelstation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Jon Williams
Vom Netzwerk:
ansatzweise darauf hindeutet, wo wir gewesen sind.«
    Sie blickte überrascht zu ihm auf. »Das ist strafbar«, sagte sie.
    »Ist mir egal. Ich will nicht, daß jemand weiß, wo wir waren, oder einen Hinweis darauf bekommt, wo das nächste Treffen stattfinden soll. Die juristischen Dinge sind alle geregelt; kein Mensch hat einen Grund, uns zu zwingen, ihm Einsicht in unsere Logbücher zu gewähren.«
    Maria biß sich auf die Lippe. Das Logbuch jedes Schiffes war von Rechts wegen versiegelt, und wenn man ein Stück davon löschen wollte, hieß das, daß man sich an einer festverdrahteten Sperre vorbeischmuggeln mußte. »Okay.«
    »Ich schau mal nach Zwölf. Will sehen, wie er das Bremsmanöver überstanden hat, und ihm sagen, daß er sich nicht vom Fleck rühren soll, bis wir zurück sind.« Er ging an ihr vorbei zur Leiter. Sie sah ihm nach und spürte, wie ihre letzte Hoffnung auf eine einfache Lösung flackerte und erlosch.
    Sie drehte sich zu den Navigationstafeln um, rief das Logbuch auf und markierte behutsam den Anfang und das Ende eines Löschvorgangs. Ein Blip auf dem Großraumradar erregte ihre Aufmerksamkeit.
    Ein neues Schiff war soeben aus dem weißen Loch ins Bezel-System gesprungen, ungefähr zwei Wochen von der Station entfernt. Der Name des Schiffes und sein Eigentümer leuchteten neben dem neuen Blip auf, gefolgt von der Kennummer.
    Abrazo , las Maria. De Suarez Expressways.

    Mahadaji war ein kleiner, dunkelhäutiger Mann mit lockigen schwarzen Haaren und einem kurzen Schnurrbart. Er trug eine gestreifte Hose, Filzpantoffel, ein lang-ärmeliges T-Shirt und eine bestickte Weste mit Stehkragen und hatte glitzerndes Mascara aufgelegt. Im rechten Ohr hatte er einen silbernen Ohrring. Seine Haftschuhe verankerten ihn fest auf dem Boden der Ladebucht 17A.
    »Schiffsführer«, sagte er. »Shooterin.« Er mußte schreien, um sich gegen das hallende Quietschen der Autolader von Dock 15A verständlich zu machen.
    Ubu und Maria überragten den kleineren Mann. Ubu trug Shorts, seine silberne Reflektorweste, ein Armband am unteren linken Arm und zwei Greifer an den Füßen. Er sah Mahadaji an und lächelte. »Mr. Mahadaji. Freut mich, Ihre Bekanntschaft zu machen. Sie haben gute Arbeit für uns geleistet.«
    Mahadaji winkte ab. »Die Probleme waren normal, meine Lösungen auch. Ungewöhnlich war Ihr Glück, so eine Fracht zu finden.«
    »Ja.« Und möchtest du nicht gern wissen, wie wir da drangekommen sind? Er sah Mahadajis Begleiter an, einen steifen Schwarzen in einer Röhrenhose und einer weiten Samtjacke, die sich in der Schwerelosigkeit um die Taille herum bauschte und offensichtlich für Mudville gedacht war. Er hatte eine Tasche mit einer Ausrüstung dabei, um die Reinheit der Fracht der Runaway zu prüfen.
    »Das ist Mr. Cody«, sagte Mahadaji. »Er vertritt die OttoBanque in dieser Angelegenheit.« Verachtung drehte sich in Ubus Bauch, als er den Gründling ansah.
    »Das ist meine Schwester, die schöne Maria.«
    »Ist mir eine Ehre.«
    Maria war ein kühles, monochromes Traumgebilde; sie hatte nur schwarze Shorts und ein ärmelloses schwarzes Oberteil an, die beide mit ihrer blassen Haut kontrastierten. Ihre Haare waren nach hinten gesteckt, damit sie ihr nicht in die Augen wehten, hingen jedoch ansonsten unbehindert in der Luft, ein freischwebender dunkler Glorienschein hinter ihrem Kopf. Sie war barfuß und schwebte reglos in Reichweite der Griffstangen an der Personenschleuse.
    Die Sirene eines Autoladers blökte weiter unten im Gang. »Okay.« Ubu grinste Cody an. »Fangen wir an, damit wir Mr. Cody wieder irgendwohin bringen können, wo Schwerkraft herrscht. Sonst stranguliert ihn seine Jacke noch.«
    Mahadaji ließ ein höfliches, gedämpftes Lachen hören. Codys Gesicht wurde noch eine Spur dunkler. Ubu langte nach hinten, um sich an einer Griffstange festzuhalten, löste seine Greifer mit einem Ruck von den Klettflecken auf dem Boden und stieß sich zum Frachttor ab. Dort gab er den Code ein, der die Frachtluke der Runaway öffnete, und als die Sicherheitsvorrichtungen des Docks anzeigten, daß der Druck ausgeglichen war, und ihm grünes Licht gaben, machte er die Innenluke auf.
    Die kolossalen Containerstapel waren unter dem grellen Licht der Ladebucht so braun wie Blut. Ubu drehte sich in der Luft und sah Cody an. »Suchen Sie sich nach Belieben einen Behälter aus und prüfen Sie ihn«, sagte er. »Meinetwegen auch alle.«
    »Danke, Mr. Roy.« Seine Stimme war typisch; er hatte einen

Weitere Kostenlose Bücher