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Engelstation

Engelstation

Titel: Engelstation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Jon Williams
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das ganz kurz vor der Ansage des Croupiers kam.
    Zwölf …
    »Douze …«
    Rot, klein, gerade …
    » … rouge, manque, pair.«
    Maria fühlte, wie ein Lachen in ihrer Kehle hochstieg, und unterdrückte es. Sie hob den Blick vom Tisch und sah die Spieler an, sah das vieldeutige Lächeln der Bankhalterin. Diesmal hatte sie weder gewonnen noch verloren. Der Mann hatte im letzten Moment auf Rot gesetzt und etwas Geld gemacht. Die andere Frau am Tisch schüttelte den Kopf und zählte die paar Chips, die ihr noch geblieben waren. Sie versuchte sich schlüssig zu werden, ob sie auf Sicherheit spielen oder ein letztesmal alles auf eine Karte setzen sollte.
    »Faites vos jeux.« Maria schaute auf den Tisch, als die Zahlen aufzuleuchten begannen. Farben glühten in ihrem Geist. Spieler drückten Tasten. Die Frau biß sich auf die Lippe und spielte à cheval auf zwei Nummern, 21 und 24. Marias Nerven standen in Flammen. Ihr Herzschlag dröhnte im Rhythmus der aufblinkenden Ziffern, der Elektronenwelt, die unter der Tischplatte begraben war. Sie schloß die Augen und biß die Zähne zusammen. Sie stellte fest, daß an der Außenseite ihrer Lider grünes Licht aufblitzte, und hörte den Croupier sagen: »Rien ne va plus.« Jetzt, dachte sie, und ein Ruck ging durch ihren Körper, als sie merkte, wie die Energie von ihrem Rückgrat abgeschossen wurde wie ein Pfeil von einem Bogen.
    »Vingt et un. Rouge, passe, impair.«
    Die Spielerin stieß einen leisen Seufzer der Erleichterung aus. Maria öffnete die Augen und sah, wie der Croupier Chips von der Bank zu der Spielerin schob. Bei à gab es den siebzehnfachen Einsatz, wenn man gewann. Der Blick der dunklen Augen der Bankhalterin war nach innen gerichtet. Maria konnte den Pulsschlag an ihrem Hals sehen.
    »Deine Chips.« Ubus Stimme. Die schöne Maria streckte blindlings eine Hand aus, und Ubu packte sorgfältig einen Stapel Chips hinein. Sie legte die Chips auf den Tisch, ohne sie anzusehen.
    Laß es vorsichtig angehen, dachte Maria und setzte drei Chips auf PASSE. Sie dachte, daß sie Groß oder Klein wahrscheinlich leichter beeinflussen konnte als alles andere. Der Blick der Bankhalterin zuckte einmal zu ihr hinüber, dann schaute sie weg. Rot Neun kreischte in ihrem Kopf. Ihre Finger schlossen sich um ihre restlichen Chips, und sie spürte sie kühl auf ihrer Haut. Bunte Lichter begannen zu fließen; sie reagierten auf Veränderungen im Elektronenstrom. Maria schmeckte Schweiß auf ihrer Oberlippe. Sie drückte blind auf eine Taste, ohne sich für das Resultat zu interessieren – soweit sie erkennen konnte, fügten die Tasten nur einen Zufallsfaktor hinzu, ohne dem Spieler irgendwie zu helfen. Sie waren was für Idioten.
    Die bunten Lichter wurden schneller. Maria hielt eine Hand über den Spielplan und spürte das Prickeln von Elektrizität auf ihrer Haut, sah das Ergebnis und brachte abrupt ihre Ladung ins System ein, indem sie einen Stapel von fünf Chips nach vorn schob und sie à cheval auf 25 und 26 setzte – sie konnte nicht genau erkennen, welche Zahl fallen würde.
    »Rien ne va plus.« Farben pulsierten auf dem Tisch. Maria wischte sich Schweiß aus den Augen.
    »Fünfundzwanzig«, flüsterte sie. Sie kannte das Ergebnis.
    »Vingt-cinq.«
    »Rot, groß, ungerade.«
    »Rouge, passe, impair.«
    Ubus Stimme platzte dazwischen. »Gut. Gut. Schau dir die Gewinnchancen an!«
    Blinde Wut kochte in Marias Rückgrat hoch. Sie wirbelte zu ihrem Bruder herum. »Hau ab!« flüsterte sie. »Mach, daß du wegkommst!«
    Ein erschrockener Ausdruck trat in seine Augen. Er hob die oberen Hände und wich wortlos zurück. Die schöne Maria drehte sich wieder zum Tisch um und sah, daß der Blick der Bankhalterin auf sie gerichtet war, als der Croupier Chips zu ihrem Platz schob. »Faites vos jeux, mesdames et messieurs.« Maria ordnete ihre Chips in zwei Stapel und setzte den einen dann à cheval auf 11 und 12.
    Sie bediente eine Taste, als die Lichterkaskade losging. Ihr Atem kratzte in ihrem Hals. Die Bankhalterin war eifrig damit beschäftigt, auf Tasten zu drücken. Maria starrte die haarigen Handrücken des Croupiers an. Ein Ruck ging durch ihren Körper, als das Spiel zum Ende kam, und sie schrie auf, als sie merkte, daß ihr Eingriff fehlgeschlagen war, daß die Gewinnzahl 10 lautete. Sie hätte konservativer spielen und transversale pleine auf 10, 11 und 12 setzen sollen.
    Maria leckte sich die Lippen, als der Croupier ihre Chips zur Bank schob. Ubu hatte ihre Konzentration

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