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Engelstation

Engelstation

Titel: Engelstation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Jon Williams
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Ohr, ein Laut, der wie ein Vogel über die Menge hinwegsegelte, aber Maria konnte nie jemand lachen sehen. Sie umklammerte ihren Kreditjeton mit einer weißen Hand. Schweiß kitzelte ihre Kopfhaut. Das war nicht ihre Welt.
    Ein Rouge-et-noir-Tisch glitzerte vor ihr. Bunte Lichter spielten über die Gesichter der drei Spieler. Es waren zwei Frauen und ein Mann. In dem von unten kommenden Licht sahen sie unheimlich aus. Der Croupier war ein kleiner Mann mit blasser Haut, hoher weißer Stirn und einer überraschenden Menge schwarzer Haare auf den Handrücken. Er beobachtete das Spiel mit emotionslosen Augen unter vollkommen gleichmäßigen Brauen.
    Das Rot Neun befahl der schönen Maria zu spielen. Sie grub ihre Fingernägel in die Handflächen und sagte sich, daß es noch nicht soweit war. Sie trat an den Tisch und sah zu. Die Frau zu ihrer Linken hielt die Bank; ihre Haut war schwarz, ihr Haar platinblond, und in ihre Schultern und Brüste waren Diamanten implantiert. Sie war nicht wie eine Hilinerin angezogen, aber sie hatte auch nicht den Körper einer Frau von Mudville. Vielleicht war sie eine Shooterin, die zur professionellen Spielerin geworden war. Die schöne Maria wollte nicht darüber nachdenken, wieviel Geld sie für die Bank bezahlt hatte.
    Die anderen Mitspieler waren nichtssagende Gestalten. Der Mann trug eine blaue Uniformjacke, die Frau ein helles, teures Futteralkleid. Ihr Gesicht war mit fluoreszierenden Streifen bemalt.
    Ubu sagte etwas, und Maria fuhr zusammen. Sie drehte sich mit wilden Augen zu ihm um.
    »Was sagst du?«
    »Willst du was setzen?«
    Sie biß die Zähne zusammen. Ihr Herz klopfte ihr wie rasend bis in den Hals. »Gleich.«
    »Dann brauchst du Chips. Soll ich dir welche holen?«
    Seine Stimme hatte einen eindringlichen, tyrannischen Ton, der ihr nicht gefiel. »Ja«, sagte sie. Sie wünschte, er würde verschwinden.
    »Dann brauch ich deinen Jeton.« Er streckte eine Hand aus. Maria knallte ihm den Jeton in die offene Hand und drehte sich wieder zum Tisch um. Die schwarze Frau sah sie an. Heißer Zorn stieg in Maria auf. Sie merkte, daß es die Droge war, und schluckte ihn hinunter. Sie verschränkte die Hände unterhalb der Tischplatte und beobachtete das Spiel.
    Rouge-et-noir war ein elektronisches Spiel, bei dem man gegen den Computer des Monte Carlo antrat. Es basierte auf einem alten Spiel von der Erde namens Roulette, das sehr beliebt gewesen war, bis man Minicomputer entwickelt hatte, die imstande waren, die winzigen Abweichungen der Roulettemaschine und des Croupiers zu berechnen. Das führte zwangsläufig dazu, daß das Spiel computerisiert wurde. Da keine künstliche Intelligenz ein wirkliches Zufallsspiel hervorbringen konnte, wurden die Zufallsfaktoren von den Spielern hinzugefügt, die in der Hoffnung, das Ergebnis zu beeinflussen, Tasten mit Zahlen von 1 bis 36 drücken konnten. Jeder Mitspieler mußte während der fünfzehn Sekunden des Spiels mindestens eine Taste drücken, sonst wurde sein Einsatz eingezogen.
    Der Croupier machte seine Ansagen in altem Französisch. Die schöne Maria beobachtete das Spiel; sie sah, wie die Spieler ihre Chips auf die Felder legten, wie die Zahlenfolge abzulaufen begann, wobei die Felder von unten beleuchtet wurden. Die Zahlen wechselten immer schneller. Einsätze stapelten sich auf dem Tisch, während Finger auf Tasten drückten. Die schwarzen Felder schimmerten golden, wenn sie erleuchtet wurden. Farbspiegelungen blinkten in den ausdruckslosen Augen des Croupiers. Der grüne Rand der Spielfläche leuchtete dreimal auf, und der Croupier sagte: »Rien ne va plus.« Maria beobachtete die Spieler. Sie beugten sich alle mit Gier und Hoffnung in den Augen über den Tisch, und dann verkündete der Croupier: Un, rouge, manque, impair.« Die Bankhalterin lächelte, als der Croupier ihr mit seiner Harke Chips zuschob. Sie begann ihren Gewinn aufzustapeln. Die schöne Maria sah sich die Verlierer an. Ihre Gier war verschwunden, aber die Hoffnung war noch da.
    »Faites vos jeux, mesdames et messieurs.« Es ging wieder los. Maria schaute auf den Tisch und berührte ihre Zähne mit der Zunge. Rot und Gold schimmerten kurz auf der Tischplatte auf und erloschen dann. Nummern blinkten auf. In Marias Fingerspitzen war ein Wahrnehmungsvermögen, das vorher nicht dagewesen war. Die Bankhalterin drückte auf eine Taste, und Maria spürte tief in ihrem Herzen einen Stromstoß. Der grün aufblitzende Rand blendete sie. In ihrem Geist ertönte ein Wispern,

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