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Engelstation

Engelstation

Titel: Engelstation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Jon Williams
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daß Kit es nicht mehr nur für sie tat, sondern daß sein Trotz nun eine persönliche Dimension hatte. Jetzt hatte sie nicht mehr das Gefühl, ihn zu benutzen – jedenfalls nicht mehr so sehr wie zuvor.

    Zwei Soldaten fickten miteinander. Draußen vor ihrem Fenster starb eine ganze Welt in grell auflodernden roten und gelben Feuerbällen.
    Der Illustreifen hätte zumindest die Möglichkeit gehabt, erotisch und poetisch zu sein. Statt dessen war er keins von beidem; er war schlecht und gefühllos. Ubu war es egal. Er wollte nichts fühlen.
    Er sah sich den Streifen stundenlang an. Menschen wurden erschossen, erstochen und aus Luftschleusen gesprengt. Es gab hastigen Sex, während zwischendurch Schiffe dekomprimiert, gesprengt oder von Schrapnellen durchlöchert wurden. Alle fünfzehn Minuten kam eine neue Apokalypse. Ganze Galaxien gingen in Flammenmeeren zugrunde.
    Das alles spielte sich vor Ubus Augen ab, ohne großen Eindruck auf ihn zu machen. Zumindest brauchte er keine Sorge zu haben, daß Pasco auftauchen würde – nicht hier bei diesem holographischen Projektor, aus dem nichts als sinnlose Ausflüge in die Gefilde von Gewalt, Action und Brünstigkeit kamen.
    Zum erstenmal in seinem Leben gab es für Ubu nichts zu tun, nichts zu lernen und keine Probleme, mit denen er sich herumschlagen mußte. Die Zukunft lag in den Händen des Procureurs und des Richters.
    Helle Klingen blitzten über dunklem Vakuum. Ein Mann starb in absoluter Stille; sein Raumanzug war aufgeschlitzt worden, ebenso sein Unterleib. Luft strömte aus und wurde zu Zuckerkristallen. Es gab knallige Nahaufnahmen von Innereien, falls jemand Einzelheiten zu sehen wünschte. Ubu warf einen Blick auf das Chronometer in dem Raum. Es war bald Zeit, seinen Daumen wieder auf den Scanner zu drücken und die Justiz wissen zu lassen, daß der Gerechtigkeit Genüge getan wurde.
    Die Tür öffnete sich zischend. Maria trat ein und kam auf ihn zu.
    In seinem Innern klang Traurigkeit auf. Er wußte, daß sie möglicherweise bald getrennt werden würden, daß er sie vielleicht nie wiedersehen würde und daß er seine Zeit mit ihr verbringen sollte. Aber er konnte es nicht aushalten, an Schmerzen und Kummer denken zu müssen, konnte die Vorwürfe nicht ertragen, die zwar unausgesprochen bleiben würden, aber dennoch gerechtfertigt waren, wie er wußte.
    »Hi«, sagte Ubu. »Ich dachte, du wärst mit diesem de Suarez zusammen.«
    »Marco hat ihn zum Dienst eingeteilt. Er wollte nicht daß er sich mit Verlierern rumtreibt.«
    Im luftleeren Raum blitzten wieder die Schwerter auf Sie prallten in absoluter Lautlosigkeit aufeinander Ubu sah zu. Maria beobachtete ihn einen Moment lang, dann sprach sie.
    »Ubu«, sagte sie. »Ich hab einen Plan.«

6. KAPITEL

    Silberne Klingen schlugen lautlos aufeinander. Gestalten in Raumanzügen wirbelten sich überschlagend durch das schwerelose Dunkel. Die schöne Maria griff nach Ubus Hand. »Ich hab einen Plan«, sagte sie.
    Ein Strudel aus Schmerz entstand in Ubus Brust. Nur ein paar Zentimeter entfernt schrien holographische Gesichter in stummer Todesqual. »Ich will’s nicht hören«, sagte er.
    »Du willst bloß hier liegenbleiben. Damit der Proc und der Richter tun können, was sie wollen.«
    »Denen liegen meine Interessen sehr am Herzen. Sagen sie jedenfalls.«
    »Hör mir zu, Ubu.« Sie schaltete den Holoapparat aus. Ihre Hand faßte ihn am Kinn und drehte seinen Kopf herum, um ihn zu zwingen, sie anzublicken. Ubu schrak vor der Entschlossenheit zurück, die er in ihrem Gesicht sah.
    »Wir klauen die Runaway «, sagte Maria. »Wir fliehen über die Grenze hinaus und suchen uns ein Schwarzes Loch. Wir fangen es ein und kommen zurück. Dann bezahlen wir unsere Geldstrafen und Bußgelder und sind wieder unsere eigenen Herren.« Sie hob die Schultern. »Eigentlich ist das dein Plan. Bis auf den ersten Teil.«
    Ubu spürte ihren warmen Atem auf seinem Gesicht. Er schloß die Augen. »Sie würden uns erwischen. Wir werden immer erwischt.«
    »Selbst wenn, wieviel schlimmer könnte es werden?«
    »Das will ich gar nicht rausfinden.«
    Sie zog sich zurück, legte den Kopf schief und sah ihn nachdenklich an. »Ich könnte es allein machen.«
    Ubus Reaktion war scharf. »Wie?«
    »Kit de Suarez hat gesagt, er würde uns – mir – einen der Raumanzüge der Abrazo geben, damit ich den Wachposten auf der Station umgehen und durch eine Außenschleuse der Runaway an Bord gehen kann. Er glaubt, daß wir Maxim, ein paar Daten und

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