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Engelstation

Engelstation

Titel: Engelstation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Jon Williams
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zu.
    Traurigkeit durchströmte Marias Herz. Seit seiner Verhaftung hatte Ubu sich kaum bewegt, kaum etwas gesagt. Er wollte nicht in den Kranz hinaus, wollte keinen Menschen sehen.
    Maria drehte sich um und verließ das Rohr. Kit de Suarez wartete nervös draußen auf dem Steg. »Er kommt nicht mit«, sagte sie und machte die Tür des Pennrohrs zu.
    Kit wirkte erleichtert. »Schade«, sagte er. Er legte den Arm um sie.
    »Ich möchte ihm helfen«, erklärte sie. »Er glaubt, es ist alles seine Schuld, und das stimmt nicht.«
    »Er wird drüber wegkommen.« Kit klang nicht überzeugt.
    Maria schwieg. Sie dachte angestrengt nach.

    Unter Arrest zu stehen, hatte sich zu ihrer Überraschung als gar nicht so schlimm erwiesen. Nachdem Maria und Ubu der Station ihre Finger- und Retinaabdrücke gegeben hatten, sah sich der Procureur ihre Akten an, gähnte und entschied, daß sie nicht gewalttätig seien. Statt sie in das winzige Gefängnis zu werfen, womit dessen Aufnahmekapazität erschöpft gewesen wäre, steckte die Station sie in zwei Pennrohre. Dort mußten sie viermal täglich ihre Daumen auf die in ihre Kommunikationsgeräte eingebauten Scanner drücken, um zu beweisen, daß sie nicht von der Station geflohen waren.
    Die Runaway wurde versiegelt und bekam neue Zugangscodes. Ihre formelle Zwangsenteignung durch den Marinegerichtshof war nur eine Frage der Zeit.
    Maxim war als einziges Besatzungsmitglied noch auf freiem Fuß. Die Stationscorps hatten den Kater durchs ganze Schiff gejagt, ihn aber nicht erwischt. Maxim konnte noch ein paar Monate vom Inhalt der automatischen Nahrungs- und Wasserspender des Schiffes leben, aber bis dahin würde man die Runaway fast mit Sicherheit öffnen und ihren Singularitätsantrieb verkaufen. Die Cops ließen sich gegenwärtig Marias Angebot durch den Kopf gehen, die Katze selbst einzufangen. Anscheinend mußten sie in Erfahrung bringen, ob die OttoBanque die Katze zur Vermögensmasse der Runaway zählte.
    Maria hatte vom Angelica-Nachrichtendienst erfahren, wie sie entdeckt worden waren. Das Monte Carlo hatte ihre Namen mit einer Sicherheitswarnung in den Stationscomputer eingegeben, und als Ubu sich erneut an die OttoBanque wandte, um den Kredit zu verlängern, sahen die Computer der Bank automatisch in der Sicherheitsdatei nach, fanden Ubus Namen und alarmierten einen menschlichen Supervisor. Es hatte ein paar Tage gedauert, bis der Supervisor sich die Mühe machte, sich die Kreditunterlagen anzusehen; danach hatte er als erstes sein Kernprogramm überprüft, um festzustellen, ob jemand daran herumgepfuscht hatte, und dann die Cops gerufen.
    Maria hatte den Eindruck, daß die Bank wirklich wissen wollte, wie sie es gemacht hatten. Aber bis sie entweder Geld boten oder die Anklagen fallenließen, konnte die OttoBanque von ihr aus weiterhin herumrätseln. Bis dahin blieb Maria bei ihrer Geschichte: Wenn sie den Kredit verlängert bekommen hatten, dann mußte es wohl an irgendeinem Fehler im Programm liegen. Sie habe nicht damit gerechnet, daß der Antrag Erfolg haben würde; sie sei selbst überrascht gewesen, als er genehmigt wurde.
    Irgendwann würden sich die Dinge schon klären.

    »He. Du bist die schöne Maria, stimmt’s? Ich bin Oswald.«
    »Hau ab!«
    »He. Ich will bloß mit dir reden, Shooterfrau. Vielleicht kann ich euch bei eurem Problem helfen.«
    Oswald war hochgewachsen und hatte einen geschmeidigen, gemonten Körper. Seine Stimme war verblüffend sanft und wunderbar vertrauenerweckend. Vielleicht war er früher Shooter gewesen, war an der Grenze bankrott gegangen und hatte sich einen neuen Beruf gesucht.
    Ein großer Crack war er nicht, dachte Maria. Die meisten anderen Zuhälter hatten bereits keine zwei Stunden nach ihrer Festnahme auf der Matte gestanden.
    »Laß mich in Ruhe«, sagte Maria. Sie trat näher an Kit heran und legte einen Arm um ihn, während sie die Straße entlangzugehen begannen. Der Mann folgte ihnen und gestikulierte mit seinen weißen, manikürten Händen, um seine Worte zu betonen.
    »Das Problem ist Geld, stimmt’s? Ihr müßt die Rechnungen und die Anwälte bezahlen. Und hier gibt’s massenhaft Leute mit Geld. Du mußt bloß jemand finden, der dich den richtigen Leuten vorstellt.«
    Kit drehte sich zu ihm um. »Verpiß dich, oder du stehst nicht mehr auf«, sagte er.
    Oswald machte ein skeptisches Gesicht. Er zuckte die Achseln und sah Maria an. »Wir unterhalten uns ein andermal«, sagte er. Sein Blick zuckte zu Kit zurück. »Und wir

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