Engelstraum: Schatten der Ewigkeit: Roman (German Edition)
ihren Opfern die Kehle aufschlitzte und deren Blut trank.
Nette Geschichte, aber vollkommener Unsinn. Polizisten sprachen oft von Serienmördern, wenn sie in Wahrheit Andere meinten.
Carlos winkte dem Barkeeper. »Whiskey.«
Er hörte das Gemurmel von Stimmen, als das Glas über den Tresen rutschte. Carlos inhalierte abermals, fing den flüchtigen Duft ein, bevor er sein Glas in einem Zug leerte und fühlte, wie ihm die Flüssigkeit brennend die Kehle hinablief. Was für ein angenehmes Brennen. Er sah zu seiner tuschelnden Beute. Die Biker wirkten stinksauer – und reichlich angeschlagen. Er fragte sich, ob auch sie so tun wollten, als wäre alles normal, oder ob sie auf die Regeln pfiffen.
»Was glotzt du so?«, knurrte der Größte von ihnen. Na ja, genau genommen waren einige von den Männern ziemlich groß.
Groß und dick bepackt mit Fett und Muskeln.
Und trotzdem hatte ihnen jemand kräftig den Arsch versohlt. Carlos erkannte die Arbeit eines Vampirs, wenn er sie sah.
»Hast du mich nicht gehört?«, brüllte der Kerl und sprang auf. Der Tisch rückte nach vorn, und seine Bierflasche fiel herunter. Er kriegte rote Flecken im Gesicht, als er auf Carlos zeigte. »Du glotzt mich schon an, seit du hier reingekommen bist. Was willst du?«
Vorsichtig stellte Carlos sein leeres Glas auf den Tresen. »Ich hatte mich nur gefragt, wer dich und deine Jungs so vermöbelt hat.«
Tja, das wollte er wohl nicht hören, denn nun sprangen sie alle auf die Beine und stürmten auf ihn zu. Sehr gut.
Carlos hatte recht gehabt: Sie waren alle groß, gut eins neunzig, ausgenommen ein hagerer Kerl, der sich zurückhielt. Der hatte gleich zwei Veilchen.
»Alter, du hast dir die falsche Bar ausgesucht.« Der Anführer – ein Kahlkopf mit Schlangen-Tattoos auf beiden Armen – grinste.
Carlos konnte Schlangen nicht leiden. Er zog eine Braue hoch. »Ist die Hand gebrochen?« Sí , eindeutig gebrochen. »Da hast du wohl was oder wen angefasst, wovon du besser die Finger gelassen hättest, Hombre .«
Der Kerl stürzte sich auf ihn.
Carlos wich zur Seite aus und griff nach der gebrochenen Hand. »Wirklich, Mike, du musst was gegen dein aufbrausendes Temperament tun.« Den Namen hatte ihm eine Stripperin verraten. Sie hatte den Kerl beim Brand im Temptation gesehen, und danach hatte sie gesehen, wie der Biker eine Frau und deren Freund in einer Seitengasse in die Enge trieb.
Die Stripperin hatte den beiden nicht geholfen. Tina war nicht direkt das, was man hilfsbereit nannte, aber gegen einen Preis hatte sie Carlos die Informationen gegeben.
Der schönste Teil ist immer wieder, die Beute zu finden.
»Woher weißt du, wer ich bin?«
Zum Spaß drückte er Mikes gebrochene Hand. Als der Koloss vor Schmerz stöhnte, fluchten seine Männer und wollten auf Carlos losgehen.
»Lasst es«, befahl er streng, ließ Mikes Hand los und drehte sich zu ihnen, seinen Rücken zur Bar. Er hob beide Arme, vergewisserte sich allerdings, dass seine Krallen nicht ausgefahren waren. »Ich bin nicht hier, um mich mit euch zu prügeln.« Noch nicht.
Dann sah er Mike an. »Ich suche die Frau, die dir die Hand gebrochen hat.«
Mike guckte verdutzt, dann grinste er. Es war ein schiefes, unangenehmes Grinsen. »Alter, mit der wirst du im Leben nicht fertig.«
Carlos blickte sich in der Bar um. Einige andere Trinker waren noch dort, die sich jetzt eilig verzogen, weil sie mit einer Kneipenprügelei rechneten.
Womit sie recht haben könnten.
»Das lass mal meine Sorge sein«, murmelte er.
»Blödmann, du schnallst das nicht.« Mike piekte ihm einen Wurstfinger – der linken Hand, nicht der geschwollenen rechten – in die Brust und raunte: »Die Schlampe ist nicht mal menschlich.«
Na und? Sollte er jetzt überrascht tun? Nein, das war nicht seine Art. Carlos nickte. » Sí , ich weiß. Deshalb will ich sie ja schnappen. Sie hat mi hermano , meinen Bruder umgebracht, in Mexiko.«
Alle Männer sahen zu Mike.
Der schluckte. »Meinen auch.«
Ach ja? Wirklich. Fast hätte Carlos geschmunzelt. Wenn das kein genialer Auftakt war! Er hätte es gar nicht besser planen können.
»Ich will, dass sie dafür bezahlt«, sagte Carlos und sorgte dafür, dass seine Stimme vor Wut vibrierte. »Sie soll leiden. Ich will, dass sie bettelt und dass sie dafür bezahlt .«
»Viel Glück.« Mike rieb sich sein stoppeliges Kinn. »Diese Vampirin hat eine Art Wachhund bei sich, und der Drecksack lässt keinen in ihre Nähe.«
Carlos bemühte sich, nicht allzu
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