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Engelstrompeten: Ein Hiddensee-Krimi (German Edition)

Engelstrompeten: Ein Hiddensee-Krimi (German Edition)

Titel: Engelstrompeten: Ein Hiddensee-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgit Lautenbach , Johann Ebend
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sein. Ihr halblanges Haar war noch dunkel und nicht im Nacken zusammengebunden, das Gesicht voller und glatter, als Pieplow es kannte. Aber sonst … der gleiche aufmerksame, ein wenig abwartend wirkende Blick, das gleiche Lächeln: warm und zurückhaltend zugleich.
    »Ich denke schon«, sagte er vorsichtig. »Oder eine Frau, die ihr sehr ähnlich sieht. Vielleicht eine Schwester?«
    »Und die Kleine? Kennen Sie die?« Schöbel tippte auf den Rand der Fotografie. Das Mädchen neben Wanda mochte zehn oder elf sein. Sauber und ordentlich in weißer Bluse und Trägerrock, der Pagenkopf blond und ordentlich gekämmt, wie es sich gehört, wenn man vor wolkig marmorierter Papierwand für den Fotografen posieren soll.
    »Keine Ahnung.« Pieplow hob ratlos die Schultern. »Sie hat nie erwähnt, dass sie Kinder hat. Jedenfalls nicht mir gegenüber.«
    »Wie steht’s mit Herrn Sieveking?«
    Wieder musste Pieplow passen. »Kann sein, dass es früher mal einen gegeben hat, aber hier hat sie allein gelebt.«
    Schöbel stellte das Foto zurück zu den anderen. »Gehen Sie schon’ran«, brummte er, als Pieplows Telefon klingelte. »Und dann machen Sie mal die Runde bei den Nachbarn, solange ich mich hier umsehe. Vielleicht hat ja jemand etwas gehört oder gesehen, was für uns interessant ist.«
    Marie klang angespannt. »Daniel? Wo bist du?«
    »Das ist wohl …« Gedankenübertragung, wollte er sagen.
    »Was, um Himmels willen, ist denn passiert?«, fiel sie ihm ins Wort. »Du glaubst gar nicht, was für furchtbare Geschichten die Leute erzählen. Von zerstückelten …«
    »Mama!«
    Der Aufschub, den ihm Leonies Stimme aus dem Hintergrund verschaffte, würde nicht reichen, um die richtige Antwort zu finden. Marie zu belügen kam nicht in Frage. Zu sagen, was er wusste, ebenso wenig. Erst mussten andere entscheiden, was die Öffentlichkeit erfahren sollte. Solange würde es an den Umschlagplätzen für Neuigkeiten wohl noch hoch hergehen.
    Dabei ist die Wahrheit schon grausam genug, dachte er. Zerstückelt! Was, zum Teufel, geht in den Köpfen von Menschen vor, die es noch blutrünstiger machen, als es ohnehin schon ist?
    »Du kannst nichts sagen, oder?« Maries Stimme klang jetzt tiefer. Nicht mehr ängstlich, eher bedrückt.
    »Noch nicht, nein.«
    »Aber es ist tatsächlich jemand ermordet worden?«
    »Wir wissen noch gar nichts, Marie. Erst wenn …« Er brach ab. Der Polizistensatz vom Ergebnis der Obduktion wollte ihm nicht über die Lippen. »Ich melde mich«, sagte er stattdessen. »Sobald es geht. Versprochen.«
     
    Vor dem Nachbarhaus türmte sich Gepäck. Koffer, Taschen, eine Angelausrüstung. An der Hauswand lehnten Räder. Zwei große, ein mittleres und ein kleines getigertes, auf dem sein Besitzer seine liebe Mühe mit den Hiddenseer Sandpisten haben würde. Vielleicht war für diese Umstände der hochlehnige Sitz auf dem Gepäckträger des Herrenrades montiert.
    »Willst du zu uns?« Der Dreikäsehoch, der Pieplow neugierig musterte, war offenbar der Tigerbiker. Den passenden Helm dazu trug er noch auf dem Kopf.
    »Ich glaube nicht. Jedenfalls nicht, wenn ihr heute erst angekommen seid.« Das war zwar keine Erklärung dafür, dass ein Polizist im Sommerhausgarten aufkreuzte, warf aber auch keinen Schatten auf den ersten Urlaubstag.
    Der Steppke nickte. »Grade eben.« Seine kleine Hand schwebte mit gestreckten Fingern in langen Wellen durch die Luft. »Mit dem Schiff!«
    Es musste sich um eine Art Fluggleitboot handeln, das Pieplow bisher auf dem Bodden entgangen war.
    »Mama und Papa sind drinnen. Soll ich sie holen?«
    Pieplow winkte ab. »Nicht nötig. Ich seh’ ja, dass alles in Ordnung ist.« Wer heute erst angekommen war, konnte wohl kaum etwas über die vergangene Nacht aussagen. Er tippte erst gegen den getigerten Helm, dann, fast vorschriftsmäßig, gegen den eigenen Mützenschirm.
    »Willkommen auf Hiddensee, junger Mann.«
    Im Haus gegenüber hatte man sich schon eingelebt. Ein Bobbycar lag seitwärts unter dem Flieder, auf der Leine im Garten hing Wäsche im Größensortiment wie die Fahrräder nebenan. Groß, mittel, klein, sehr klein sogar.
    »Was ist passiert?« Die Frau musste ihn durch das Küchenfenster gesehen haben. Sie trat in die Haustür, bevor Pieplow entschieden hatte, wie er sich bemerkbar machen wollte. Klopfen? Rufen? Eine Klingel gab es nicht. »Ist was mit den Kindern?«
    Immer dieselbe Frage, dachte Pieplow und beruhigte die Frau. Mit ihren Kindern sei nichts passiert, mit ihrem

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