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Engelstrompeten: Ein Hiddensee-Krimi (German Edition)

Engelstrompeten: Ein Hiddensee-Krimi (German Edition)

Titel: Engelstrompeten: Ein Hiddensee-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgit Lautenbach , Johann Ebend
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Wechselgeld über den Ladentisch. »Lasst es euch trotzdem schmecken. Wird ja nicht besser davon, dass ihr hungert.«
    »Danke«, sagte Pieplow, ohne genau zu wissen, warum. Wahrscheinlich, weil sie Anteil nahm, ohne neugierig zu sein. Weil sie ihn nicht in die Verlegenheit brachte, irgendwelche Polizeifloskeln von sich zu geben. Er zog das Kuchenpaket vom Tresen, öffnete die große Glastür und trat ins Freie.
    Tausendmal war er den Weg Richtung Rathaus schon gegangen, seit er sich vor fünfzehn Jahren für die Insel entschieden hatte, nachdem der Traum vom Großstadtbullen ausgeträumt war. Wer nicht schnell und mutig genug ist, einen sinnlosen Mord zu verhindern, taugt vielleicht gerade mal noch zum Dorfpolizisten. So hatte er es damals gesehen und nicht einen einzigen Pfennig darauf gesetzt, sich hier jemals zu Hause zu fühlen. Und doch war es so gekommen.
    »Wir kommen auch ohne diesen Firlefanz prima klar«, tönte Kästner in die versammelte Runde.
    Pieplow wusste sofort, wovon die Rede war, als er das Dienstzimmer betrat. Von zwanzig Quadratmeter Polizeistation mit spärlichster Ausstattung. Zwei Schreibtische, Aktenschränke, Telefon. Für Besucher zwei Stühle. Außer dem Streifenwagen vor der Tür war das alles, womit sie auch die turbulenteste Hauptsaison bewältigten. Dienst meist allein, abwechselnd früh oder spät. Nur wenn es sein musste, wurde der andere aus der Freischicht geholt. Den Hiddenseern und ihren Polizisten genügte das völlig. Die einen, weil sie von präsenter Staatsgewalt aus Tradition und Prinzip wenig hielten. Die anderen, weil ihre Arbeit überschaubar war. Mal kam ein Diebstahl zur Anzeige, selten ein Einbruch. Verbotene Lagerfeuer am Strand, hin und wieder Randale. Besonders am Herrentag und in Tateinheit mit Volltrunkenheit. Wer ausnüchtern musste, wurde nach Hause verfrachtet. Zur Not auch mit der Schubkarre, damit der Streifenwagen sauber blieb.
    »Mit der Schubkarre? Das gibt’s doch nicht!« Böhms Kaffeebecher drohte überzuschwappen, so heftig stellte er ihn auf Pieplows Schreibtischplatte ab. Seine Haltung verlor das Leidende, sein Gesicht bekam wieder Farbe. »Wie im letzten Jahrhundert! Fehlen nur noch Pferd und Repetiergewehr, dann wär’s hier wie im wilden...«
    »Böhm! Bitte!« Schöbels Miene verfinsterte sich. »Lassen wir das!« Er schwieg, bis er sich der ungeteilten Aufmerksamkeit der Runde wieder sicher sein konnte. »Also: Wir wissen, wer das Opfer ist und wer es gefunden hat. Wir kennen den Namen des Mannes, der uns benachrichtigt hat. Das muss fürs Erste reichen. Die Spuren am Fundort sind uns im wahrsten Sinne des Wortes verhagelt, und was die Obduktion ergeben wird, wissen wir nicht. Bleibt uns also die Wohnung des Opfers. – Sie wissen, wo sie gewohnt hat?«
    Pieplow brauchte nur aufzustehen, um mit dem Finger über die Karte hinter seinem Schreibtisch zu fahren. Bei einem namenlosen Sandweg im Nordwesten von Kloster hielt er an.
    »Hier müsste es sein. Ganz genau weiß ich das erst, wenn wir davorstehen.« Er scherte sich nicht darum, dass Böhm verächtlich schnaubte. Auf Hiddensee hatte eben nicht jeder Trampelpfad einen Namen. Trotzdem fanden sich alle, die es etwas anging, problemlos zurecht. Post, Rettungsdienst, Feuerwehr. Und die Polizei.
    Schöbel war Pieplows Zeigefinger mit den Augen gefolgt und überlegte jetzt laut: »Wenn sie allein gelebt hat, stellt sich die Frage, wie wir ins Haus kommen. Schlüssel hatte sie nicht bei sich. Wie steht’s mit Schlüsseldienst oder Schlosser? Irgendwem, der die Tür öffnen kann?«
    »Das wird wohl nicht nötig sein.« Pieplow fühlte sich selbstsicherer als sonst, wenn er seine gewohnte Zurückhaltung aufgeben musste. Aber das hier war sein Revier. Er wusste, dass hier Einbruchssicherung und Diebstahlprävention noch als neumodischer Stadtkram galten. Die Urlauber bevorzugten das Versteck zwischen Steinen und Muscheln am Eingang. Die Hiddenseer sahen ihre Schlüssel gern etwas abseits verwahrt. »Wir sollten erstmal im Schuppen nachsehen. An den Balken neben der Tür zum Beispiel. Zwischen dem Werkzeug. Oder in alten Konservendosen.«
    Schöbel hob nur eine seiner buschigen rotblonden Augenbrauen. »Gut«, sagte er. »Dann die Zeugen. – Wo sind die?«
    Kästner klopfte auf sein aufgeschlagenes Notizbuch. »In ihren Urlaubsquartieren. Obwohl die Frau, die die Leiche gefunden hat, Anita Burgwald, ins Krankenhaus gehört hätte. Meinte jedenfalls der Doktor. Aber sie wollte partout in ihr

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