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Engelstrompeten: Ein Hiddensee-Krimi (German Edition)

Engelstrompeten: Ein Hiddensee-Krimi (German Edition)

Titel: Engelstrompeten: Ein Hiddensee-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgit Lautenbach , Johann Ebend
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an der düsteren finnisch-ungarischen Co-Produktion stammte. Die Clownsnase am Werk eines jungen kasachischen Künstlers, bei der es sich zweifelsfrei um einen zerschnittenen kreischroten Flummi handelte. Kästner, der nun doch amtlich geworden war, stellte ihn ebenso sicher wie zwei leere Farbspraydosen. Rot und Blau. Verarbeitet zu einer Art Holzfällerhemd auf den Schultern eines Neptun.
    Pieplow notierte den möglichen Tatzeitraum. Zwischen kurz nach Mitternacht und halb sechs am Morgen. Eher kam ein Wirt in der Hochsaison nicht ins Bett, und wer Pensionsgäste hatte, musste ab sieben das Frühstück servieren.
    »Wir kümmern uns darum«, sagte Kästner beschwichtigend und wedelte mit den Beweismitteltüten.
    »Das will ich hoffen.« Es klang unfreundlicher, als es gemeint war. Auch dass Kaffee und Wurstbrote ausfielen, mit denen der Klausner-Wirt meist spendabel war, hatte wohl nichts zu bedeuten. Wenigstens die ärgsten Spuren des Vandalismus sollten bis zum Frühstück getilgt sein. Keine Zeit also, die Inselpolizei wie sonst zu beköstigen.
    Kästner ließ den Wagen langsam vom Hochland hinab Richtung Kloster rollen. Über flachshelle Hügel und grüne Senken schweiften ihre Blicke auf den Bodden hinaus. Glitzerndes, silbergraues Wasser, aus dem weit hinten im Süden über dem Sund die Türme von Stralsund aufragten.
    »Einmalig«, brummte Kästner. Er hatte den Fuß vom Gas genommen. »Einmalig. So was gibt’s nicht noch mal auf der Welt.«
    »Mh«, machte Pieplow. Was sollte er dazu sagen? Sie waren beide zwischen Bodden und Meer aufgewachsen und hatten bisher nicht viel von der Welt gesehen. Kästner war Hiddenseer und, soweit Pieplow wusste, über Italien nie hinausgekommen. Er selbst stammte vom Darß und hatte es vor Jahren mal bis nach Portugal geschafft. Auch keine Weltreise. Ebenso wenig wie die paar Tage Paris, an die er sich erinnerte. Ihr Urteil konnten sie also nicht mit Vergleichen begründen. Aber wenn das Gefühl etwas galt, das sich einstellte angesichts dieser schimmernden Weite, dann mochte Kästner wohl Recht haben.
    Allmählich gewann der Wagen wieder an Tempo. Schweigend erreichten sie Kloster. Hielten an, um den obligatorischen Frühstückskuchen zu kaufen, und waren kurz vor acht auf ihrer Ein-Raum-Wache im Vitter Rathaus. Erdgeschoss rechts, direkt gegenüber der Kurverwaltung.
    »Dann werden wir uns die üblichen Verdächtigen mal vornehmen.« Kästner widmete sich seiner zweiten Kirschschnecke und sprach mit vollem Mund mehr zu sich selbst als zu Pieplow. »Schätze, es waren mehrere. Einer steht Schmiere, die anderen widmen sich der Kunst. Mal sehn, wer da in Frage kommt.«
    Favorit seiner imaginären Liste der üblichen Verdächtigen war Enno Quidde. Groß, blond, stark. Von morgens bis abends sich selbst überlassen. Die Mutter Köchin und in der Hochsaison kaum zu Hause. Der Vater Gerüstbauer und meist auf Montage. Geld war genug da. Zum Beispiel für drei zerschossene Laternenkuppeln am Wiesenweg und womöglich sogar für eine neue Zwille, nachdem die erste in Polizeigewahrsam verschwunden war.
    »Den greife ich mir«, entschied Kästner. »Du kannst dir Wiesel zur Brust nehmen.« Sven Wiesel, drahtig, quirlig, ebenso trotzig wie mutig und immer mit dabei, wenn es etwas auszufressen galt. Stinkbomben im Schulbus. Chinaböller in Briefkästen. Oder Graffiti am frisch gestrichenen Feuerwehrhaus. Meist war Harri mit von der Partie. Harald Graber, auf dessen Konto der Wodka ging, mit dem Pieplow die Jungs spätabends an der Hucke erwischt hatte. Ein nachgiebiger Junge. Einer, der es am liebsten allen recht gemacht hätte und weiß Gott nicht der Erste war, dem das nicht gelang. Und der Einzige, der etwas wie Reue gezeigt hatte. An allen anderen war Pieplows Gardinenpredigt vorbeigerauscht. Sie hatten sich gekugelt vor Lachen über den Schwarm sturztrunken schlingernder Möwen, die wohl nur mit dem Leben davonkamen, weil sie keinen zielgenauen Anflug mehr zustande brachten, um die restlichen in Wodka getränkten Weißbrotbrocken zu erwischen.
    »Man fragt sich, was aus diesen Bengeln mal werden soll.« Kästner machte ein besorgtes Gesicht.
    »Wie wär’s mit Polizist?«, schlug Pieplow vor. »Wie du und ich. Oder bist du etwa ein Musterknabe gewesen?«
    »Blödsinn. Aber mir hat man nicht alles durchgehen lassen. Was denen fehlt, ist eine feste Hand. Jemand, der sie …«
    Pieplow wusste, was jetzt kam. Das Kästnersche Erziehungsmodell, in dem Kandaren, Leviten und zum

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