EngelsZorn - Im Blutrausch
Stillen, als er die aufgetakelte Blondine an Isabelles Nachbartisch betrachtete. Von diesen Frauen waren ihm in der Tat schon einige über den Weg gelaufen. Solche kannte er nur zur Genüge. In der Vergangenheit hatten sich ihm einige davon sogar ohne Aufforderung regelrecht an den Hals geschmissen. Sébastian war kein Kind von Traurigkeit, genoss daher sichtlich sein Singledasein und kostete jede erdenkliche Gelegenheit aus, sich mit einer schönen Frau zu vergnügen.
Er holte seinen Notizblock wieder hervor und begann erneut zu schreiben. Anschließend bat er Jean Paul, einen zweiten Zettel zu überbringen.
Liebe Isabelle Dion,
ich irre mich nie! Aber ich gebe zu:
Ich habe nur mein Anliegen bzw. meine Frage falsch formuliert. Eigentlich sollte meine Nachricht an Sie lauten:
Ich (!) will Sie kennenlernen!
Da ich das Missverständnis nun aufgeklärt habe, bitte ich Sie noch einmal zu mir herüber. Sie werden einem Grafen seine Bitte doch nicht abschlagen!
Sébastian de Valence
P. S. : Mein Angebot auf ein Glas Champagner steht noch...
Er wartete. Doch auch diesmal kam sie nicht. Es verging fast eine Viertelstunde, bis ihm die Antwort auf seine zweite Nachricht an Isabelle überreicht wurde.
Er faltete den Zettel auseinander und begann zu lesen.
Lieber Graf,
wenn Sie weiterhin die falsche Frau ansprechen, wird das nie was mit dem Flittchen dort drüben.
Sie sollten sich besser umorientieren, sonst verbringen Sie die heutige Nacht womöglich noch allein in Ihrem königlichen Himmelbett.
Isabelle
P. S.:
... mein Buch ist wirklich äußerst interessant.
Es handelt von König Louis XVI., na ja, eigentlich eher vom Ende seiner Ära! Soll ich es Ihnen mal leihen?
Sébastian war wirklich nicht gewohnt, zwei Körbe hintereinander einzustecken. Das war ihm zuvor noch nie passiert. Es traf ihn wirklich hart, verletzte ihn vor allem aber in seiner männlichen Eitelkeit und bei jeder anderen Frau hätte er nach diesem verheerenden Niederschlag schon längst aufgegeben. Genau in diesem Moment betrat sein Freund, Maximilien de Biron, das Café. Als er ihn erblickte, winkte er ihn zu sich herüber.
Maximilien steuerte direkt auf ihn zu, setzte sich zu ihm an den Tisch und kam nicht umhin, die beiden Zettel neben Sébastians Champagner Glas zu bemerken. „Unser altes Spiel, hab‘ ich recht?“ Er überflog kurz die Zeilen und blickte seinen Freund verwundert an. „Die hat dich aber ganz schön abblitzen lassen. Welche ist es denn?“, war Maximiliens trockener Kommentar.
Sébastian wies daraufhin mit dem Kopf auf den gegenüberliegenden Tisch am Fenster. „Die dort drüben, mit der Getränkekarte in der Hand.“, sagte er zu seinem Freund.
Maximilien musterte Isabelle, dann wandte er sich wieder Sébastian zu. „Mann, die hat wirklich Sexappeal! Soll ich es mal bei ihr versuchen? Vielleicht liegt es ja an dir. Du bist vielleicht nur nicht ihr Typ.“ Maximilien hielt sich tatsächlich für einen unwiderstehlichen Frauentypen und sein gutes Aussehen war ihm bei seinen Anmachen immer schon ein äußerst nützliches Hilfsmittel gewesen. Sein schwarzes, langes Haar trug er mit einem Haargummi zusammengebunden und sein glattrasiertes Gesicht war makellos. Maximiliens Gesichtszüge wirkten durch die längliche Nase, die schmalen Lippen und die markanten Wangen äußerst maskulin. Seine Augenbrauen liefen über seinem Nasenansatz fast ineinander über und verliehen ihm dadurch einen animalischen Ausdruck. Das Bemerkenswerteste an ihm waren jedoch seine Augen. Er hatte tatsächlich ein blaues und ein grünes Auge. Maximilien war zwar einige Zentimeter kleiner als Sébastian, von der Statur her jedoch wesentlich muskulöser, und das nur, weil er dreimal die Woche ein Fitness Studio besuchte, um seine Muskeln aufzubauen. Er sagte immer zu Sébastian, nirgendwo fände er zum Vögeln bereitwilligere Weiber als dort. Er prahlte auch des Öfteren damit, diese regelmäßig in den Umkleidekabinen zu vernaschen. Seine Lebensaufgabe sah er darin, so viele Frauen wie möglich zu beglücken. In ihnen sah er lediglich ein Sexobjekt, das so schnell wie möglich entsorgt wurde, wenn der Reiz des Neuen verflogen war.
„Das hättest du wohl gern!“, erwiderte Sébastian schroff und nippte an seinem Champagner Glas.
„Willst du meinen Rat hören, Sébastian? Du solltest lieber die dort drüben anschreiben...“, er zeigte mit seinem Finger auf die blondierte Frau mit den roten Fingernägeln. „... und
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