EngelsZorn - Im Blutrausch
eines Tages zu ihr gesagt.
„Ich nehme an, Sie wollen diese Aufnahmen nun zurück? Nur deswegen sind Sie doch gekommen, Colette, nicht wahr?“ Isabelle sah sie fragend an.
„Richtig! Sehen Sie, mein Mann ist sehr angesehen und ich denke, es würde nicht nur meinen Ruf zerstören, vielmehr auch seinen. Es wäre ein gefundenes Fressen für die Presse, würde es den falschen Leuten in die Hände fallen. Ich bitte Sie inständig, diese Aufnahmen aus Renards Büro herauszuholen und sie mir dann zu übergeben. Ich vertraue auf Ihr Einfühlungsvermögen, Mademoiselle Dion. Als ich Ihr Bild in der Zeitung sah, wusste ich, dass Sie mit Sicherheit verstehen werden, wie schmerzlich es sein würde, alles zu verlieren...“ Sie stockte kurz. „... außerdem sollen Sie es ja auch nicht für umsonst tun. Ich zahle Ihnen für diesen Dienst einen angemessenen Preis.“ Die Fremde öffnete ihre Handtasche, holte ein Scheckbuch heraus, kramte noch nach einem Kugelschreiber und fragte verlegen: „Welche Zahl soll ich aufschreiben?“ Sie hatte in diesem Moment ganz vergessen, dass sie ihr damit unweigerlich ihren Namen preisgegeben hätte. Angespannt sah sie Isabelle an, die jedoch sofort durch ein Kopfschütteln ablehnte.
„Colette, ich will ihr Geld nicht...“
„Aber ich brauche diese Aufnahmen, Madesmoiselle Dion!“, unterbrach die Fremde Isabelle flehend. Sie begann aufgeregt ihr rechtes Bein zu wippen, das sie über ihr linkes geschlagen hatte, und klopfte unbewusst mit den Fingernägeln auf den Sofabezug. Sie schien ziemlich nervös zu sein.
„Sie sollen diese Aufnahmen ja auch bekommen.“, lenkte Isabelle sofort ein, um die Fremde zu beruhigen. „Ich werde sie für Sie holen! Vorausgesetzt natürlich, ich finde sie auch. Wo kann ich Sie denn erreichen, wenn ich sie habe?“
„Ich komme einfach in zwei Tagen noch mal vorbei. Reicht Ihnen die Zeit?“ Sie verschwieg Isabelle, dass sie am Tag der Ermordung von Renard am frühen Abend mit ihm in dessen Büro verabredet gewesen war, verabredet, um seinen sexuellen Wünschen nachzukommen, die sie seit Langem schon zutiefst verabscheut und zu hassen begonnen hatte.
„Ich denke schon.“ Isabelle bemerkte sofort, dass ihr die fremde Frau auch ihren Wohnsitz nicht preisgeben wollte, daher ließ sie von ihren Versuchen ab, etwas über sie zu erfahren.
„Ach ja, da ist noch was!“ Sie musterte Isabelle. „Wenn Sie eine Kassette im Videogerät finden sollten... ich vermute mal, dass das Aufnahmegerät an der Kamera angeschlossen ist... dann bringen Sie sie am besten doch auch gleich mit. Wahrscheinlich sind dort dann die neuesten Aufnahmen von mir drauf. Es darf wirklich nichts zurückbleiben, was irgendwie auf mich zurückführen könnte.“
Isabelle nickte.
Nachdem alles gesagt worden war, erhob sich die Fremde abrupt von der Couch, beteuerte Isabelle nochmals ausdrücklich, wie wichtig es sei, dass sie diese Videoaufnahmen zurückbekäme und wie wichtig es sei, dass Isabelle Stillschweigen darüber bewahre. Isabelle versicherte ihr, dass sie keinerlei Interesse habe, die Aufnahmen an die Presse zu verkaufen, begleitete Colette noch zum Eingang und verabschiedete sich von ihr.
Als Isabelle das Wohnzimmer wieder betrat, saß Fort bereits auf der Couch und wartete auf sie.
„Was halten Sie davon, David?“, fragte sie ihn sofort, während sie geradewegs auf die Fensterbank zuging, die Mordakten in die Hand nahm und sie wieder auf den Wohnzimmertisch zurücklegte.
Anschließend setzte sie sich in den Sessel.
„Ich würde mal sagen, Gott hat uns diese Colette geschickt! Isabelle, wenn ich das richtig verstanden habe, dann wussten Sie von der Existenz dieser versteckten Kamera nichts, richtig?“
Isabelle nickte.
Fort führte seine Ausführungen weiter aus. „Wenn von dieser versteckten Kamera wirklich niemand wusste, dann stehen unsere Chancen gut. Denn dann glaub‘ ich nicht, dass auch Renards Mörder etwas davon wusste. Dann war er möglicherweise ebenfalls nicht darüber informiert. So wie Sie. Und mit noch mehr Glück ist vielleicht die Kamera während der Tatzeit gelaufen, und unser Täter wurde bei seinem Mord an Renar d liv e gefilmt.“
„Denken Sie, das wäre möglich?“, fragte sie verwundert.
„Durchaus! Es ist momentan unser einziger Lichtblick. Ich glaube nicht, dass diese Colette Renards Mörderin ist. Sie machte nicht den Eindruck auf mich... ich hab‘ sie durch den Türspalt beobachten können, wissen Sie. Natürlich darf man
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