EngelsZorn - Im Blutrausch
still zu verhalten, zog seine Waffe aus dem Halfter heraus, entsicherte sie und wies Isabelle an, zum Flur zu gehen. Er folgte ihr und postierte sich hinter der Tür. Durch den Türspion konnte Isabelle erkennen, dass eine fremde Frau im Hausflur stand. Irgendwie kam sie ihr bekannt vor.
„Eine fremde Frau steht da draußen. Irgendwoher kenne ich sie... aber ich weiß nicht mehr woher.“, flüsterte sie Fort leise zu.
Fort deutete Isabelle mit der Hand, sie solle öffnen und blieb selbst mit der entsicherten Waffe schussbereit hinter der Tür stehen.
Isabelle sperrte auf und lugte durch den Türspalt hinaus.
„Mademoiselle Isabelle Dion?“, fragte die fremde Frau Isabelle und musterte sie.
Isabelle versuchte sich krampfhaft zu erinnern, woher sie das Gesicht kannte, doch sie konnte sich nicht mehr entsinnen, wo sie sie zuletzt gesehen hatte. Möglicherweise auf irgendeinem Empfang, auf welchen sie Sébastian des Öfteren begleitet hatte, vermutete sie im Stillen.
Die Frau war sehr elegant gekleidet und hatte einen ovalen schwarzen Damenhut aufgesetzt. Das rote, lange Haar hatte sie zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden. Isabelle fiel sofort auf, dass ihr Gesicht mit Make-up überzogen war, das bereits an deren Augenfalten zu bröckeln begann. Der bronzefarbene Lidschatten biss sich fürchterlich mit ihren graublauen Augen und ihre hohen Wangenknochen waren mit Rouge dick überzogen. Ein schwarzer Lidstrich sowie schwarze Wimperntusche an ihren kurzen Wimpern umrandeten ihre trüben Augen. Sie schien am Morgen sehr tief in den Farbtopf gegriffen zu haben und sah ziemlich überschminkt aus, dachte sich Isabelle bei deren Anblick. Lippen und Fingernägel hatten dasselbe knallige Rot. Sie war fast einen Kopf größer als Isabelle und ziemlich hager. Die Fremde hatte in der Tat gewisse äußerliche Ähnlichkeiten mit Charlotte de Valence. Sie war nur wesentlich jünger. Isabelle schätzte sie auf Ende dreißig. Um den Hals trug sie ein Collier, komplett besetzt mit Brillanten, sowie dazu passende Ohrringe, die so schwer waren, dass sie ihre Ohrläppchen in die Länge zogen. Sie roch sehr stark nach einem ihr unbekannten Duft. Er war ziemlich aufdringlich.
„Ja. Und wer sind Sie?“
Doch die fremde Frau ignorierte einfach Isabelles Frage. „Darf ich hereinkommen? Ich muss Sie unbedingt sprechen! Vertraulich. Bitte.“
Isabelle sah verwirrt hinter die Eingangstür zu Fort hinüber. Er gab ihr sofort ein Zeichen, dass er sich im Schlafzimmer verstecken würde und sie anschließend die Frau hereinbitten solle. Daraufhin schlich er leise den Gang entlang zur Schlafzimmertür, öffnete sie lautlos, verschwand im Zimmer und blieb hinter der Tür stehen, die er einen Spaltbreit geöffnet ließ.
„Was ist nun, Mademoiselle Dion? Darf ich eintreten oder muss ich hier draußen stehen bleiben?“, drängte die Unbekannte ungeduldig, die nicht bemerkt hatte, was hinter der Tür vor sich gegangen war.
Isabelle richtete den Blick wieder auf die fremde Frau, die schon fast mit einem Fuß im Flur stand. „Kommen Sie!“, sagte sie anschließend und ging zur Seite, um die Fremde hereinzulassen. Sie eilte ihr ins Wohnzimmer voraus, sah auf ihrem Wohnzimmertisch die Mordakten liegen, schritt darauf zu, klaubte sie hastig zusammen, hastete dann damit zum Fenster, legte sie dort auf der Fensterbank ab, ging anschließend zum Sessel zurück und setzte sich hinein. Doch dann erhob sie sich hastig wieder. „Oh, entschuldigen Sie.“, sagte sie verlegen. „Setzen Sie sich doch bitte!“, stieß sie leise aus. Sie war ein wenig außer Puste.
Die Unbekannte hob die Brauen. Sie ließ sich auf der Kante des Sofas nieder und verharrte dort wie ein sprungbereites Tier.
Nun richtete Isabelle das Wort an sie. „Sagen Sie mir nun endlich, wer Sie sind?“
„Colette.“, erwiderte sie knapp.
„Und weiter?“, drängte Isabelle.
„Ich denke, es reicht, wenn Sie Colette zu mir sagen!“
Isabelle glaubte, leichte Schamröte in deren Gesicht entdeckt zu haben und wurde das unbändige Gefühl nicht los, dass dies sicherlich nicht ihr richtiger Name war. „Und wieso sind Sie hierhergekommen, Colette?“
Die Fremde ließ ihren Blick durchs Zimmer schweifen, als habe sie Angst, jemand könne ihr zuhören.
„Wir sind alleine, Madame.“, sagte Isabelle bestimmt.
„Und Ihr Psychologe? Wo ist der? Es stand schließlich ganz groß in der Zeitung, dass Sie ganztags von ihm betreut werden.“ Sie sah sie misstrauisch an.
„Mir
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