EngelsZorn - Im Blutrausch
eins nicht vegessen! Erpresser leben gefährlich! Es wurden schon zahlreiche Morde begangen, nur allein deshalb, weil sich die erpressten Personen in die Enge getrieben fühlten. Ein Motiv für einen Mord ist es allemal. Aber mein Gefühl sagt mir, dass sie es nicht war. Es wäre sonst ziemlich dumm von ihr gewesen, heute hierherzukommen.“ Er überlegte kurz. „Außer natürlich, sie will zuerst die Aufnahmen aus Renards Büro und beabsichtigt, Sie dann bei der Übergabe der Videofilme zu töt...“ Er konnte es nicht aussprechen. „Nun gut, wenn wir Colette die Videofilme übergeben, werde ich sie mir mal genauer ansehen. Vorausgesetzt natürlich, sollten wir tatsächlich in Renards Büro diese Aufnahmen von ihr finden. Wo sie wohnt und wie sie wirklich heißt, spielt momentan noch keine große Rolle für uns. Ich bin mir sicher, dass sie in zwei Tagen wieder vor Ihrer Tür steht. Ob sie nun tatsächlich die Mörderin ist oder nicht! Sie will schließlich diese Aufnahmen. Sollte sie aber entgegen meiner Meinung doch die Mörderin sein, dann hat sie ziemlich großes Vertrauen in Sie, dass Sie sich diese Aufnahmen nicht ansehen, sobald Sie sie in Händen halten. Ich denke, ansonsten wäre sie nicht gekommen, um Sie zu bitten, sie zu holen. Und ich vermute ganz stark, dass diese Videobänder beschriftet und mit deren wahren Namen versehen sind... und Renard wird sie wohl während des...“ Fort räusperte sich. „... Liebesspiels auch beim richtigen Namen angesprochen haben. Es würde sicherlich ihre Identität aufdecken.“ Er überlegte abermals. „Aber wenn sie doch die Mörderin ist, wieso hat sie die Videoaufnahmen dann nicht gleich nach dem Mord mitgenommen? Hat sie sie vielleicht nicht gefunden?... aber sie wusste doch, dass die Kamera hinter de m da Vinc i versteckt gewesen sein musste... befürchtet sie vielleicht, beim Mord gefilmt worden zu
sein?... ist es ihr vielleicht sogar erst im Nachhinein eingefallen? Und dann konnte sie nicht mehr zurück... sie hat wohl keinen Schlüssel zum Bürogebäude... will sie am Ende gar nicht die Sexaufnahmen, sondern nur dieses eine Videoband aus dem Recorder? Darüber sollte ich vielleicht noch einmal nachdenken!“, sagte er halblaut zu sich selbst. Er holte tief Luft und sprach dann weiter. „Eine Videoaufnahme von Renards Ermordung wäre unsere einzige Rettung, Isabelle. Momentan tappen wir einfach zu sehr im Dunkeln! Wie Sie selber gesehen haben, hat unsere einzige Spur in die Sackgasse geführt. Charon ist wieder auf freiem Fuß und unser Mörder vielleicht schon über unsere Aktivitäten informiert. Ich hoffe nur, dass Jules Duval nicht Wind davon bekommen hat, bevor Christophe dagegen steuern konnte. Das, was uns jetzt wirklich noch fehlen würde, wäre ein großer Artikel in der nächsten Ausgabe der La Vitesse-Lumière. Nämlich dann, Isabelle, würde auch der letzte Idiot wissen, was wir vorhaben.“
Isabelle hörte ihm gespannt zu. Sie liebte es, ihm zuzuhören. Sie hielt ihn für ein Genie.
Fort sah auf seine Uhr. Es war kurz nach zwei.
„Isabelle, hören Sie, ich würde sagen, dass ich Sie jetzt zu Ihrem Verlobten bringe. Wenn es draußen dunkel wird, sollten wir gleich zur Renard S.A.R.L. fahren. Ich möchte diese versteckte Kamera, vor allem aber das Aufnahmegerät finden, bevor Léon und Christophe um Mitternacht zu uns stoßen. Léon hat wirklich mächtig Schwierigkeiten. Das können Sie mir ruhig glauben! Er steckt, um es genauer zu sagen, sogar ziemlich in der Scheiße.. . oh, sorry ! Versuch‘ mir gerade, diesen rauen Ton abzugewöhnen.“ Fort räusperte sich und lächelte sie verlegen an, dann sprach er weiter. „Wissen Sie, ich kenne Schlumberger... mit dem ist wirklich nicht zu spaßen! Léon hat mir früher oftmals schon aus dem Schlamassel, den ich veranstaltet hab‘, rausgeholfen und dafür auch noch die Anschisse, die mir gegolten haben, kassiert. Schlumberger war regelmäßig am Toben, wenn ich mich mal wieder nicht an die Vorschriften gehalten hab‘. Seine Predigten waren wirklich nicht zu ertragen. Léon hat mir oft den Rücken gedeckt, wissen Sie. Ich würde ihm gerne diese Beweise, sofern wir sie natürlich finden, gleich überreichen, wenn er zur Tür hereinkommt. Vielleicht hasst er mich dann nur noch halb so viel.“ Er musste bei diesen Worten unweigerlich lächeln. „Schön wär’s...“ Er räusperte sich. „Wissen Sie, die Schlinge um seinen Hals zieht sich immer enger zu, Isabelle... nur eine Aufklärung
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