EngelsZorn - Im Blutrausch
Es wird sich sehr schnell herumsprechen, was für eine schöne Hure in meine m Cécil e sitzt. Da können die anderen dann ihren Laden dicht machen.“ Cécile hatte bei dem Gedanken an das viele Geld höllisch zu lachen begonnen. „Dann wirst du sie also so lange in Ruhe lassen?“, hatte Chloé verwundert gefragt. „Du dumme Dirne! Natürlich nicht! Sie soll oben für mich anschaffen gehen. Bin doch kein barmherziger Samariter! Sie soll Kost und Logis ruhig abarbeiten. Und da sie von zu Hause getürmt ist, wird sie ja wohl kaum dorthin zurück wollen. Und zur Polizei rennt sie bestimmt auch nicht. Die würden die kleine Göre dann nämlich zurück zu ihrem Vater schicken. Na und da will sie ja auf keinen Fall wieder hin. Sie kann nirgendwo hin, verstehst du? Also muss sie erst einmal hier bleiben. Sie ist so naiv und unschuldig. Sie traut sich bestimmt nicht, sich mir zu widersetzen. Die backe ich mir schon so, wie ich sie brauche!“ Cécile hatte abermals höllisch zu lachen angefangen. Chloé hatte sich daraufhin nur angewidert von ihr abgewandt und war die Treppen hinabgestiegen, ohne sich auf eine Fortführung dieser Unterhaltung mit Cécile einzulassen.
Bevor Marie von zu Hause davongelaufen war, wünschte sie sich nichts sehnlicher als eine n goldenen Reite r auf einem weißen Schimmel zu treffen, eine n goldenen Reite r , der sie aus diesem Elend befreite. Nächtelang hatte sie von ihm geträumt. Sie liebte dieses Lied. „Joachim Witt ist ein Genie!“, hatte sie damals zu ihrer besten Freundin Marie-Madeleine gesagt. Marie hatte es sich tagelang angehört. Verstanden? Nein, verstanden hatte sie den Inhalt des Liedes leider nicht. Aber dieser deutsche Song hörte sich in ihren Ohren wunderbar an. Marie-Madeleine hatte ihr damals den Titel des Songs ins Französische übersetzt. Ihre Freundin hatte es eines Tages in der Schule einfach ihren Deutschlehrer gefragt. Marie stellte sich immer wieder vor, wie ih r goldener Reite r aussehen würde, käme er tatsächlich eines Tages zu ihr und stünde vor ihrer Tür. Sie liebte große Männer. Also musste er groß sein. In ihren Träumen besaß er eine große Statur. Natürlich war er darin auch muskulös. ‚... und dunkelbraunes, gewelltes Haar muss er haben...‘, dachte sie sich oft, wenn sie zu Hause den Abwasch hatte machen müssen. Dunkelbraun und Schwarz waren ihre Lieblingsfarben. Sie liebte Rehe, daher musste ih r goldener Reite r natürlich auch rehbraune Augen haben. Und einen Dreitagebart. Das war zwar zur Zeit überhaupt nich t i n , aber das war ihr egal. Sie mochte glattrasierte Männer nicht. „Ein richtiger Mann muss einen Dreitagebart haben“, hatte sie ihrer Freundin oft vorgeschwärmt. Es sah in ihren Augen einfach männlicher aus. Oh ja, Marie wünschte sich einen Mann. Nur ein Mann könne sie aus ihrem Elternhaus herausholen, hatte sie ihrer Freundin erklärt. Auch gefiel es ihr, wenn Männer Lederhosen trugen. „Und schwarze Lederhosen muss er anhaben, wenn er vor meiner Tür steht!“, hatte sie ausgerufen und gelacht. Ja, damals hatte sie mit ihrer Freundin viel gelacht. Sie vermisste Marie-Madeleine. Aber niemand durfte wissen, wo sie war. Nicht einmal ihre beste Freundin. Sie hatte Angst, Angst davor, ihr Vater würde sie finden und zurückholen. „Mei n goldener Reite r muss schwarz angezogen sein, hörst du? Schwarz wie die Nacht! Ich liebe die Nacht. Sie hat so etwas Geheimnisvolles an sich. Er darf ruhig geheimnisvoll sein, so wie die Nacht, hörst du!“ Marie konnte sich noch genau erinnern, wie sie gemeinsam gelacht hatten, sie und Marie-Madeleine. Das war an ihrem letzten gemeinsamen Abend gewesen. Nachts war ihr Vater dann zu ihr ins Bett gekommen, hatte sich heimlich in ihr Kinderzimmer geschlichen wie ein gemeiner Dieb. Als er wieder gegangen war, hatte sie einfach ihren Rucksack mit ein paar Kleinigkeiten gepackt, war aus dem Fenster gestiegen und gerannt, gerannt, bis sie ihre Füße nicht mehr weitergetragen hatten und sie erschöpft am Straßenrand niedergefallen war. Ein Wagen hatte kurze Zeit später dicht neben ihr angehalten. Per Anhalter war sie dann nach Paris getrampt. „Und seine Lippen müssen die Farbe meines Blutes haben, hörst du?“, hatte Marie zu ihr gesagt. Marie liebte diesen Rotton. Ihre Freundin hatte gar nicht mehr zu lachen aufgehört. Am besten gefielen Marie Männer mit vollen Lippen. „Und auf Händen muss er mich tragen! Wie eine Prinzessin... und er muss der wunderbarste und
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