EngelsZorn - Im Blutrausch
wahrhaftig nur Verachtung übrig. „Aber nein, mein Kind, Mama schickt dich nicht fort. Wirst du denn dann auch tun, was der nette Herr gleich von dir verlangt, meine kleine Chloé?“ Cécile hatte sanft über Chloés schwarzes Haar gestrichen. Um ihr Ziel zu erreichen, war ihr jedes Mittel recht gewesen. Auf heimtückische und niederträchtige Art und Weise hatte sie dem Kind ihre Mutterliebe vorgetäuscht. „Ja, Mama, ja, aber schick‘ mich nicht fort!“, hatte sie ihre Mutter angebettelt. Daraufhin hatte ihr Cécile das weiße Kleid hingehalten und sie gebeten, es anzuziehen. Dann war sie aus ihrem Kinderzimmer gegangen. Chloé hatte sich irgendwann einmal geschworen, niemals den Tag zu vergessen, an welchem ihre Mutter aus ihr eine Hure gemacht hatte. Irgendwie hatte sie es jedoch niemals geschafft, dem Ganzen einfach zu entfliehen, und war somit seit ihrer Kindheit Hure des Bordell s Cécile geblieben. Doch in ihren Augen war die blinde Liebe zu ihrer Mutter in jenem Augenblick gestorben, als der nette Herr begonnen hatte, gewaltsam in sie einzudringen. Die tiefen Gefühle, die sie bis zu diesem Zeitpunkt ihrer Mutter gegenüber empfunden und mit voller Inbrunst aufgebracht hatte, waren auf einen Schlag erloschen, was sich bei Chloé jedoch erst Jahre später bemerkbar gemacht hatte, nachdem der Hass unausweichlich zum Ausbruch kam, als sie von Cécile wieder einmal aufs Übelste beschimpft wurde, was sie ohne Zweifel zutiefst verletzt hatte. „Keine Angst, Kleine, ich tu‘ dir nicht weh. Zumindest jetzt noch nicht! Bitte sag‘ gleich .. . oh fick‘ mich, Michel, fick‘ mich,
Michel.. . zu mir, wenn ich in dir drinnen bin. Das macht mich geil, Kleine, total geil. Denn tust du es nicht, muss ich dich bestrafen, du böses kleines Kind! Unartige Kinder müssen bestraft werden! Das wirst du doch wohl hoffentlich verstehen! Ich verhau‘ dir deinen niedlichen kleinen Arsch, wenn du nicht gehorchst! Hab‘ viel für dich bezahlt, also hab‘ ich doch dann auch ein Recht darauf, dass du nett zu mir bist und tust, was ich dir sage. Das wirst du doch wohl hoffentlich einsehen. Also, sag‘ es endlich! Und sieh‘ mich nicht so entsetzt an! Verdammt! Hör‘ endlich auf, dich zu wehren! Mach‘ mich nicht wütend! Prügel kannst du gleich haben, wenn du nicht parierst! Also sag’s jetzt endlich! Sag‘, ich soll dich ficken!“, hatte er ihr ins Ohr geflüstert. Chloé hatte es natürlich nicht getan. Nachdem sie sich begonnen hatte, heftig dagegen zu wehren, war sie von ihm dafür geschlagen worden, und zwar so lange, bis sie pariert hatte. Aus Angst, Cécile würde sie ins Waisenhaus stecken, wenn sie es ihr erzählt hätte, hatte sie die ihr zugefügten Prügel verschwiegen und sie jedesmal stillschweigend hingenommen. Michel war ungefähr ein halbes Jahr regelmäßig zu ihr gekommen. Eines Tages war er einfach für immer fort gewesen. Chloé hatte sich nichts sehnlicher gewünscht, als Michel nie wieder zu sehen. Ihre Mutter hatte ihr daraufhin kurze Zeit später verboten, sie nicht noch einma l Mam a zu nennen. Bis dahin hatte sie es ihr zumindest in ihrem Kinderzimmer gestattet. „Das schadet meinem Geschäft, Chloé, also lass‘ das in Zukunft! Hörst du? Sonst liefer‘ ich dich im Waisenhaus ab! Und dann ergeht’s dir, wi e Olvier Twist ! Und erzähl‘ nie wieder jemandem, dass du diese vier Wände noch niemals verlassen hast, außer wenn ich dich zum Arzt geschleift hab‘! Sag‘ auch nicht, dass du keine Schule besucht hast! Sag‘ einfach, du kommst aus Nizza! Wenn du‘s noch mal jemandem erzählst, schmeiß ich dich einfach raus! Hörst du?“, hatte sie es ihr damals angedroht. „Du dumme Gans! Die Dummheit hast du wohl mit Löffeln gefressen! Denken war wohl noch niemals deine Stärke! Oder wie viel ist fünf plus vier?... na, wusste ich’s doch, du dumme Gans!“ Es war das erste Mal gewesen, dass sie Cécile dumme Gans genannt hatte und auf ihrer Dummheit herumgeritten war. Diese Worte hatten das kleine Kind zutiefst erschüttert, vor allem aber deshalb, weil gerade ihre Mutter sie daran gehindert hatte, auf eine Schule zu gehen. Dass Chloé die einfache Mathematik nicht beherrscht hatte, gar nicht beherrschen konnte, war Cécile völlig klar gewesen, aber sie wollte absichtlich mit ihren Worten ihre Tochter verletzten. Zu sehr hatte sie sich darüber geärgert, dass ihr der kleine Bastard das Geschäft mit Michel kaputt gemacht hatte. Hätte Chloé jemals den Mut dazu besessen,
Weitere Kostenlose Bücher