Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
EngelsZorn - Im Blutrausch

EngelsZorn - Im Blutrausch

Titel: EngelsZorn - Im Blutrausch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lissa D. Swan
Vom Netzwerk:
tust! Sonst muss sie dich am Ende noch in ein Waisenhaus stecken, weil sie sich dich nicht mehr leisten kann.“   Cécile hatte sie prüfend angesehen. „Nein, Mama, schick‘ mich nicht fort! Bitte schick‘ mich nicht fort! Ich tu‘ ja, was du sagst. Aber bitte Mama, lass‘ mich bei dir, bitte Mama!“, hatte Chloé verängstigt ausgerufen und sich in die Arme von Cécile gestürzt.
    Als sie noch sehr klein gewesen war, hatte ihr ihre Mutter au s Oliver Twis t   vorgelesen. Chloé hatte tiefes Mitleid mit dem Jungen aus dem Waisenhaus gehabt. Das Ende der Geschichte kannte sie leider nicht, denn Cécile hatte irgendwann auf einmal aufgehört, ihr daraus vorzulesen. Chloé war damals in der Tat noch sehr naiv und unerfahren für ihr Alter gewesen. Das lag aber nur daran, weil ihre Mutter sie über die Jahre hinweg in ihrem Kinderzimmer eingesperrt und vor den anderen versteckt gehalten hatte. Cécile hatte sie in der Tat regelrecht von der Außenwelt abgeschirmt und den Kontakt zu anderen Menschen fast gänzlich unterbunden. Immer nur dann, wenn Chloé krank gewesen war oder sie aber fürchterliche Zahnschmerzen geplagt hatten, war von Cécile mit ihr ein Arzt aufgesucht worden. Nur an diesen Tagen hatte Chloé ihr Kinderzimmer verlassen dürfen. Vor den Ärzten hatte sie Cécile jedoch grundsätzlich mit Madame Morfin ansprechen müssen. „Sprich‘ mit niemandem dort! Sei einfach still! Und wenn dich der Doktor was frägt, dann nickst du einfach nur! Er weiß ja inzwischen, dass du schüchtern bist. Und vergiss‘ nicht, ich bin Madame Morfin für dich! Sag‘ ja nicht Mama zu mir, sonst liefer‘ ich dich auf der Stelle im Waisenhaus ab!“, hatte Cécile jedesmal gesagt, bevor das Wartezimmer von beiden betreten worden war. Den Huren ihres Hauses hatte sie verboten, jemals mit Fremden über Chloé zu sprechen. Dass es deren Tochter gewesen war, hatte keine davon gewusst. Cécile hatte regelmäßig damit gedroht, die Erste, die sich verplappern würde, hochkant an die Luft zu setzen. Céciles Drohung hatte auch jedesmal ihre Wirkung gezeigt. Die Huren des Bordell s Cécil e   hatten Chloé lediglich zu Gesicht bekommen, wenn das arme Kind schon wieder einmal einen Arztbesuch hinter sich bringen musste. Es war noch nicht einmal notwendig, das Kind den allgemeinen Waschraum aufsuchen zu lassen, da Chloés Kinderzimmer mit einem kleinen Badezimmer ausgestattet war, in welchem sie ihre tägliche Toilette erledigen konnte. Aus Angst, Cécile würde ihre Drohungen war machen, hatte wirklich jede Hure geschwiegen. Auch hatte sich zum großen Leidwesen von Chloé nicht eine darunter befunden, die wahrhaftig Mitleid mit ihr gehabt hatte und sich hin und wieder bei Cécile für sie eingesetzt hätte. Chloé hatte niemals die Gelegenheit besessen, mit anderen Kindern zu spielen. Die einzigen, die sie jemals getroffen hatte, waren die auf den Straßen oder aber diejenigen in den Wartezimmern der jeweiligen Ärzte gewesen. Gesprochen hatte niemals ein fremdes Kind mit ihr, was nicht verwunderlich gewesen war. Chloé war von Cécile verboten worden, einen Ton von sich zu geben. In der Tat hatte das arme Kind auf andere sehr sonderbar und teilweise auch etwas zurückgeblieben in deren seltsam verschwiegenen Art gewirkt. Zum großen Glück von Cécile war Chloé aber noch niemals ernsthaft krank gewesen. Ein Krankenhaus hatte sie deshalb nur aus Erzählungen der Mutter heraus gekannt. Aufgrund mangelnden Kontaktes zu anderen Menschen, vor allem aber zu gleichaltrigen Kindern, war Chloé ein Spätzünder gewesen und hatte ihre ersten unzusammenhängenden Sätze erst im Alter von fünf Jahren gesprochen. Ganze Sätze zu bilden, hatte sie wahrlich bis zu ihrem sechsten Lebensjahr nicht gekonnt. Aus Angst, ein geistesgestörtes Kind aufzuziehen, hatte Cécile damals plötzlich begonnen, ihrer Tochter au s Oliver Twis t vorzulesen. Selbst war sie immer schon zu faul gewesen, sich mit ihrem Kind über Gott und die Welt zu unterhalten. Chloé hatte sie wahrlich schon ihr Leben lang gelangweilt. Auf die Idee, dass ihr Kind allein nur deshalb Sprachprobleme hatte, weil es allein aufgewachsen und immer einsam gewesen war, war Cécile in ihrer ordinären Schlichtheit natürlich nicht gekommen. Sie war nicht ohne Grund oftmals von ihren Freiern wegen ihrer fehlenden Allgemeinbildung verlacht worden. Nachdem ihr Kind jedoch ziemlich bald Fortschritte gemacht hatte und deren Sprachwortschatz rapide angestiegen war, hatte Cécile kurze

Weitere Kostenlose Bücher