EngelsZorn - Im Blutrausch
Clavels pampige Art loswerden, die er ihm gegenüber am Morgen an den Tag gelegt hatte. Auch machte es ihn furchtbar wütend, dass Clavel auf Isabelle geschossen hatte. Nur aus Rücksicht auf Isabelles Äußerung dem Inspektor gegenüber sowie auf ihren Wunsch, gegen Clavel keine Beschwerde einzulegen, gedachte Sébastian nicht, ihm ein Disziplinarverfahren anhängen zu lassen. Dass er dies durchaus mühelos bei Schlumberger durchgesetzt hätte, wusste er nur zu genau.
Clavel sah ihn fragend an. Er versuchte einen direkten Konflikt mit de Valence zu vermeiden und hielt sich diskret zurück. Der Tobsuchtsanfall von Schlumberger lag ihm immer noch schwer im Magen. „Wie konnten Sie nur auf die Verlobte von de Valence schießen! Sind Sie total verblödet! Ist Ihnen überhaupt klar, was das bedeutet?! Clavel, hören Sie mir überhaupt zu?!“ , hatte Schlumberger sofort ins Telefon hineingebrüllt, nachdem Clavel auf seinem Handy abgehoben hatte und von dessen Sekretärin mit ihm verbunden worden war. Das war nur eine knappe Viertelstunde nach dem amüsanten Telefonat mit de Valence gewesen. „Ich fürchte, ich kann Ihnen nicht folgen!“, sagte Clavel ruhig.
„Das konnten Sie heute Morgen genauso wenig! Dann will ich’s Ihnen mal erklären. So wie unser Serienkiller haben auch Sie sich nichts dabei gedacht, einfach aufzulegen, nicht wahr? Wäre das wirklich zu viel verlangt gewesen, mir zu sagen, in welches Krankenhaus meine Verlobte gebracht wurde, Inspektor?“, fegte er ihn an.
„Chéri...“, Isabelle sah zu ihm auf und nahm seine Hände zwischen die ihrigen.
„Sie irren, wenn Sie glauben, ich habe aufgelegt. Der Akku war leer. Das war alles.“ Clavel richtete seinen Blick wieder auf Isabelle. „Eine letzte Frage habe ich noch an Sie, Mademoiselle Dion?“
„Und die wäre?“, warf Sébastian aggressiv dazwischen. Clavels Entschuldigung war für ihn nur eine billige Ausrede.
Clavel wandte sich sofort von Isabelle wieder ab und sah zu de Valence hinüber.
Isabelle hingegen begann sanft Sébastians Knie zu streicheln, und hoffte, ihn dadurch zu besänftigen. Sie wusste, wie sehr er darunter gelitten hatte, nicht zu wissen, wo sie gewesen war. Vor einigen Wochen hatte sie gemeinsam mit Renard einen überaus dringenden, unaufschiebbaren Termin bei der Banque de France wahrnehmen müssen, der an diesem Tag aber erst kurz zuvor vereinbart worden war. Da sich Isabelle jedoch mit Sébastian ausgerechnet an diesem Nachmittag im Café de Flore verabredet hatte, versuchte sie ihn mehrmals auf seinem Handy zu erreichen, was ihr aber nicht gelungen war. Sie hatte daraufhin Louis eine Nachricht für Sébastian auf dessen Anrufbeantworter gesprochen. Doch leider wurde diese niemals abgehört. In der Eile hatte Isabelle dann zu allem Überfluss auch noch ihr Handy im Büro liegen lassen. Erst als das Meeting vorbei gewesen war, hatte sie es bemerkt. Es war schon sehr spät gewesen. Als sie dann an jenem Abend ihren Schlüssel ins Schloss gesteckt, die Eingangstür ihrer Wohnung aufgesperrt und die Tür leise geöffnet hatte, war ihr Sébastian bereits entgegen geeilt, der dort verzweifelt auf sie gewartet hatte. Das Schlüsselgeklimper war nicht zu überhören gewesen. Es war für ihn das erste Mal gewesen, dass ihn Isabelle versetzt hatte und er nicht wusste, wo sie gewesen war. „Beruhige dich doch endlich! Sie hat bestimmt einen guten Grund, wieso sie heute nicht gekommen ist.“ , hatte Louis zu ihm gesagt, bevor Sébastian das Café de Flore wieder verlassen hatte und zu Isabelles Wohnung gefahren war, nachdem er sie in seiner Suite nicht angetroffen hatte. Auch dass sie auf seine zahlreichen Anrufe nicht reagiert hatte, brachte ihn fast um den Verstand. Isabelle hatte am nächsten Tag über 7 0 ‚Anrufe in Abwesenheit ‘ auf ihrem Handy verzeichnet. Und allesamt waren von Sébastian gewesen. Seine unbändige Angst, Isabelle zu verlieren, war während des Wartens von Stunde zu Stunde gewachsen. Zudem war der Verdacht in ihm aufgekommen, seine Mutter könnte wieder die Finger im Spiel gehabt haben. In dieser Nacht hatte er Isabelle mehrmals seine Liebe beteuert und sie unter stürmischen Liebkosungen und wilden Küssen immer wieder gebeten, ihn niemals zu verlassen.
Clavel richtete erneut seinen Blick auf Isabelle und setzte zum Sprechen an. Aus den Augenwinkeln heraus bemerkte er unweigerlich, wie ihn de Valence musterte und mit scharfen Blicken beobachtete. „Mademoiselle Dion, wo waren Sie in der Zeit
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