EngelsZorn - Im Blutrausch
von gestern Mittag bis zum heutigen Morgen?“
„Inspektor Clavel! Das ist ja allerhand! Sie werden doch jetzt wohl meine Verlobte nicht verdächtigen, Renard ermordet zu haben!? Das ist doch lächerlich!“ Sébastian schnaubte, entriss Isabelle seine Hand, erhob sich abrupt vom Sofa, ging hastig zur Terrassentür hinüber, öffnete sie und atmete die kalte Luft tief ein. Er war sehr aufgebracht. Dann schloss er die Terrassentür wieder, ging zu Isabelle zurück, ließ sich neben ihr nieder und legte seine Hand auf ihren Schoß. Isabelle griff nach seinem linken kleinen Finger und hielt sich daran fest.
Isabelle und Clavel waren ihm mit stummen Blicken gefolgt. Niemand sprach ein Wort.
„Hören Sie, sie war den ganzen Tag alleine zu Hause. Sie hat die Wohnung nicht verlassen. Fort kann’s bezeugen! Als ich abends gekommen bin, war ich die ganze Nacht bei ihr. Noch Fragen?“ Sébastians Blick verhärtete sich. Er atmete recht schnell.
„Eine noch. Wo waren Sie eigentlich?“, fragte Clavel ruhig, wohl wissend, de Valence mit dieser Frage auf die Palme zu bringen.
„Das sagte ich doch bereits! Bei meiner Verlobten.“, erwiderte er aufgeregt.
Clavel fixierte ihn mit scharfen Blicken und sagte trocken: „Und davor?“
„Jetzt reicht‘s mir aber von Ihnen!“ Sébastian platzte der Kragen. „Weder meine Verlobte noch ich haben Renard ermordet. Wenn Sie wissen wollen, wo ich davor war, empfehle ich Ihnen, Schlumberger zu fragen.“ Sébastian erhob sich abrupt vom Sofa und blieb demonstrativ einen Schritt vor Clavel stehen. Damit signalisierte er ihm unmissverständlich, dass das Verhör für ihn nun beendet war.
Clavel erhob sich ebenfalls. „Nun gut, das werde ich tun.“ Dann wandte er sich Isabelle zu. „Sollte Ihnen noch etwas einfallen, dann rufen Sie mich bitte an.“ Clavel verabschiedete sich und verließ den Salon.
In dieser Nacht hielt Sébastian Isabelle fest umschlungen in seinen Armen.
Er ließ sie bis zum frühen Morgen nicht mehr los. Sébastian hatte kaum ein Auge zugemacht, denn er fand des Nachts einfach keine Ruhe mehr.
Insgeheim wünschte er sich, er hätte es Isabelle ersparen können, in diese schreckliche Mordserie hineinverwickelt worden zu sein und wollte nichts sehnlicher, als mit ihr so weit wie möglich weg von diesem grauenhaften Ort.
Sein Entschluss stand fest.
Gleich am nächsten Morgen wollte er sich darum kümmern, dass sie gemeinsam Paris verlassen würden. Er war sich sicher, dass ein kleiner Aufenthalt auf den Bahamas beiden sogar ziemlich gut täte. Seine Eltern würden Versailles mit Sicherheit nicht verlassen, das wusste er. Er kannte seinen Vater nur zu gut. Reisen war nicht seine Welt und am liebsten war er auf seinem Landsitz, denn nur dort fühlte er sich wirklich wohl. Sébastian beschloss jedoch, die Überwachung in Versailles zu verdreifachen.
Kurz vor fünf Uhr morgens war Sébastian dann doch noch eingeschlafen. Doch der Schlaf war nur von kurzer Dauer, denn ein böser Albtraum hatte ihn unsanft wieder aus dem Schlaf herausgerissen.
Er hielt Isabelle immer noch in seinen Armen. Sie schlief ganz tief und fest. Sie atmete sehr ruhig.
Sébastian sah auf die Uhr. Es war erst kurz vor sechs Uhr morgens.
Er stand auf, ging ins Bad, nahm eine Dusche und rief anschließend beim Concierge an, um sich die La Vitesse-Lumière heraufbringen zu lassen. Sébastian musste an diesem Morgen ungewohnt lange auf die Zeitung warten. Da er jedoch keine Lust hatte, mit dem Portier ein Streitgespräch zu führen, als er sie ihm endlich brachte, beließ er es dabei und drückte ihm trotzdem einen hunder t EUR O Schein in die Hand. Sébastians Großzügigkeit war im Hôtel de Crillon allgemein bekannt und er ahnte nicht, dass sich bereits in den frühen Morgenstunden ein großer Streit unter dem Hotelpersonal abgespielt hatte. Diese hielten de Valence zwar für einen Despoten, doch das störte sie in Anbetracht der großzügigen Trinkgelder, die er vergab, nicht weiter. Das Personal nahm Sébastians herrschsüchtige Art in Kauf und freute sich im Nachhinein immer über das fette Trinkgeld. Doch als der Concierge an diesem Morgen das Personal in der Hotelrezeption beauftragte, die heutige La Vitesse-Lumière für de Valence zu besorgen, konnten sich der Portier und zwei Hotelpagen nicht einig werden, wer de Valence die Zeitung auf die Suite heraufbringen sollte und es bahnte sich langsam ein Streit an. De Valence hatte grundsätzlich nur Papiergeld
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