Enigma
ihn ohnehin nicht brauchen«, erklärte er, als er ihn unter seinem Schreibtisch hervorzog).
Danach war er bereit.
Er setzte sich auf den Fahrersitz von Kramers Wagen und legte die Hände auf die ihm unvertrauten Schalthebel. Dabei wurde ihm bewußt, daß er nie dazu gekommen war, richtig Autofahren zu lernen. Natürlich kannte er die Grundprinzipien, aber seit seinem letzten Versuch mußten sechs oder sieben Jahre vergangen sein, und damals war es der riesige, panzerähnliche Humber seines Stiefvaters gewesen - ein gewaltiger Unterschied zu diesem kleinen Austin. Aber zumindest tat er nichts Ungesetzliches: In einem Land, in dem man heutzutage praktisch eine schriftliche Erlaubnis brauchte, um auf die Toilette zu gehen, war es aus irgendeinem Grund nicht mehr erforderlich, einen Führerschein zu besitzen.
Es dauerte mehrere Minuten, bis er herausgefunden hatte, welches die Kupplung und welches das Gaspedal und wie die Handbremse vom Schalthebel zu unterscheiden war, dann zog er den Choke und drehte den Zündschlüssel. Der Wagen ruckelte, dann starb der Motor ab. Er nahm den Gang heraus und versuchte es noch einmal, und als er den linken Fuß von der Kupplung nahm, hatte er Glück, und der Wagen kroch vorwärts.
Am Haupttor wurde er zum Halten aufgefordert und schaffte es, den Wagen rutschend zum Stehen zu bringen. Einer der Posten öffnete die Wagentür, und er mußte aussteigen, damit ein anderer das Innere untersuchen konnte.
Eine halbe Minute später hob sich der Schlagbaum, und er war durch.
Er fuhr nicht schneller als ein Radfahrer die schmalen Straßen in Richtung Shenley Brook End entlang, und es war diese geringe Geschwindigkeit, die ihn rettete. Der Plan, auf den er sich mit Hester Wallace geeinigt hatte - vorausgesetzt, er bekam Kramers Wagen -, war der, daß er sie an ihrem Häuschen abholen würde, und er bog gerade um die etwa vierhundert Meter von der Abzweigung entfernte Kurve, als er sah, wie sich auf dem Feld rechts vor ihm etwas Dunkles bewegte. Er fuhr sofort an den Straßenrand und bremste. Er ließ den Motor laufen, öffnete vorsichtig die Tür und trat auf das Trittbrett, um einen besseren Überblick zu bekommen.
Wieder Polizisten. Einer, der sich verstohlen um den Rand des Feldes herumbewegte. Und ein weiterer, halb in der Hekke versteckt, der anscheinend die Straße in der Nähe des Hauses überwachte.
Jericho ließ sich wieder auf den Fahrersitz fallen und trommelte mit den Fingern auf das Lenkrad. Er wußte nicht, ob sie ihn gesehen hatten, aber je schneller er aus ihrem Blickfeld verschwand, desto besser. Der Schalthebel ging schwer, und er brauchte beide Hände, um den Rückwärtsgang einzulegen. Der Motor rasselte und winselte. Zuerst wäre er beinahe im Straßengraben gelandet, dann korrigierte er zu stark, und der Wagen rollte quer über die Straße bis auf das gegenüberliegende Bankett und kam dann zum Stehen. Es war nicht gerade eine elegante Art zu parken, aber wenigstens war er jetzt weit genug um die Kurve zurückgefahren, daß die Polizisten ihn nicht mehr sehen konnten.
Sie mußten ihn doch gehört haben, oder? Jeden Moment konnte einer von ihnen die Straße entlangkommen, um nachzuschauen, und er versuchte, sich eine Ausrede für sein merkwürdiges Verhalten auszudenken, aber die Minuten vergingen, und niemand kam. Er schaltete den Motor aus, und das einzige Geräusch war Vogelgezwitscher.
Kein Wunder, daß Wigram so müde ausgesehen hatte, dachte er. Wie es schien, hatte er das Kommando über die halbe Polizei der Grafschaft übernommen - vielleicht sogar des ganzen Landes.
Plötzlich wurde ihm das Ausmaß des Risikos, das sie beide einzugehen im Begriff waren, bewußt, und er war ernsthaft versucht, das ganze irrsinnige Projekt fallenzulassen. (»Wir müssen zur Horchstelle fahren, Mister Jericho - nach Beaumanor, und versuchen, die handschriftlichen Aufzeichnungen desjenigen in die Hand zu bekommen, der die Funksprüche aufgefangen hat - sie bewahren sie mindestens einen Monat auf - darauf gehe ich jede Wette ein - außer uns armen Arbeitstieren hat niemand etwas mit ihnen zu tun…«) Tatsächlich hatte nicht viel gefehlt, daß er in dieser Minute den Wagen gewendet hätte und nach Bletchley zurückgefahren wäre, wenn nicht plötzlich jemand an das Fenster links von ihm geklopft hätte. Er war wohl mindestens drei Zentimeter auf seinem Sitz in die Höhe gefahren.
Es war Hester Wallace, obwohl er sie zuerst nicht wiedererkannte. Sie hatte Rock und Bluse gegen
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