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Enigma

Enigma

Titel: Enigma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Harris
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Rechner.«
    »Wie auch immer das Ding heißen mag. In der Theorie funktioniert es, das ist die gute Nachricht. Und nach dem, was ich gehört habe, ist dies wohl erst der Anfang. Es sieht so aus, als planten sie eine Art Super-Bombe, vollständig elektronisch, die sie Colossus nennen.«
    Vor Jerichos innerem Auge stand plötzlich das Bild von Alan Turing an einem Winternachmittag, wie er mit untergeschlagenen Beinen in seinem Arbeitszimmer in Cambridge saß, als draußen die Lichter angingen, und seinen Traum von einer universellen Rechenmaschine beschrieb. Wie lange war das her? Noch keine fünf Jahre?
    »Und wann ist es soweit?«
    »Das ist die schlechte Nachricht. Selbst Cobra wird nicht vor Juni einsatzbereit sein.«
    »Aber das ist ja fürchterlich.«
    »Die alte Geschichte. Kein Material, keine Werkstätten, nicht genügend Techniker. Raten Sie mal, wie viele Leute an diesem Ding hier arbeiten, gerade jetzt, während wir uns unterhalten?«
    »Nicht genug, vermute ich.«
    Kramer hob eine Hand und spreizte die Finger dicht vor Jerichos Gesicht. »Fünf. Fünf!« Er steckte die Papiere wieder in seinen Koffer und ließ das Schloß zuschnappen. »Dagegen muß etwas unternommen werden.« Er murmelte und schüttelte den Kopf. »Ich muß die Dinge in Bewegung setzen.«
    »Sie fahren nach London?«
    »Jetzt gleich. Zuerst zur Botschaft. Dann weiter über den Grosvenor Square zum Admiral.«
    Jericho stöhnte enttäuscht auf. »Ich nehme an, Sie fahren mit Ihrem Wagen?«
    »Machen Sie Witze? Hiermit?« Er klopfte auf den Koffer.
    »Skynner besteht auf einer Eskorte. Warum fragen Sie?«
    »Ich hatte gedacht - ich weiß, das ist ziemlich unverschämt, aber Sie sagten, Sie würden mir gern einen Gefallen run - und ich habe gedacht, daß ich ihn mir vielleicht ausleihen könnte.«
    »Natürlich.« Kramer zog seinen Mantel an. »Ich werde wohl für ein paar Tage weg sein. Ich zeige Ihnen, wo er steht.« Er griff sich seine Mütze von der Tür, und sie traten hinaus auf den Korridor. Am Eingang zur Baracke trafen sie mit Wigram zusammen. Jericho war verblüfft, wie mitgenommen er aussah. Er war offensichtlich die ganze Nacht auf den Beinen gewesen. Rötlichblonde Bartstoppeln schimmerten im Sonnenlicht.
    »Ah, der tapfere Leutnant und der große Kryptoanalytiker. Ich habe gehört, daß Sie beide Freunde sind.« Er verbeugte sich mit gespielter Förmlichkeit und sagte zu Jericho: »Ich muß später noch einmal mit Ihnen reden, alter Junge.«
    »Also, das ist ein Typ, bei dem es mir kalt über den Rücken läuft«, sagte Kramer, als sie den Weg zum Herrenhaus entlanggingen. »Heute morgen war er ungefähr zwanzig Minuten in meinem Zimmer. Hat mir einen Haufen Fragen gestellt über eine Frau, die ich kenne.«
    Jericho trat sich fast auf die eigenen Füße.
    »Sie kennen Claire Romilly?«
    »Da ist sie«, sagte Kramer, und einen Augenblick lang dachte Jericho, er meinte Claire, aber er zeigte auf seinen Wagen. »Die Kiste ist noch warm. Der Tank ist voll, und im Kofferraum steht ein Kanister.« Er suchte in seiner Tasche nach dem Schlüssel und warf ihn Jericho zu. »Natürlich kenne ich Claire. Kennt die nicht jeder? Großartiges Mädchen.« Er schlug Jericho auf den Arm. »Viel Spaß bei Ihrem Ausflug.«

3.
    Es dauerte eine weitere halbe Stunde, bis es Jericho gelang, sich davonzumachen.
    Er stieg die Betonstufen zum Operationsraum hinauf, wo er Cave fand, der, von Telefonen flankiert, allein am Ende des langen Tisches saß und auf die Atlantikkarte starrte. Seit Mitternacht waren acht Shark-Meldungen aufgefangen worden, sagte er, aber keine aus der angenommenen Kampfzone, was eine schlechte Nachricht war. Konvoi HX 229 hatte sich den vermuteten U-Boot-Linien bis auf 150 Meilen genähert. Er bewegte sich mit einer Geschwindigkeit von 10,5 Knoten auf westlichem Kurs genau auf sie zu. SC 122 war bereits ein Stück weiter, nordöstlich davon. HX 229 A lag noch weit zurück und fuhr an der Küste von Neufundland entlang nach Norden. »Fast hell«, sagte er, »aber das Wetter verschlechtert sich. Die armen Kerle.«
    Jericho überließ ihn seiner Arbeit und machte sich auf die Suche zuerst nach Logie, der ihn mit einem Schwenken seiner Pfeife entließ (»in Ordnung, alter Junge, gönnen Sie sich ein bißchen Ruhe, der Vorhang geht erst um zwanzig Uhr wieder auf«), und dann nach Atwood, der sich schließlich bereit erklärte, ihm seinen Vorkriegs-Straßenatlas der Britischen Inseln zu leihen (»in den nächsten zehn Jahren werde ich

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