Enigmatic Fynomenon: Roman (INHUMAN FYNOMENON Band 2) (German Edition)
befüllt. Alle Feuchtigkeit verschwindet im Blättermeer, bis tief auf den Boden zwischen Sträuchern und Buschwerk. Dann entsteht eine kurze bewegungslose Stille. Sofort darauf verpufft der eingesogene Nebel, wird ausgestoßen wie ein stilles Niesen.
Milliarden Wassertropfen sprengen gen Himmel, verlieren sich in der Weite über dem gesamten Land und ein samtener Regen fällt zu Boden, der jedoch viel feiner zur Erde schwebt, als der irdene Regen es tat.
Fyn steht mit offenem Mund da und beobachtet das bezaubernde Spektakel. Feinste Tröpfchen benetzen sein Gesicht und er schließt mit breitem Grinsen seine Augen, reckt sein Gesicht zum Himmel und genießt die herrliche Frische. Überall entstehen schillernde Regenbogen, die wie Figuren und Muster durch die Reflektionen der Sonne flirren, wieder verblassen und eine angenehme Abkühlung zurücklassen. Die Luft um ihn herum knistert regelrecht.
„Wunderschön, nicht wahr?“
Ruckartig dreht sich Fyn zu Leala herum.
„Äh ... ja, ... atemberaubend ... wunderschön ... “
Weder Leala noch Fyn wissen in diesem Moment, was er damit verbindet, da er tief gerührt in die herrlichen Augen Lealas blickt. Meint er das Schauspiel der Natur oder etwa Lealas Erscheinung?
Die muss verlegen grinsen. Es wird ihr sehr schwer fallen, sich distanziert zu verhalten … eigentlich will sie es auch gar nicht.
„Was bedeutet dieses Schauspiel?“, fragt Fyn um die unangenehme Stille zwischen ihnen zu durchbrechen.
„Es ist das Wasser des Himmels, das in der Dunkelheit zu Boden sinkt. Die Feuchtigkeit sammelt sich Nachts als Nebel über dem Land. Wenn die Sonne wieder aufgeht, atmen die Pflanzen die Feuchtigkeit über sich ein und versprühen einen Teil weit nach oben. So wird unser Boden mit Wasser versorgt.“
„Deswegen gibt es bei euch keine Wolken? Dann schneit es niemals bei euch, oder?“
„Schneien? Was bedeutet das?“
„Auf unserem Planeten gab es Schnee; gefrorenes Wasser, das in weißen Flocken zu Boden fiel. Schneeflocken: Sie waren leicht, sanft und eiskalt. Sie fielen aus den Wolken, bildeten eine weiße Schicht über allem und so tauchte der Schnee meine Welt in eine märchenhafte Stille...“
Fyn stockt, beide sehen sich an, ihre Herzen pochen beinahe hörbar. Leala ist berauscht von Fyns Anblick, seinem Charme und dem Klang seiner warmen Stimme. Wieder entsteht zwischen ihnen eine eigenartige Pause.
Wie bei einer Andacht scheinen die beiden gebannt, in stiller Faszination. Doch da reißt Leala abrupt ihren Kopf herum, als ob ihr plötzlich etwas sehr Wichtiges eingefallen wäre. Dabei zieht Leala künstlich erbost die Stirn nach unten:
„Ich … ich werde etwas zu essen machen. Ähm, es gibt Fluo und Nektar und … nun gut du wirst es ja sehen … Du hast bestimmt...“
„Ja, ich habe Hunger...“
Eruptiv dreht sich Leala von ihm weg, will ihm widerstehen, doch Fyn sieht keinen Grund sich von ihr fernzuhalten. Die Anweisungen von Hashe kümmern ihn nicht.
„Ich werde dir helfen.“
„Nein, das brauchst du nicht. Nur die Frauen machen das Essen, oder die Männer, die denken sie wären...“
Wieder sehen sich beide tief in die Augen. Fyn muss grinsen, ihn belustigt das Spiel, welches beide gleichermaßen zulassen. Leala schaut schon wieder in die Ferne, streicht sich hastig eine feine perlenbestückte Strähne aus ihrem Gesicht.
„Leala, ich möchte dir gerne helfen ... und du, ... du bist einfach so... so wunderschön...“
Leala ist fassungslos angesichts seiner draufgängerischen Ehrlichkeit. Kein Mann hat ihr jemals so offensichtlich klar gemacht, das er sie toll findet. Das verwirrt Leala noch mehr:
„Du bist sehr unanständig!“ Dann stapft sie irritiert von dannen.
Für den Moment ist Fyn wie vor den Kopf gestoßen, doch daraufhin grinst er wieder, sein Jagdtrieb ist geweckt. Er ruft ihr hinterher:
„Ich kann auch ein bisschen kochen, also ich kann Gemüse schneiden oder so!“
Sie sagt nichts, schaut nur hastig zurück, erwidert dabei kurz Fyns Blick und hetzt weiter zu ihrer Hütte. Dort macht sie sich geschäftig daran, ihrer Mutter bei der Zubereitung der Speisen zu helfen. Fyn traut sich erst nicht hinein, doch es reizt ihn einfach! Er stiehlt sich letztlich dann doch vorsichtig in die Hütte der Frauen.
„Pradah, ich möchte helfen.“
„Du bist ein Mann, raus hier!“
„Aber...“
„Husch, husch! Raus hier, du kannst Feuer machen!“
Die dicke Pradah buxiert ihn mit ihren fleischigen Fingern nach draußen.
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