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Entdecke die Kraft der Meditation

Entdecke die Kraft der Meditation

Titel: Entdecke die Kraft der Meditation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Salzberg
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doi:www.painjournalonline.com/article/S0404-3959(10)00223-X/abstract.
    20 News Release der University of Manchester, 2. Juni 2010.

Die dritte Woche
    Achtsamkeit und Emotionen:
Wie man mit Gedanken und
Gefühlen umgeht
    Ich habe ein paar sehr schöne Umschreibungen dessen gehört, was Achtsamkeit ist. Die Lehrerin und Autorin Sylvia Boorstein bezeichnet Achtsamkeit als »wache Aufmerksamkeit für das, was innen und außen geschieht, damit wir wirklich klug reagieren können«. Der vietnamesische Zen-Meister und Dichter Thich Nhat Hanh sagt: »Ich sehe Achtsamkeit gern als die Energie, die uns zu hundert Prozent hier zu sein erlaubt, als die Energie unserer ungeteilten Präsenz.« Aber die Definition, die ich am liebsten mag, stammt von einem Fünftklässler der Piedmont Avenue Elementary School in Oakland, Kalifornien. 21
    2007 ließ diese Schule ein Pilotprogramm anlaufen, bei dem die Kinder fünf Wochen lang an einem Achtsamkeitsprogramm teilnahmen. Dazu ging ein Coach zweimal pro Woche in die Klassen und führte dort fünfzehnminütige Übungsperioden durch, bei denen es um »einen ruhigen Atem und einen stillen Körper« ging. Die Schüler sammelten sich auf ihren Atem und sollten dabei einfach alle aufsteigenden Gefühle vermerken. Ein weiterer Lerninhalt zielte auf Mitgefühl und bestand für die Kinder darin, sich einzuprägen, dass sie beispielsweise bei einem Streit auf dem Spielplatz »kurz innehalten« würden, bevor sie auf den anderen losgingen. Die New York Times zitiert einen Jungen mit den Worten: »Als es beim Baseball so aussah, dass ich verlieren würde, wollte ich schon den Schläger schmeißen. Da war die Achtsamkeit wirklich eine Hilfe.«
    Ein Journalist bat einen der Jungen zu erklären, was Achtsamkeit ist. »Dem anderen nicht eine runterzuhauen«, sagte der Elfjährige.
    Ist das nicht eine weise, tiefe und weitreichende Antwort? Sie unterstreicht einen der wichtigsten Nutzeffekte der Achtsamkeit, der darin besteht, besser mit schwierigen Gefühlsregungen umgehen zu können. Wie dieser Junge andeutet, ist es durchaus möglich, die Lücke zu finden und zu nutzen, die zwischen einem Auslöser und unseren gewohnten bedingten Reflexen liegt. Wir gewinnen einen Moment Zeit, uns zu besinnen und anders zu reagieren. Die Antwort des Jungen demonstriert recht handgreiflich, dass wir lernen können, klügere Entscheidungen zu treffen.
    »Er weiß nicht, wohin mit seiner Energie«, sagte die Mutter des Schülers bei einer Elternversammlung. Wenn er durcheinander oder frustriert sei, schlage er schnell zu, erklärte sie. Doch die Achtsamkeitsübung veränderte offenbar dieses Muster. Denn die Mutter erzählte: »Einmal nach der Schule sagte er zu mir: ›Ich lasse mir einen Moment Zeit.‹«
    Durch die Achtsamkeitspraxis erinnern wir uns einfach leichter daran. Während unserer Meditationen setzen wir uns auch mit Emotionen auseinander, und das versetzt uns in die Lage, Gefühle frühzeitig zu erkennen und nicht erst fünfzehn folgenreiche Schritte später. Im Weiteren geht es darum, eine ausgewogene Beziehung zu diesem Gefühl aufzubauen, sodass es uns weder mitreißt und zu heftigen Reaktionen veranlasst noch Anlass gibt, es zu verdrängen, weil wir es fürchten oder uns seiner schämen.
    In dieser Mitte, dem Ort der Achtsamkeit, ist eine Menge zu lernen. Wir können uns wie der Schuljunge immer einen Augenblick Zeit lassen, um wieder ganz in unserem Körper anzukommen (durch einen schnellen Körper-Scan, wie wir ihn letzte Woche gelernt haben, oder einfach durch tiefes Durchatmen), unser Gefühl zur Kenntnis zu nehmen, unsere gewohnten Reaktionen abzufangen (etwa den Ausbruch nach einer frustrierenden Erfahrung oder das stumme Schmollen, wenn wir uns kritisiert fühlen) und dann vielleicht etwas anderes zu tun.
    Ich war achtzehn, als ich mit dem Meditieren anfing, und ich wusste nur, dass ich tief unglücklich war, aber ich sah nicht, wie die Strähnen von Kummer, Wut und Angst in mir verflochten waren. Ich fühlte nichts als eine massive und scheinbar durchgängige Wand von Traurigkeit. Die Meditation wendete meinen Blick nach innen, und da fand ich dann, dass mein Kummer doch aus allerlei Komponenten bestand. Und was ich da sah, beunruhigte mich so sehr, dass ich zu meinem Lehrer, S.N. Goenka, marschierte und mich beschwerte: »Bevor ich mit dem Meditieren anfing, bin ich nie ein wütender Mensch gewesen!« Natürlich war ich zutiefst wütend – meine Mutter war gestorben, meinen Vater kannte ich

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