Entdecke die Kraft der Meditation
gestreckt werden soll. Dann nehmen Sie die Sitzhaltung ein, kommen allmählich zur Ruhe und beginnen ihre Meditation. Vielleicht ist Ihr Körper jetzt so gelöst, dass Sie sich ungestört auf den Atem konzentrieren können. Grundsätzlich gilt natürlich: Wenn bei der Meditation im Sitzen Unbehagen oder Unruhe aufkommen, versuchen Sie möglichst entspannt bei diesen Gefühlen zu bleiben, um zu sehen, was Sie von ihnen lernen können.
Manchmal tun mir der Rücken und die Knie beim Sitzen mit übereinandergeschlagenen Beinen so weh, dass ich am liebsten abbrechen würde. Soll ich dann lieber auf einem Stuhl sitzen.
Natürlich können Sie auf einem Stuhl sitzen, oder Sie sehen einfach zu, ob die Schmerzen abnehmen, wenn Sie sich an die Sitzhaltung mit überkreuzten Beinen gewöhnt haben. Überprüfen Sie auch, ob Ihr Körper richtig unterstützt ist und die Ausrichtung stimmt. Könnte es beispielsweise sein, dass Sie Kissen unter den Knien brauchen, oder mit einem weiteren Kissen Ihre Sitzposition erhöhen sollten? Experimentieren Sie ruhig auch ein bisschen mit diesem Unbehagen, vielleicht lässt sich etwas daraus lernen. Stellen Sie fest, wo genau die Schmerzstellen sind. Bleiben Sie einige Sekunden bei der Missempfindung, um zu sehen, ob sie sich ändert. Sie kann unter Ihrer Beobachtung stärker oder schwächer werden, sie kann wandern oder gleich bleiben. Gehen Sie mit forschendem Geist an die Sache heran: Was erlebe ich tatsächlich? Ist es nur unangenehm? Hat es irgendwo auch eine angenehme Seite? Ändert es sich? Und machen Sie sich klar, was Sie über den Schmerz denken. Dieser Schmerz sollte nicht sein. Ich will ihn nicht. Wenn er in einer halben Stunde noch da ist, kann ich ihn nicht mehr aushalten. Halten Sie still für sich fest, was Sie im Augenblick ganz unmittelbar erleben, ohne zu urteilen, ohne etwas hinzuzufügen, ohne etwas festzuhalten oder wegzuschieben. Wenn Sie das alles vermerkt haben, kehren Sie mit der Aufmerksamkeit zur Empfindung des Atmens zurück. Wenn Sie dann wahrnehmen, dass Sie gegen den Schmerz ankämpfen und ihn strikt ablehnen, ist es besser, die Haltung zu ändern und frisch zu beginnen. Aber probieren Sie einmal aus, was passiert, wenn Sie nicht wie gewohnt auf den Schmerz reagieren, sondern ihn aufgeschlossen betrachten.
Was Sie aus dieser Woche mitnehmen
Achtsamkeit kommt bei den meisten von uns nur kurzzeitig vor. Einen Augenblick lang ist sie da, aber dann verschwindet sie auch gleich wieder für längere Zeit und beschäftigt sich mit Vergangenheit und Zukunft, vor allem mit Sorgen: Wir sehen die Welt durch die Brille von Annahmen, die uns schon lange begleiten. Durch unsere Praxis versuchen wir einfach die Gewichtung zu ändern, sodass wir häufiger zu gesammelter Aufmerksamkeit finden. Schwierig ist Achtsamkeit eigentlich nicht. Wir müssen uns nur daran erinnern , achtsam zu sein.
Ein Meditationsneuling, Anwalt, erzählte mir, wie er durch die Meditation im Gehen auf kleine körperliche Dinge zu achten lernte, die im bisher entgangen waren: »Ich bin als einer bekannt, mit dem nicht gut Kirschen essen ist, und neuerdings stelle ich fest, dass mir ein leichter Wind oder das Gefühl der Sonne im Nacken sehr guttun. Neulich habe ich mich von meiner Kanzlei aus zu Fuß auf den Weg zu einer Besprechung gemacht und kam unterwegs auf den Gedanken, auf die Sonne und den Wind und ihre wohlige Berührung zu achten. Ich kam gut gelaunt an und stellte fest, dass ich besser auf den anderen eingehen konnte als sonst. Die Besprechung verlief dann wesentlich besser, als ich erwartet hatte. Beim Jurastudium erfährt man nichts über Wind und Sonne.«
Manche halten sich vor: Meine Achtsamkeit ist irgendwie nicht in Ordnung, meine Konzentration ist nicht tief genug. Fortschritt hat weniger mit Tiefengraden als mit der Häufigkeit zu tun. Wenn wir uns daran erinnern, achtsam zu sein, und das immer häufiger, haben wir wirklich etwas erreicht. Im Laufe eines Tages fallen wir immer wieder aus der Achtsamkeit und reagieren dann nur noch oder verlieren gänzlich den Kontakt zu dem, was vorgeht. Aber sobald uns auffällt, dass wir nicht mehr in der Achtsamkeit sind, haben wir sie bereits zurückgewonnen. Dieses Bemerken ist entscheidend. Es lässt uns neu ansetzen.
19 Christopher A. Brown und Anthony K.P. Jones, »Meditation Experience Predicts Less Negative Appraisal of Pain: Electrophysiological Evidence for the Involvement of Anticipatory Neural Responses«, in Pain 150, Nr. 3, 2010,
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