Entdecke die Kraft der Meditation
und unternommen haben.
Eine träge Person wird sich in dieser Lage einfach nicht zu helfen wissen. Sie geht in die Wohnung zurück, meldet sich beim Arbeitgeber krank und verschwindet für den Rest des Tages im Bett.
Ein zu Ängsten neigender Mensch wird bei dem sich bietenden Anblick weiteres Unheil nahen sehen: Heute die Räder, morgen der Wagen und übermorgen dann ich.
Der Zweifler schließlich fällt ins Grübeln und Jammern: Was muss ich auch immer solche unüberlegten Sachen machen? Wieso parke ich hier? Wieso wohne ich überhaupt hier? Ich bin selbst schuld. Dieser Mensch ist durcheinander und verunsichert und außerstande, etwas Sinnvolles zur Verbesserung der Lage zu unternehmen.
Wir könnten das »Die Geschichte von Gierhals, Miesepeter, Dumpfkopf, Angsthase und Schwarzseher« nennen. Manchmal kommt es uns so vor, als hätten wir es mit allen fünf gleichzeitig zu tun. Trotzdem besteht nie ein Anlass, uns Vorwürfe zu machen oder uns zu verurteilen. Die Achtsamkeitspraxis wird uns zeigen, wie wir diese inneren Zustände rechtzeitig erkennen können – und dass sie alle nur vorübergehend sind. Und wenn wir sie ruhig in den Blick gefasst haben, können wir entscheiden, ob etwas unternommen werden muss und falls ja, was.
Wenn die Hindernisse in unserem Leben aktiv werden, ist es im Allgemeinen so, dass wir mehr oder weniger ausschließlich auf die Geschichte und ihre Inhalte achten, aber nicht richtig mitbekommen, wie der Zustand sich anfühlt. Zum Beispiel bleiben wir am Objekt unseres Verlangens hängen: Ich möchte wirklich gern diesen Wagen haben. Nehme ich diesen Sitzbezug oder jenen? Und das Soundsystem? Ganz schön kostspielige Angelegenheit, aber ich finde es einfach toll. Wie könnte ich die Raten irgendwie verteilen? Ich muss ihn einfach haben! Die Frage, auf die es eigentlich ankäme, entgeht uns jedoch dabei: »Wie fühlt es sich an, wenn man etwas unbedingt haben möchte?« In der Achtsamkeitspraxis machen wir den Zustand selbst – in diesem Fall das Gefühl des Habenwollens – zum Gegenstand der Meditation. Können Sie es spüren, dieses drängende Habenwollen, die Zweifel, das Unbehagen und die Verunsicherung, die mit dem Begehren und Halten verbunden sind? Können Sie einfach bei diesem Gefühl bleiben und sich nicht in die Geschichte verwickeln lassen?
Vorgehen
Fügen Sie in der dritten Woche einen fünften Übungstag hinzu, wobei eine Meditation mindestens zwanzig Minuten lang sein sollte. Beziehen Sie eine der Meditationen über Gedanken oder Gefühle ein, die Sie in dieser Woche lernen.
Praxisvorschau
In dieser Woche lernen wir, offen, zulassend und annehmend bei unseren Gefühlen und Gedanken zu bleiben, auch wenn sie heftig oder schwierig sind. Das liegt für viele Menschen sehr weit von dem entfernt, was sie normalerweise tun: Wir schieben unangenehme Gefühle weg, weil wir sie als beängstigend oder störend empfinden. Wir geben uns die größte Mühe, das uns Angenehme endlos auszudehnen.
Die Achtsamkeitspraxis der vergangenen Woche setzen wir ebenfalls fort. Bei ihr geht es darum, das tatsächlich im Augenblick Geschehende von unseren Zusätzen zu unterscheiden. Solche Zusätze können darin bestehen, dass wir uns schämen oder das, was gerade geschieht, in die Zukunft projizieren oder aus irgendeinem Gefühlsanflug ein durch und durch negatives Bild von uns selbst malen. Jede dieser Gewohnheitsreaktionen lädt uns zu dem Stress, den eine schmerzliche Situation mit sich bringt, noch weitere Lasten auf. Einer meiner Freunde hat kürzlich seinen Job verloren, was ja an sich schon schwierig und beunruhigend genug ist. Doch er ließ es nicht dabei bewenden, sondern sah in diesem sicherlich auf die derzeitige angespannte Wirtschaftslage zurückzuführenden Umstand den Beweis dafür, dass er ein Versager ist. Durch Achtsamkeit gelang es ihm, diese Geschichte klar als Geschichte zu erkennen, in der er sich sagte: Es ist meine Schuld, dass ich auch vom Stellenabbau betroffen bin. Immer bin ich selbst schuld. Als er diesen unnötigen Zusatz bemerkt und genau betrachtet hatte, fiel ihm die Löchrigkeit dieser »wasserdichten« Logik auf. Da wuchs auch sein Selbstbewusstsein wieder, und er konnte sich auf Stellensuche machen. Wir versuchen also in unserer Praxis, auf solche Zusätze aufmerksam zu werden und sie möglichst loszulassen. Wir üben Achtsamkeit, um besser zwischen dem tatsächlichen Geschehen und der von uns zusätzlich erzählten Geschichte unterscheiden zu
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