Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Entfernte Verwandte: Kriminalroman

Entfernte Verwandte: Kriminalroman

Titel: Entfernte Verwandte: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matti Rönkä
Vom Netzwerk:
erklärte ich.
    »Zum Teufel noch mal, das ist ja eine tolle Sache, auch im Hinblick auf die nachhaltige Entwicklung«, freute sich Ruuskanen, merkte dann, dass ich mich wunderte. »Na, meine Alte ist so eine Öko-Tante, sie kauft Biogemüse und kompostiert und filzt und was weiß ich … und wir haben zu Hause Sonnenkollektoren auf dem Dach und heizen mit Erdwärme. Wir müssen alle an die Umwelt denken«, schloss Ruuskanen in salbungsvollem Ton.
    Ich nickte und ließ den Blick zur Giebelwand der Halle wandern, wo ein halbes Dutzend Autokadaver und stapelweise alte Motoren und Schaltgehäuse herumlagen. Daneben standen einige Fässer mit Filtern, Putzlumpen und sonstigem öltriefenden Müll.
    »Ja genau, hier fehlt nur noch ein Brutkasten für Flughörnchen«, spottete ich.
    »Ich bin in letzter Zeit nicht dazu gekommen, das Zeug zum Sondermüll zu fahren …«, verteidigte sich Ruuskanen. Unsere umweltpolitische Evaluation brach ab, als Matti Kiuru vorfuhr. Ich verabschiedete mich.
    »Man sieht sich.« Ruuskanen winkte mir zu. »Und deine Geschäfte gehen ja blendend, zumindest wenn die alte Volksweisheit stimmt. Glück in der Liebe, Glück im Business. Die holde Weiblichkeit ist dir gewogen, besonders in Pakila, habe ich mir sagen lassen.«
    »Werden meine Bettgeschichten jetzt schon im Käseblättchen kommentiert, zum Teufel!«, brüllte ich.
    Ruuskanen zuckte zusammen und trat ein paar Schritte zurück, die Hände schützend unters Kinn gelegt.
    Ich stieg in Mattis Wagen und sagte, er solle mich nach Hause fahren. Zu mir nach Hause, präzisierte ich.

17
    Marja stand vor der Haustür wie ein Sturmzeichen, hatte offenbar auf das Motorgeräusch gelauscht. Beinahe hätte ich gleich wieder kehrtgemacht und gesagt, es ist nun mal passiert, mehr kann ich dazu nicht sagen. Reden wir später darüber, wenn sich der Sturm gelegt hat oder es zumindest nicht mehr gewittert.
    »Wo warst du?«, fauchte Marja, wartete meine Antwort aber nicht ab. »Da drin ist eine komische Frau, sie spricht gebrochen Finnisch, redet von ihrem Vetter Viktor oder so ähnlich. Mehr will sie mir nicht sagen. Wahrscheinlich hält sie mich für deine Putzfrau, so wie ich aussehe.«
    Ich stichelte nicht zurück, sondern ging wortlos ins Haus. Aus dem Wohnzimmer kam eine Frau, ungefähr in meinem Alter. Sie trug einen engen, knielangen Rock und eine geblümte Bluse, hatte rot gefärbte Haare und roch nach schwerem Parfüm.
    »Vitja, Vitjuscha, da bist du endlich!« Die Frau warf sich in meine Arme und fing an zu weinen. Sie sprach Russisch. »Ach, lieber Vetter, ich wusste nicht, was ich tun sollte. Aber dann dachte ich: Viktor, er ist hier, hat ein Herz aus Gold und einen stahlharten Verstand. Wenn irgendwer helfen kann, dann ist es Cousin Viktor.«
    Ein kleiner Junge, der auf dem Sofa gesessen und mit den Beinen geschlenkert hatte, sprang auf und zupfte mich am Hosenbein.
    »Guten Tag, Viktor Nikolajewitsch, ich bin Sergej Pawlowitsch Wadajew«, grüßte er mich auf Finnisch, so wie er es zu Hause gelernt und geübt hatte, und machte einen Diener mit Kratzfuß.
    Der Junge mochte sieben oder acht Jahre alt sein. Er hielt sich immer noch an meiner Hose fest und sah zu mir auf. Er hatte dunkle Augen und dicke braune Haare und sah seiner Mutter sehr ähnlich, oder vielmehr dem Mädchen, das seine Mutter gewesen war, als ich sie kannte.
    Sergejs Haare erinnerten mich daran, wie wir zum Haareschneiden ins Elternhaus des Mädchens gegangen waren. Der Vater der Familie war eigentlich Chauffeur, aber er hatte eine elektrische Haarschneidemaschine. Haarbüschel waren auf den Fußboden der grünlich gestrichenen Küche gefallen, und die Maschine hatte gerattert und geziept, wenn unser Verwandter Aleksej und mich kahl geschoren hatte. Jetzt schneiden wir den Jungs eine leichte Sommerfrisur, hatte er jedes Mal gewitzelt und die Hosenträger knallen lassen.
    Xenja, meine Kusine zweiten Grades, hatte auf einem Stuhl gesessen und zugeschaut, hatte ihre langen Haare um den Finger gedreht.
    »Marja, das ist Xenja, die Tochter des Vetters meines Vaters«, stellte ich sie auf Finnisch vor und versuchte ein wenig Abstand von der Frau zu gewinnen, die sich immer noch an meinen Arm klammerte. »Meine Kusine zweiten Grades, eine Verwandte, und ihr Sohn Sergej.«
    Xenja und Sergej verbeugten sich und versuchten zu lächeln.
    »Aber was ist denn los? Ist in Karelien etwas passiert?«, fragte ich und versuchte mich zu erinnern, was ich zuletzt von Xenja gehört hatte. Meine

Weitere Kostenlose Bücher