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Entfernte Verwandte: Kriminalroman

Entfernte Verwandte: Kriminalroman

Titel: Entfernte Verwandte: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matti Rönkä
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Mutter hatte mir immer erzählt,was es bei Verwandten und Nachbarn Neues gab, aber seit ihrem Tod hatte ich von der Verwandtschaft nichts mehr gehört.
    »Nein, dort ist alles in Ordnung, dem Herrn sei Dank.« Xenja bekreuzigte sich, wie es die alten Leute taten. »Aber hier. Pawel ist verschwunden. Er ist hergekommen, um zu arbeiten, und jetzt lässt er nichts von sich hören, musiziert und singt nicht, mein Mann, Paavo Vatanen«, erklärte Xenja in einer Mischung aus Finnisch und Karelisch.
    Der Junge zupfte mich am Hosenbein.
    »Mutter hat gesagt, du hilfst uns.«
    Sergej sah mir in die Augen und lächelte.
     
    »Das ist wie eine Szene aus dem Paten«, meckerte Marja und räumte den Tisch ab. »Die Leute kommen angerannt und bitten Don Viktor um Hilfe, und der große Held verspricht, sich um alles zu kümmern. Der einzige Unterschied ist, dass in Corleones Haushalt alles in Ordnung war.«
    »Verdammt noch mal, bei uns zieht es nicht durch die Fenster und die Türen sind auch dicht, wir haben fließendes Wasser, und im Kühlschrank gibt’s Alete und Milch, Brie und Rucola. Worüber regst du dich auf ?«
    »Du solltest mich nicht für dumm verkaufen, Viktor. Ich weiß, dass du es schwer gehabt hast und dass es immer noch nicht leicht für dich ist«, antwortete Marja. Ihr Ton wurde langsam versöhnlicher. »Oder nicht leicht für uns. Ich weiß, dass deine legalen Geschäfte noch nicht richtig laufen.«
    Ich schwieg und räumte das Geschirr in die Spülmaschine.
    Wir hatten zu Abend gegessen und dann im Arbeitszimmer ein Nachtlager für Xenja und den Jungen eingerichtet. Marja hatte geschimpft, nun komme sie mit dem Schreiben überhauptnicht mehr voran, und ich hatte sie angefaucht, Herrgottnochmal, das sind arme Leute. Boshafter als nötig hatte ich hinzugefügt, auf ihre Lizentiatenarbeit könne die finnische Frauenforschung getrost noch ein Weilchen warten.
    Aus dem Arbeitszimmer drang gedämpftes Reden, manchmal ein Ausruf von Sergej, den Xenja zur Ruhe mahnte.
    Wir gingen schlafen. Anna lag auf dem Bauch und schnaufte, saugte ab und zu schmatzend am Schnuller.
    »Ich habe von klein auf gehört, dass eine gute Mutter in ihrem Herzen nicht nur Platz für die eigenen Kinder hat«, sagte ich. »Auf Russisch heißt es auch, Kinder sind einem lieb, selbst wenn sie nicht rodnyje sind … wie heißt das auf Finnisch? Als die eigenen geboren.«
    »Hör auf, mir Schuldgefühle einzureden. So hatte ich das doch nicht gemeint«, schnappte Marja und ließ sich nicht besänftigen, obwohl ich gefühlvoll über Kinder redete.
    Ich lag auf dem Rücken, die Hände im Nacken und sah an die Decke. Wehmütig dachte ich an meine Mutter, die mir keinen Rat mehr geben konnte. Allerdings hätte ich sie wohl auch nicht fragen können: »Was soll ich tun, mein Mieter betreibt einen Drogengroßhandel, und die Polizei sitzt mir im Nacken.« Irgendwie, um fünf Ecken, hätte ich trotzdem mit ihr reden können, und nachdem ich ihr die Sache erklärt hätte, wäre ich selber darauf gekommen, dass ich bereits die ganze Zeit über gewusst hatte, was ich tun musste.
    Als wäre das Frolow-Problem nicht schlimm genug. Nun musste ich auch noch nach Paavo Vatanen suchen, der nur indirekt mit mir verwandt war.
    Ich wusste, dass auch Marja wach lag, obwohl sie keinen Laut von sich gab. Sie brauchte Zeit, um ihre Meinung zu ändern. Marja war flexibel, aber manchmal verbiss sie sich in eineAuffassung und ließ sich nicht von ihr abbringen. Man konnte nur warten, bis sie sich von selbst besann.
    Die Mutterschaft hatte Marja noch schroffer gemacht, willensstärker und irgendwie egoistischer. Sie konzentrierte sich auf ihre Familie und betrachtete alles andere als zweitrangig. Ich brachte die Worte »unsere Familie« nicht recht über die Lippen, denn sie klangen wie von einem IT -Assistenten, der Fotos seiner Kinder in der Brieftasche herumträgt.
    Für Marja waren die Schwangerschaft und die Vorbereitung auf das Kind ein überdimensionales Projekt, zu dem auch ich herangezogen wurde. Ich musste die Wände im Kinderzimmer mehrmals streichen, bis der Farbton endlich richtig war, bei der Geburtsvorbereitung musste ich allen Ernstes hecheln, und dann erhob sich die Frage, ob wir uns nach dem neuesten Testbericht nicht doch für einen Kinderwagen von Brio entscheiden sollten statt für Emmaljunga. Und wehe, ich hätte gesagt, hallo, ich kriege keine Wehen, und zum Stillen muss man auch nicht zu zweit sein.
    »Natürlich hilfst du anderen, und vor allem

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