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Entfernte Verwandte: Kriminalroman

Entfernte Verwandte: Kriminalroman

Titel: Entfernte Verwandte: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matti Rönkä
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umgezogen«, sagte ich und spähte in die Schlafkammer, die ebenfalls unaufgeräumt und dreckig war. Ich war zu Slawas Adresse in Kontula gefahren, doch die Frau, die mir dort die Tür öffnete, meinte, ich solle in Vuosaari nach ihm fragen. In Slawas neuer Wohnung sehe man vom Balkon aus das Meer, wenn man sich ein bisschen reckte, und sie liege wohl in der Nähe der Kaffeerösterei.
    Ich hatte mich nicht auf einen urbanen Orientierungslauf begeben, sondern ein wenig herumtelefoniert. Slawas Handy war abgeschaltet, aber ein Kioskbesitzer in Vuosaari, den ich kannte, hatte versprochen, sich zu erkundigen. Drei Minuten später hatte er zurückgerufen und berichtet, Slawa sei ein bisschen schlecht drauf und wohne jetzt in Vantaa. Ich hatte Fahranweisungen und eine Beschreibung des abbruchreifen Hauses an der äußeren Umgehungsstraße bekommen.
    Nach einigen Irrfahrten hatte ich das Holzhaus mit der abblätternden Farbe gefunden. Es stand einsam auf einem Felshügel. Unmittelbar daneben waren Schluchten in den Fels geschlagen worden, auf deren Grund neue Straßen gebaut worden waren, und an einer Seite grenzte das Grundstück an ein Industriegebiet. Bald würde auch hier irgendein Ersatzteilladen errichtet werden.
    »Nur vorübergehend … nicht besonders komfortabel, aber billig«, stammelte Slawa, kratzte den Rest seiner Würde zusammen und versuchte zu reden wie einer, der ein ererbtesHäuschen renoviert. Er deutete mit der Pistole auf Fenster und Wände, kam dann aber doch auf die Idee, die Waffe auf den Tisch zu legen. »Ich konnte ja nicht wissen, wer vor der Tür steht. Hatte keine Gäste erwartet …«, entschuldigte sich Slawa wie eine Hausfrau, die bedauert, dass sie kein frisches Gebäck im Haus hat. Doch ich stoppte ihn, bevor er auch noch anfing, Tee aufzusetzen.
    »Halt die Schnauze«, fiel ich ihm ins Wort. »Wie ist die Sache in Punavuori zustande gekommen? Kanntest du Frolow schon vorher? Der hat doch da sein Lager untergebracht.«
    Ich hing der vagen Hoffnung nach, dass Slawa meine Hypothese bestreiten würde, ehrlich und überzeugend, und dass hinter dem Drogenhandel jemand anders steckte, ein kleinerer oder ungefährlicherer Ganove.
    Slawa setzte sich an den Tisch und rieb sich mit zitternder Hand das Kinn. Er wagte nichts zu sagen, wog zwei Übel gegeneinander ab, mich und Frolow.
    »Die Sache ist klar«, erleichterte ich ihm das Abwägen. »Slawa, du machst jetzt den Abgang.«
    Slawa zuckte zusammen, sprang auf und streckte die Hand nach der Pistole aus.
    »Nein.«
    Ich nahm die Waffe in die Hand. Es war eine kleine, abgegriffene FN .
    »Du hast sie nicht mal entsichert, du armer Tropf.«
    Ich fummelte an der Waffe herum, dann hob ich die Hand und zielte auf Slawa, hielt beide Augen offen wie ein Sportschütze. Slawas Adamsapfel bewegte sich auf und ab, als er leer schluckte.
    Ich hob den Lauf um ein paar Grad und drückte ab. Aus der Nähe klang der Schuss fast schrill, doch die Druckwelle ließ ihnin meinen Ohren nachhallen. In der rauen Faserplatte an der Wand erschien ein sauberes schwarzes Loch.
    »Ich leg dich nicht um. Diesmal noch nicht«, erklärte ich kalt. »Du machst den Abgang von hier. Aus dieser Stadt. Verdammt noch mal, ich weiß gar nicht, ob wir hier in Vantaa oder in Helsinki sind. Aber geh mal davon aus, dass ich der Bürgermeister der ganzen Region bin, Sipoo mit sämtlichen Einödwäldern eingeschlossen, das restliche Finnland und die nordöstlichen Gebiete Russlands ebenfalls. Du verziehst dich ins tiefe Russland und kommst mir nie mehr unter die Augen. Meine Strategie ist Null-Toleranz.«
    Dann erinnerte ich Slawa Bursow daran, dass ich ihm aus reiner Gutmütigkeit einen Job gegeben hatte. Ein gerade erst clean gewordener russischer Ex-Junkie war nicht unbedingt der Wunschkandidat auf dem finnischen Arbeitsmarkt. Ich hatte ihm eine Chance gegeben, ihn Wohnungen und fertige Bauobjekte putzen lassen und ihn bei anderen Hilfsarbeiten auf meinen Baustellen eingesetzt, bei Jobs, denen der schwächliche Slawa gewachsen war.
    »Jetzt erzählst du mir alles, was du über Maxim Frolow weißt. Und ich sorge dafür, dass er dir nicht nachspürt«, sagte ich, wusste allerdings nicht, wie ich dieses Versprechen halten sollte. »In wessen Namen operiert Frolow, wer arbeitet für ihn?«
    Slawa starrte mich an und ließ sich auf den Stuhl fallen. Er war nur noch ein Häuflein Elend.
    »Da weiß ich nicht viel drüber … Der Stoff kommt über Estland. Aber Frolow hat gerade erst

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