Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Entfernte Verwandte: Kriminalroman

Entfernte Verwandte: Kriminalroman

Titel: Entfernte Verwandte: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matti Rönkä
Vom Netzwerk:
Worten meiner verstorbenen Mutter sagen müssen, das hatte mein Traum also zu bedeuten.
    »Umso mehr Anlass haben wir, einige Fragen …«, begann Korhonen, doch Xenja warf sich mit flammenden Augen dazwischen.
    »Mein Mann, mein Pawelka, mein lieber Pawlik ist tot. Streitet euch woanders!« Xenja begann würdevoll, doch dann kippte ihre Stimme um. Die letzten Worte schrie sie laut heraus.
    Malkin zog sich an die Wand zurück, machte den finnischen Polizisten mit einer Sechstelverbeugung Platz. Parjanne ging als Erster, bat leise um Entschuldigung, kündigte aber an, er werde zurückkommen. Korhonen musterte Malkin wie einen Kadaver, bevor er schnaufend seinem Vorgesetzten folgte.
    »Eine Tasse Tee würde Ihnen sicher guttun«, kehrte Malkin zu seinem fehlerfreien Finnisch zurück. Er legte schützend einen Arm um Xenja, führte sie zum Sofa und setzte sich neben sie. Ich sah, dass er sich zu ihr beugte und mit leiser Stimme etwas erklärte. Zwischendurch drückte er Xenja aufmunternd die Hand, dann wieder machte er weit ausladende Gesten.
    Ich hätte zu gern gewusst, was Malkin zu Xenja sagte.Malkin ging bald, verabschiedete sich mit Handschlag und schüttelte auf der Treppe auch dem gerade angekommenen Matti Kiuru die Hand, sagte, er wisse auch ohne offizielle Vorstellung, wer der junge Mann sei. Bevor ich Matti genauere Erklärungen geben konnte, klingelte mein Handy. Korhonen rief an.
    »Aufs Dach vom City-Markt, sofort!«, befahl er und legte gleich wieder auf.
    Ich rief Marja zu, ich müsse etwas erledigen und sie brauche das Essen nicht warm zu halten. Es war höflich gemeint, doch ich wusste, dass Marja möglicherweise beleidigt war, als wäre das, was sie auf den Tisch brachte, mir nicht gut genug.
    »Wir nehmen den Mercedes«, sagte ich, Matti stieg ein, und ich setzte den Wagen rückwärts auf die Straße. Ich fuhr über die Bahn nach Malmi und ins Parkhaus am City-Markt, trieb den Wagen durch sämtliche Etagen bis hinauf auf die offene Dachebene. Korhonen lehnte am brusthohen Betonrand und rauchte. Fast alle Stellplätze waren leer. Ich parkte ein paar Meter vor Korhonen.
    »Ypi ist nach Pasila zum Präsidium gefahren. Ich hab ihm gesagt, ich mach jetzt Feierabend und bleib gleich zu Hause.«
    Er nickte zu einem kleinen, rotweißen Etagenhaus hinter dem Schwimmbad. Ich erinnerte mich, dass er tatsächlich dort wohnte.
    »Verdammt, das sieht vielleicht beschissen aus, vor allem von hier oben«, moserte Korhonen. Er zeigte auf Balkone, die mit schmutzigen Plastikstühlen, bettlakengroßen Fahnen des Eishockeyclubs HIFK und kitschig-bunten Lichterketten bestückt waren. »Und da drüben, du heilige Kacke, die Satellitenschüssel ist so groß wie ein Fallschirm. Da guckt irgendein Asylbewerber al-Jazeera oder den Moskauer Sender.«
    »Beschwer dich beim Stadtteilarchitekten oder beim Malmi-Verein«, sagte ich, fest entschlossen, mich nicht zu ärgern.
    »Was zum Teufel ist los, Kärppä?« Korhonen drehte sich um und sah mich an. »Dieser Frolow ist ein Kumpel von dir? Und die Botschaft schützt ihn, oder wie? Der liebe Teppo versteht das nicht, überhaupt nicht. Und ich mag es nicht, wenn ich nichts verstehe.«
    Ich sah ihm in die Augen.
    »Ich begreife auch nicht alles. Aber ich habe dich nicht verschaukelt. Ich werde herausfinden, was da abläuft. Ich suche Frolow. Und bringe ihn dir.«
    »Na klar, und auf dem Heimweg stoppst du das Schmelzen des Festlandeises und schaffst die Langzeitarbeitslosigkeit ab. Ziemlich viel versprochen«, meinte Korhonen skeptisch und wechselte abrupt das Thema. »Weißt du was, ich hab da gerade einen interessanten Artikel gelesen. Folgendes, das ideale Tier ist theoretisch eine Raubkatze, ein bisschen kleiner als ein Tiger, so um die einsneunzig groß und knapp hundert Kilo schwer. Haargenau wie ich. Gar nicht nötig, gleich vom metabolischen Syndrom zu reden, wenn man ein bisschen kräftiger gebaut ist.«
    »Es ist sinnlos, mir zu drohen«, erwiderte ich mit einem dünnen Lächeln, das Korhonen klarmachen sollte, dass ich es ernst meinte. »Wenn wir da drüben in den Wald gingen, du vom einen Ende her und ich vom anderen … du würdest nie erfahren, wer dich getötet hat.«
    Korhonen sah mich nachdenklich an, fing aber nicht an zu streiten oder Witze zu reißen.
    »Du bekommst Frolow, und zwar bald«, wiederholte ich. »Das liegt auch in meinem Interesse.«
    Die Reifen quietschten, als ich die Rampe hinunterraste.
    »Was jetzt?«, fragte Matti Kiuru vorsichtig.
    »Wir holen

Weitere Kostenlose Bücher