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Entfernung.

Entfernung.

Titel: Entfernung. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marlene Streeruwitz
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katholischen Priester gleich zu beichten hatte. Dass dieses Ding. Sie deutete auf das Collar. Dass das automatisch ein Geständnis bedeute. Und hier, sagte der Mann. In this country. Dass man verbrannt werden müsse. Also umgekehrt als bei ihr. Und wäre das nicht interessant. Er erwarte, dass der Katholik Tony Blair am Ende doch auf einem Scheiterhaufen landen werde. Zumindest auf einem Scheiterhaufen der yellow press. Sie werde das noch sehen. Selma wurde blass. Sie spürte das Blut aus ihrem Kopf. Wie das Blut das Gesicht verließ. Wie ihre Schultern nach unten sackten. Ihr wurde schlecht. Elend. Sie musste hier weg. Sie musste dieses blöde Gespräch beenden. Abbrechen. Dieses Schäkern mit einem Pfarrer. Sie durfte hier nicht einen Augenblick bleiben. Sie war nicht rasiert. Sie war unter den Achseln nicht rasiert. Ihr Bild. Ihr eigenes Bild. Vor dem Spiegel. Wie sie sich selbst inspiziert hatte. Und die Haarbüschel im Spiegel. Die Schamesröte stieg auf. Die Wärme den Hals herauf und über den Kopf oben zusammenschlug. Eine Welle Hitze über ihr zusammenschlug und sich im Gesicht ausbreitete. Auf der Kopfhaut und im Gesicht brannte. Sie sah den Mann sie ansehen. Der Mann sah sie prüfend an. Erstaunt. Prüfend. Was machte sie nur für eine Figur. Sie dachte das englisch. »What kind of figure did she strike.« Sie war in der Hitze erstarrt. Der Mann legte den Kopf zur Seite. Er sagte nichts. Sah sie an. Er lächelte. Er war. Sie sah ihn an und wurde wütend. Der Mann war amüsiert. Sie müsse gehen, sagte sie. Sie müsse hier fort und er solle ihr sagen, was sie zu bezahlen habe. Von oben kam eine Stimme. Eine tiefe Stimme rief von oben. »Why are you standing around. Why aren’t you on your posts.« Eine alte Frau begann die Stufen herunterzusteigen. Sie hatte sich nach vorne gebeugt und durch das Stiegengeländer den Raum gemustert. Alle lachten. Ein paar applaudierten. Dann begannen alle herumzuschwärmen. Türen am Ende des Raums wurden geöffnet und Staffeleien und Sessel herausgeholt. Der Mann hatte zu der Frau hinaufgesehen und gelacht. Selma hatte ihre Tasche aufgehoben und begonnen, nach ihrer Geldbörse zu suchen. Der Mann hielt ihren Arm fest. »Why this panic. Why suddenly this panic.« Er nahm ihre andere Hand. Er hielt sie an beiden Händen fest. Er stellte ihre Tasche wieder auf den Boden. Er hielt ihre Hände mit einer Hand fest. Währenddessen. Ließ sie nicht aus seinem Griff. Dann nahm er ihre Hände in seine. Hielt jede Hand fest in einer seiner Hände. Hielt ihre Hände umfangen. Warm. Fest. Sie solle ihr Geständnis machen. Dazu sei er doch da. Er stand ihr gegenüber. Er war größer als sie. Er sah auf sie hinunter. Er stand zwischen ihr und dem Raum. Und den anderen. Er hielt sich zwischen sie und die anderen. Er hielt sie fest. Der Griff war warm, aber er hinderte sie auch, sich zu bewegen. Sie wandte ihren Blick ab. Schaute auf die Tischplatte. Starrte auf die Chipspackung. Er solle sie gehen lassen. Es wäre natürlich lächerlich. Alles wäre lächerlich. Sebastian drückte ihre Hände. Was es wäre. Er könne sie jetzt ohnehin nicht einfach gehen lassen. Selma richtete sich auf. Sie wäre nicht rasiert, sagte sie. Sie könne nicht Modell stehen. Sie wäre nicht rasiert. Und eigentlich. Sie schaute wieder auf die Chipspackung. Eigentlich bräuchte sie eine Zigarette. Sie hob den Kopf und schaute dem Mann wieder in die Augen. Ernst. Die Hitze floss aus dem Gesicht. Sie hatte es gesagt. Sie ließ sich erschlaffen. Sie fühlte ihre Hände in seinen Händen weich werden. Locker. Sie seufzte. Der Atem ließ ihren Brustkorb hoch aufsteigen. Ließ die Jacke rechts und links von der Brust gleiten. Mit dem Seufzen sanken ihre Schultern nach vorne. Der Mann umspannte ihre Hände. Drückte sie. Er ließ die linke Hand los. Drehte sich um. Wandte sich dem Raum zu. An der Längswand. Die kleine Bühne war in die Mitte gerollt. Die alte Frau ließ die Bühne gerade verschieben. Genau unter die drei Scheinwerfer an der Decke. Die alte Frau stand an der Wand und bestimmte von da die Position der Bühne. Alle anderen hatten sich Staffeleien aufgestellt. Sessel bereitgerückt. Zeichenblöcke wurden ausgepackt. Zeichenblätter an den Staffeleien fixiert. Alle redeten miteinander. Besprachen Positionen. Skizzen. Werkzeug. »Attention please.« rief der Mann in den Raum. »Please.« Langsam wurde es stiller. Die Aufmerksamkeit auf ihn gerichtet. Er wartete, bis alle still waren. Alle Gesichter ihnen

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