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Entfesselt: House of Night 11 (German Edition)

Entfesselt: House of Night 11 (German Edition)

Titel: Entfesselt: House of Night 11 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P.C. Cast , Kristin Cast
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schweigen. Solltest du nicht davon Gebrauch machen, so kann und wird alles, was du sagst, vor Gericht gegen dich verwendet werden. Du hast das Recht, zu jeder Vernehmung einen Anwalt hinzuzuziehen. Wenn du dir keinen leisten kannst, wird dir einer gestellt werden. Hast du deine Rechte verstanden?«
    »Ja. Ich brauche keinen Anwalt. Ich gestehe, dass ich diese zwei Männer umgebracht habe. Ich verdiene es, ins Gefängnis zu kommen.« Durch meinen Kopf hallten nur immer und immer wieder diese drei Sätze:
Ich verdiene das, ich verdiene das, ich verdiene das …

Zweiundzwanzig
    Neferet
    A ls sie endlich bereit war, den Fuchsbau zu verlassen, nahm der Regen sich ihrer an und wusch sie rein von all dem Blut und Schmutz, von dem sie bedeckt gewesen war. Die nähere Umgebung war in völligem Chaos. Trotz des Regens wütete im Park über ihr ein Brand.
    Neferet fand, dies war eine zauberhafte Begrüßung.
    Sie nährte sich von dem Tod und der Zerstörung, die ihre Umgebung ihr bot, und nutzte die gewonnene Energie, um sich wieder vor menschlichen Augen zu verbergen.
    Ihr kastanienrotes Haar lag eng um ihren Körper wie ein lebendiger Mantel. Gesättigt und pulsierend vor Macht hoben ihre treuen Tentakel sie in die Luft. Als gehorchten auch die Gewitterwolken ihrem Wink, schwebte Neferet in einer Hülle aus Blitz und Donner, Dunst und Wildheit davon.
    Mit zurückgeworfenem Kopf genoss sie die Liebkosungen des Regens und seine reinigende Kraft auf ihrer nackten Haut. Als sie die Arme hob und sich Fäden der Finsternis darum wickelten, lachte sie über deren eisige, verdorbene Zärtlichkeit.
    »Gehen wir nach Hause. Wir haben so viel zu tun!« Und der Sturm namens Neferet bewegte sich quer durch Tulsa-Mitte auf das Mayo-Hotel zu, dessen Penthouse sie sich zu eigen gemacht hatte.
    »Ah, nicht so schnell!«, säuselte sie dem Gespinst der Finsternis zu, von dem sie getragen wurde. »Sollen wir nicht zuerst zu Abend essen? Ich bin am Verhungern!«
    Erregt erzitterten die finsteren Fäden und warteten voller Ungeduld auf ihren Befehl.
    Neferet öffnete ihren Geist und machte sich auf die Suche – lauschte, spähte mit der entstellten Form jener Gabe, die sie vor so langer Zeit erhalten hatte.
    Mit weit offenen Sinnen glitt sie hoch über der Fünfzehnten Straße in Richtung Westen. An der Boston Avenue verspürte sie einen Zug nach Norden.
    »Genau nach Norden! Ah, all diese köstlichen Seelen, die sich für ach so gut und rein halten!« Ein genüsslicher Schauer überlief Neferet. »Und alle so praktisch an einem Ort versammelt. Als ahnten sie bereits, dass sie mir huldigen müssen.« Gebieterisch wies sie nach rechts. »Dorthin!«
    An der Kathedrale angekommen, befahl Neferet den Fäden innezuhalten, um sich in aller Ruhe an ihrer vollendeten Wahl zu erfreuen. Das Bauwerk strahlte wahrhaft Größe aus. Der Regen ließ es über und über funkeln. Die aufrechten Spitzen des Hauptturmes sahen aus wie Zähne. Die kleineren Zinnen glichen erhobenen Händen mit scharfen Krallen aus Metall, glatt und regenglänzend und scheinbar bereit, auf ihren Befehl hin Tod und Verwüstung zu verbreiten.
    »Gebt mich frei! Ich will gesehen werden.«
    Die magische Wolke verzog sich. Lautlos sank Neferet auf den Asphalt nieder. »Kommt mit mir, meine Lieblinge«, lockte sie ihre Fäden. »Unsere Fastenzeit ist vorüber. Schlemmen wir, wie es mir zukommt!«
    Neferet erklomm die Freitreppe aus Kalkstein. Wie die Schleppe des Krönungsmantels einer Königin wallte die Finsternis hinter ihr her. Sie sah auf. Hoch über ihr ragten die Statuen regennasser goldener Götter auf Streitrössern aus der Wand hervor. Sie schienen sie willkommen zu heißen.
    Unter ihnen, direkt über den drei spitzbogigen Portalen, waren gemeißelte Gruppen anbetender Menschen zu sehen.
    »Mir«, sprach sie die reglosen Statuen an. »Ihr beugt euch mir.« Da fielen Neferet die Worte auf, die unter den Betenden eingemeißelt waren: DIE FRUCHT DES GEISTES ABER IST LIEBE , FREUDE , FRIEDE , DULDSAMKEIT , FREUNDLICHKEIT , GÜTE , TREUE , SANFTMUT UND SELBSTBEHERRSCHUNG .
    Neferet lachte. »Das wird einfacher, als ich gedacht hätte.«
    Nackt betrat Neferet die Kirche durch das Portal, über dem das Wort DULDSAMKEIT stand. Drinnen war die Kirche mattrosa gestrichen, was sie an mit Tränen verdünntes Blut erinnerte. Die Farbe erschien ihr perfekt. Sie wandte sich nach links in einen gerundeten Flur, der zum Eingang des eigentlichen Heiligtums führte. Die Tür war geschlossen.

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