Entfesselt: House of Night 11 (German Edition)
ich mich frage, warum ich eigentlich noch über meine Schuhe nachdenke, wo ich doch sowieso nackt bin?«
Aphrodite stellte sich auf die Zehenspitzen und küsste Darius. »Bin ich froh, dass du nur ein großer hübscher Krieger bist. Dieser nackte Vogelwahnsinn würde mich fertigmachen.«
»Als Vogel ist er nich nackt«, sagte Stevie Rae. »Er hat ja Federn.«
»Gehen wir«, sagte ich, weil es sonst nicht mehr lange gedauert hätte, bis ich wieder heillose Kopfschmerzen bekam.
Winkend verabschiedeten wir uns von den anderen, die sich schon zwischen Unmengen von Kissen, Decken und Schlafsäcken vor dem größten Flachbildschirm zusammendrängten, der die enge Kellertreppe hinuntergepasst hatte. Während wir hinaufstiegen, ertönte die Titelmusik von Django Unchained. »Ich kann mich nicht entscheiden, ob ich den Film mag oder nicht«, sagte ich.
»Tarantino ist ein Genie, Z«, sagte Aphrodite und schloss die Kellertür hinter uns. »Total daneben, aber ein Genie.«
»Anders als du. Du bist nur daneben«, sagte Shaylin.
Stevie Rae kicherte – da erschien jemand im Durchgang zur Sporthalle. Es war Nicole. Als hätte sie einen Schalter umgelegt, brach Stevie Raes Kichern ab. Mit raschelnden Schwingen trat Kalona hinter sie.
»Was macht sie denn hier?«, fragte Stevie Rae Kalona, ohne Nicole anzusehen.
»Sie hat mir gesagt, dass sie dich sucht«, erwiderte er.
»Mich sucht? Mir hinterherspioniert, würd ich sagen.«
»Hinterherspionieren? Das ist genauso daneben, wie Tarantino ein Genie zu nennen«, versetzte Nicole.
Aphrodite fauchte wie eine Katze.
Ich trat vor und sah aus dem Augenwinkel, wie Darius an meine Seite kam. »Was willst du, Nicole?«
Die rote Jungvampyrin erwiderte unbeirrt meinen Blick. »Ich hab Stevie Rae etwas zu sagen.«
»Dann sag’s. Sie steht gleich hier.«
Nicole holte tief Luft und ging auf Stevie Rae zu. Rephaim beobachtete sie scharf, und Kalona blieb hinter ihr. Ich war auf alles gefasst, da berührte mich jemand am Arm.
»Nein«, sagte Shaylin leise. »Es ist nichts Schlimmes.«
Und tatsächlich. Nicole stellte sich vor Stevie Rae, ballte die Hand über dem Herzen zur Faust und verneigte sich. »Ich will dir sagen, dass es mir leidtut, dass ich all diese miesen Sachen gemacht habe. Es tut mir leid, was ich dir antun wollte. Ich hab keine Rechtfertigung dafür. Es war einfach nur falsch. Aber ich habe mich verändert und will gern die Seiten wechseln. Ich will dich als Hohepriesterin haben.«
Es war deutlich zu sehen, wie geschockt Stevie Rae war – ich glaube, wir alle waren geschockt. Okay, Shaylin vielleicht nicht, aber wir Übrigen definitiv. Stevie Rae sah mich an. Ich zuckte mit den Schultern. Sie wandte sich wieder an Nicole. »Warum sollte ich dir glauben?«
»Darüber hab ich mir auch schon Gedanken gemacht, aber leider hab ich keine hundertprozentige Antwort gefunden. Also hoffte ich, dass du mir auch so glauben würdest, weil Hohepriesterinnen vielleicht manche Dinge einfach wissen. Wenn das stimmt, musst du wissen, dass du mir glauben kannst.«
»Berate dich mit deinen Prophetinnen«, sagte Kalona.
Aphrodite schüttelte den Kopf. »Ich hab nichts. Keine Vision, kein Aha-Gefühl in die eine oder andere Richtung. Nada. Frag Shaylin.«
Stevie Rae sah ihre andere Prophetin an. »Was siehst du?«
»Ihre Farben sind hübsch. Sie ist überhaupt nicht mehr rot. Sie ist rosa wie eine Blüte. Sie verbirgt nichts, außer dass sie nervöser ist, als es scheint.« Shaylin lächelte Nicole an. »Sorry, aber ich muss Stevie Rae die Wahrheit sagen.«
Nicoles Mund war zu einer schmalen Linie zusammengepresst. Sie nickte. »Ich verstehe. Und stimmt schon, ich bin nervös.«
»Wo ist Dallas?«, fragte Stevie Rae sie.
»Zuletzt hab ich ihn gesehen, als ich auf dem Weg zu meinem Zimmer war. Da wollte er mit den anderen in seinem Zimmer einen Resident-Evil-Marathon machen. Ich hab ihm gesagt, ich komme nicht. Ich hab fürs Erste genug von Blut und Tod.«
»Also hast du nicht vor, dich ihm noch mal anzuschließen?«, fragte Aphrodite.
Nicole sah sie an. »Ich will nichts mehr mit ihm zu tun haben.«
»Weil du sauer bist, dass er dich wegen Erin hat fallenlassen?«
»Weil ich nicht mit jemandem zusammen sein wollen würde, der so drauf ist. Dallas ist ein mieser Kerl.«
»Sie sagt die Wahrheit«, sagte Shaylin.
»Du hast die Verpflichtung, ihr eine Chance zu geben«, sagte Kalona.
Zuerst fand ich es komisch, dass er so was sagte. Aber dann dachte ich richtig darüber
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