Entfesselt: House of Night 11 (German Edition)
Stark, Darius und Rephaim hatten die gröbste Arbeit erledigt, und nach der Trauerfeier hatten Stevie Raes rote Jungvampyre still und heimlich ihre Schlafsäcke, Kissen und sonstigen Sachen heruntergebracht, während Dallas und seine Leute sich wer weiß wohin zurückgezogen hatten.
Rephaim grinste. »Danke.«
Darius nickte anerkennend. »Es sieht gut aus.«
»Wie ’ne Riesen-Pyjamaparty!«, rief Stevie Rae.
»Weshalb Darius und ich ganz bestimmt nicht hierbleiben werden«, sagte Aphrodite. »Übrigens«, sie gähnte betont, »ich glaube, allmählich bin ich reif fürs Bett. Was ist mit dir, mein Schöner?«
»Dein Wunsch ist mir Befehl.« Er küsste sie.
»Wahrscheinlich sollten all diejenigen, die noch im Wohnheim wohnen, jetzt dorthin gehen – so offensichtlich wie möglich«, sagte ich.
»Hat jemand Dallas und seine roten Idioten gesehen?«, fragte Aphrodite.
»Nein, aber irgendwo auf dem Gelände müssen sie ja sein«, sagte ich.
»Ach, freuen wir uns doch einfach, dass sie nich versucht haben, hier rumzuschnüffeln«, sagte Stevie Rae. »Vielleicht ist Dallas in sein Zimmer gegangen, weil’s ihm mies geht wegen Erin. Immerhin war sie seine Freundin.«
»Als ich ihn zuletzt sah, ging es ihm nicht mies, sondern er war stinksauer«, sagte Aphrodite.
»Wie meinst du das?«, fragte ich.
»Nach der Zeremonie habe ich gesehen, wie er Stevie Rae und Rephaim beobachtete.«
»Seine Farben sind ungut«, sagte Shaylin. »So ein Wutgewirbel. Ich finde auch, er wirkt eher wütend als traurig. So ungern ich das sage, falls er und seine Freunde sich in sein Zimmer verkrochen haben, dann nicht, um ihn zu trösten. Ich fürchte, der will keinen Trost, der will eher Rache.«
»Dann muss er sich auf die Jagd nach Neferet machen«, sagte ich. »Wenn jemand für Erins Tod verantwortlich ist, dann sie.«
»So wie seine Farben aussehen, glaub ich nicht, dass er so denkt. Er ist stinkwütend, Punkt. Und er wird seine Wut an jemandem auslassen, der in Reichweite ist.«
»Wir müssen ein Auge auf ihn haben«, sagte Aphrodite. »Vor allem du, Shaylin. Wenn du siehst, dass seine Farben besonders wild zu wirbeln anfangen, musst du unseren Kriegern Bescheid sagen – aber schnell. Und dann Thanatos oder Z.«
Ich sah von einer Prophetin zur anderen. »Schön, dass ihr zusammenarbeitet.«
»Find ich auch«, sagte Stevie Rae.
»Wir tun nur unsere Arbeit. Kein Grund, sentimental zu werden. Und apropos Arbeit – hat jemand mal nach Shaunee gesehen?«
Ich seufzte. »Wahrscheinlich steht sie noch immer am Scheiterhaufen. Lasst uns doch gemeinsam dort vorbeigehen und sie abholen. Sie braucht eine Dusche und viel Schlaf.«
»Gut, dass ich mit ihr im Zimmer wohne«, sagte Stevie Rae. »Ich werd dafür sorgen, dass sie auch noch ’nen Happen isst.«
»Also, ich muss einfach mal fragen. Wie zur Hölle kommt Rephaim eigentlich zurück in euer Zimmer – lasst ihr einfach das Fenster offen oder was?«, wollte Aphrodite wissen.
»Wieso willst du das wissen – willste dich drüber lustig machen?«, fragte Stevie Rae zurück.
»Nein, Landei. Diesmal nicht. Ich bin einfach nur neugierig.«
Ich sagte nichts. Die Sache war, ich war auch neugierig. Auch Shaylin und Darius schwiegen.
Es war nun mal total krass, dass Rephaim sich jeden Morgen in einen Vogel verwandelte, und wir starben vor Neugier auf die Details
.
»Ja, sie lässt das Fenster einen Spalt offen stehen«, antwortete Rephaim für sie.
»Okay«, sagte Aphrodite. »Und du fliegst raus und wieder rein.«
»Normalerweise nur rein. Kurz vor Sonnenaufgang gehe ich nach draußen, und wenn die Sonne sinkt, fliege ich zurück.«
Shaylin war es, die die Frage stellte, die ich mich nicht zu stellen traute, weil ich nicht gewusst hätte, wie ich sie hohepriesterlich formulieren sollte. »Und was ist mit deinen Klamotten?«
»Er zieht sie aus, wenn die Sonne fast da ist«, sagte Stevie Rae. »Und ich nehme sie mit zurück ins Zimmer, und wenn er wieder er selber ist, zieht er sie an.«
»Ich wette, es wäre ätzend, wenn ihr das mit dem Fenster mal vergessen würdet«, sagte Shaylin.
Rephaim lächelte. »Ja, es wäre unangenehm, wenn ich dort oben im zweiten Stock hinge und rufen müsste, bis mich jemand reinlässt.«
Stevie Rae kicherte. »Nackt.«
»Das wäre wie einer von meinen furchtbaren Albträumen, wo ich auf einmal nackt in der Schule sitze«, sagte ich.
»So was hab ich auch!«, rief Shaylin. »Die sind grausig. Und ich kann nie meine Schuhe finden. Wobei
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