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Entfesselt: House of Night 11 (German Edition)

Entfesselt: House of Night 11 (German Edition)

Titel: Entfesselt: House of Night 11 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P.C. Cast , Kristin Cast
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daraus Kraft, bis sich die Fragmente von Vergangenheit und Gegenwart endlich wieder zu Erinnerungen vervollständigten und zu einem einzigen großen
Wissen
wurden.
    Der Schock dieses Wissens sandte einen Strom ungeformter Energie durch ihren Geist, der die Fäden der Finsternis in ihre Komponenten zerlegte und die nötige Kraft lieferte, um diese zu einem neuen Körper zusammenzusetzen. Neferet war fast wieder vollständig, als die Elemente sie verstießen. Sie wurde aus dem Kreis geschleudert und floh.
    Sie kam nur bis zu dem eisernen Tor, das den Schulcampus der Vampyre von der Straße der Menschen trennte. Hier nahm ihr Körper endgültig feste Gestalt an, und die Macht, die sie in sich gesogen hatte, war restlos aufgebraucht. Keuchend und schwach wie ein neugeborenes Kind sank sie gegen die Mauer, die sich um das House of Night zog, und kämpfte darum, bei Bewusstsein zu bleiben.
    Sie brauchte Nahrung!
    Hunger beherrschte all ihre Sinne, bis seine erhobene Stimme zu ihr drang, verächtlich und sarkastisch. »Natürlich, meine Liebe«, höhnte er übertrieben. »Du hast ja recht. Du hast
immer
recht. Ich habe auch kein Interesse an dieser lächerlichen Verlosung – nein, was gehen mich die fünfhundert Dollar an, die ich in Lose investiert habe, nur um vielleicht diesen Thunderbird Baujahr ’ 66 zu gewinnen, den die Vampyre als Hauptpreis ausgesetzt haben. Nein, gar kein Problem! Und wie du schon
so oft
gesagt hast, wir hätten wirklich einen Wagen mit Chauffeur nehmen sollen. Tut mir ganz furchtbar leid, dass ich dir
zumuten
muss zu warten, bis ich den ganzen Weg zum Parkplatz gegangen bin, das Auto geholt habe und dich abhole, während du dir die Zeit damit vertreiben musst, dich auf einer Bank auszuruhen. Oh, und wie begeistert ich darüber bin, welch tiefen Einblick in dein Dekolleté du diesen zwei Blödmännern aus dem Stadtrat gewähren konntest, während du ihnen deine verstiegenen Spekulationen über Neferet zugezischelt hast. Ha, ha!«, trieb sein sarkastisches Lachen durch die Nacht zu ihr herüber. »Hättest du dir mal nur kurz um andere Dinge Gedanken gemacht als um dich selbst, dann wäre dir klargeworden, dass Neferet hervorragend auf sich selbst aufpassen kann. Vandalen in einer Penthousesuite, von denen weit und breit niemand was gesehen hat? Wer’s glaubt, wird selig. Dieses Chaos sah eindeutig nach weiblichem Tobsuchtsanfall aus. Ich bedaure denjenigen zutiefst, dem er galt, aber für Neferet hege ich keinen Funken Mitleid.«
    Neferet setzte sich mühsam auf und lauschte mit allen Sinnen. Der Mensch hatte ihren Namen ausgesprochen. Das musste bedeuten, dass die Götter ihn ihr schickten.
    Sein Druck auf den Funkschlüssel ließ die Lichter eines Lexus keine drei Meter von ihrem Versteck aufblitzen, während er brummte: »Verfluchtes Weib. Leute schlechtmachen und intrigieren, das ist alles, was sie interessiert. Hätte ich nur auf Vater gehört und die Finger von ihr gelassen. Was hab ich denn von den fünfundzwanzig Jahren mit ihr gehabt? Bluthochdruck, Sodbrennen und eine undankbare Tochter. Ich hätte der erste ledige Bürgermeister Tulsas seit fünfzig Jahren sein können, und die Töchter sämtlicher Ölbarone hätten mir zu Füßen gelegen. Aber nein, ich musste mir ja diesen Klotz ans Bein ketten …«
    Sein Gemurmel verschwamm zu einem diffusen Hintergrundrauschen, als ihr hypersensibles Gehör sich auf seinen Herzschlag einstellte. Sie seufzte dankbar. Oh ja, er roch nach Abendessen. Sie hatte nicht vor, den Schicksalsmächten zu danken, die ihn ihr gesandt hatten. Es war nur angemessen, dass diese ihr halfen – als Zeichen ihrer Freude, sie wieder in ihren unsterblichen Reihen begrüßen zu dürfen.
    Als sie sich auf die Füße gekämpft hatte, öffnete er gerade die Tür der Limousine. Sie legte all ihren Hunger, all ihr Verlangen in seinen Namen.
    »Charles!«
    Er hielt inne, richtete sich auf und spähte in ihre Richtung, versuchte in der Dunkelheit etwas zu erkennen. »Hallo? Ist da jemand?«
    Neferet brauchte kein Licht, um zu sehen. Mühelos, ja genussvoll durchdrang ihr Blick die Finsternis. Sie musterte sein ordentlich gekämmtes Haar, die gut sitzenden Konturen seines maßgeschneiderten Anzugs, den Schweiß auf seiner Oberlippe und den regelmäßigen Pulsschlag an seinem Hals, in dem sein Lebensblut strömte.
    Sie trat vor und warf ihr langes kastanienbraunes Haar zurück, gewährte ihm freien Blick auf ihren sinnlichen nackten Leib. Dann – als fiele es ihr jetzt

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