Entfesselt: House of Night 11 (German Edition)
Beine aufs Korn. »Feuer, komm zu mir.« Um uns herum wurde es wärmer. Mit einem Lächeln, das ihr eine funkelnde Schönheit verlieh, fuhr sie fort: »Heiz ihnen ein, aber brat sie nicht.«
Das Feuer tat genau wie gewünscht. Ohne dass Rauch, Flammen oder Funken entstanden, wurde es um uns noch heißer. Die Spinnenmasse wogte in sichtlichem Unbehagen.
Ich sah mich um und bemerkte erst jetzt, dass Shaylin nicht mitgekommen war. »Wo ist das Wasser? Wir brauchen Shaylin.«
»Noch auf’m Parkplatz«, sagte Stevie Rae. »Ich hab sie auf dem Handy angerufen, aber sie hat nich abgenommen.«
»Vielleicht hat sie es nicht klingeln hören«, sagte Damien. »Da draußen ist eine Menge los.«
»Okay, kein Problem«, sagte Aphrodite. »Ich kann ersatzweise Wasser sein. Der Kreis wird nicht so stark werden, aber wenigstens komplett.«
Sie wollte gerade Shaunees Hand nehmen, da schob sich Erin durch die Nonnenbarriere. »Hab ich’s doch gespürt, dass da ein Kreis beschworen wird!« Als sie Aphrodite sah, rümpfte sie die Nase. »Was, du Sumpfhuhn willst das Wasser rufen? Das ist ja ’ne Beleidigung. Ich bin das einzig Wahre!«
»Ja, ein wahres Irgendwas bist du definitiv«, gab Aphrodite zurück. »Aber das hat mit anderen Flüssigkeiten zu tun als mit Wasser.«
»Ich hab dir doch gesagt, gib dich nicht mehr mit diesen Weicheiern ab«, bemerkte Dallas von außerhalb der Barriere und bedachte die Nonne, die ihn nicht durchließ, mit einem ätzenden Blick.
Erin warf ihm ein kokettes Lächeln zu. »Ich weiß, was du gesagt hast, Baby. Aber du weißt, dass ich ’n paar Sachen nicht abkann. Und wenn das Wasser bei ’nem Kreis draußen bleiben soll, muss ich was dagegen tun.«
Dallas zuckte mit den Schultern. »Von mir aus. Klingt für mich wie pure Zeitverschwendung.« Plötzlich kniff er die Augen zusammen, als würde ihm gerade klar, was die Nonnenbarriere bedeutete. »Aber hey, warum zum Henker beschwört deine debile Exclique mitten am Tag der offenen Tür einen Kreis? Was geht hier eigentlich ab, hä?«
»Wir haben keine Zeit zum Rumdiskutieren«, zischte ich. »Stark, schaffst du uns bitte Dallas vom Hals und sorgst dafür, dass er sich den Rest des Abends nicht mehr muckst?«
»Aber gern.« Lächelnd packte Stark Dallas am Kragen und zerrte ihn von uns und dem Hauptplatz des Campus weg. Dallas wehrte sich fluchend, aber gegen meinen Krieger kam er so wenig an wie eine sirrende Mücke. Ich drehte mich zu Erin um. »Egal was passiert ist, du bist Wasser, und dein Element ist in unserem Kreis willkommen. Aber negative Energie können wir hier nicht gebrauchen – wir haben größere Probleme.« Ich nickte zu den Spinnen hin.
Erins Blick folgte meinem, und sie keuchte auf. »Himmel, was ist denn das?«
Ich öffnete den Mund und wollte schon eine Ausrede erfinden, aber mein Bauchgefühl ließ mich innehalten. Ich sah Erin in die blauen Augen. »Ich glaube, es ist das, was von Neferet übrig ist. Jedenfalls ist es böse und gehört nicht aufs Schulgelände. Wirst du uns helfen, es rauszuschmeißen?«
»Spinnen sind eklig«, sagte sie, aber dann erfasste ihr Blick Shaunee, und ihre Stimme erstarb. Sie hob das Kinn und räusperte sich. »Eklige Sachen haben hier nichts zu suchen.« Noch einmal hielt sie inne. »Das ist auch meine Schule«, sagte sie dann und trat entschlossen auf Shaunee zu.
Ihre Stimme klang komisch, irgendwie heiser. Ich hoffte, das bedeutete, dass ihre Gefühle endlich wieder auftauten und sie vielleicht wieder zu der werden würde, die wir einmal gekannt hatten.
Shaunee hielt ihr die Hand hin. Erin nahm sie.
»Schön, dass du da bist«, hörte ich Shaunee flüstern.
Erin gab keine Antwort.
»Sei diskret«, bat ich sie.
Knapp nickte sie. »Wasser, komm zu mir.« Die Luft begann nach Meer und Frühlingsregen zu riechen. »Mach sie nass.«
An den Käfigen bildeten sich Wassertropfen und flossen am Boden zu Pfützen zusammen. Ein faustgroßer Klumpen Spinnen verlor an dem nassen Metall den Halt und platschte in den Teich darunter.
»Stevie Rae«, sagte ich und streckte die Hand aus. Sie packte sowohl meine als auch Erins Hand. Der Kreis war geschlossen.
»Erde, komm zu mir«, sagte sie, und wir waren von dem Duft und den Geräuschen einer Sommerwiese umgeben. »Lass nich zu, dass die unseren Campus verseuchen.«
Kaum merklich begann die Erde unter uns zu beben. Weitere Spinnen fielen von den Käfigen in das Wasser, das von ihrem Gezappel zu brodeln begann.
Jetzt war ich dran. »Geist,
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